DOMRADIO.DE: Rund 650 Gäste werden morgen um 10 Uhr in der Ludwigskirche in Saarbrücken zu einem ökumenischen Gottesdienst erwartet. Dieser bildet traditionell den Auftakt der Feierlichkeiten. Welches Signal wollen und werden die Kirchen dabei geben?
Katja Göbel (Leiterin des Katholischen Büros im Saarland): Beim ökumenischen Gottesdienst wie auch bei den gesamten Feierlichkeiten, geht es um das Thema Wandel. Dabei steht nicht nur der Wandel selbst im Mittelpunkt, sondern auch Begriffe wie Mut und Zuversicht. Genau diese Signale wollen die beiden großen Kirchen im Saarland aussenden.
DOMRADIO.DE: "Zukunft durch Wandel", das ist das Motto der Feierlichkeiten und auch das Motto der Bundesratspräsidentschaft des Saarlandes. Wir haben erlebt, dass Wandel zum Guten führen kann, die deutsche Wiedervereinigung vor 35 Jahren hat das gezeigt. Kann uns dieses Beispiel gerade in Zeiten großer Umbrüche Mut machen?
Göbel: Es muss Mut machen. Denn wenn Mut und Zuversicht fehlen, dann fehlt unserer Gesellschaft ein ganz wesentliches Merkmal. Genau hier sind wir Kirchen gefragt, diesen Mut und diese Zuversicht auch weiterzugeben. Gerade im Saarland haben wir da eine besondere Erfahrung. Wir haben ja 1957 so etwas wie eine eigene "Wiedervereinigung" gefeiert. Das können wir hier miterleben. Und auch die Nähe zu Frankreich spielt dabei eine wichtige Rolle.
DOMRADIO.DE: Über den ökumenischen Gottesdienst hinaus sind die beiden großen Kirchen während des Bürgerfestes, das ja bereits heute beginnt und bis Samstag dauert, stark präsent. Was steht dabei im Fokus?
Göbel: Wir haben eigene Stände der Bistümer Trier und Speyer. Dort präsentieren wir alles rund um das Thema Bildung. Von Schulen und Kitas über Jugendverbände, Familienbildungsstätten und Lebensberatungsstellen bis hin zu Engagementprojekten und Seelsorge vor Ort. Darüber hinaus hat das Bistum Speyer noch einen eigenen Stand neben diesem Einheitsstand.
Die Kirche der Jugend hat ihr Tiny House aufgebaut und stellt dort spannende Projekte vor. Auch die Caritas, aus beiden Diözesen, zeigt wichtige Angebote direkt vor Ort. In der Basilika St. Johann gibt es im Innenhof eine Weinlounge des Freundeskreises der Kirche der Jugend Elia, in Kooperation mit den bischöflichen Weingütern Trier. Außerdem finden in der Basilika St. Johann zahlreiche Veranstaltungen und Konzerte statt.
DOMRADIO.DE: Warum ist es gerade jetzt so wichtig, dass sich insbesondere auch die großen Kirchen zeigen?
Göbel: Ich halte das für so wichtig, weil wir als Kirchen einen sehr großen sozialen Beitrag leisten. Unser Engagement zeigt sich nicht nur in der Seelsorge, sondern auch ganz konkret in der Bildung vor Ort. Und genau das wollen wir auch an dieser Stelle zeigen. Gerade in der heutigen Zeit, in der unsere Gesellschaft sich stark im Wandel befindet, ist das umso wichtiger.
DOMRADIO.DE: Was können die Kirchen konkret tun?
Göbel: Auf der Festmeile können wir nicht nur präsent sein, sondern auch zeigen, was es Schönes gibt und gemeinsam feiern. Darüber hinaus ist es mir wichtig, unsere Bildungsangebote zu präsentieren. Gerade in einer Zeit, in der, seien wir ehrlich, die Kirche als Institution immer weniger im Fokus steht, wollen wir zeigen, dass Kirche nicht nur "Kirchtumdenken" bedeutet.
Sie bietet viel mehr: Wertebewusstsein, Bildungsmaßnahmen, Demokratieförderung. All das ist uns wichtig. Und das wollen wir einfach zeigen. Ein Fest wie dieses, bei dem Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet zu uns kommen, bietet dafür die beste Gelegenheit. Und diese Angebote gibt es nicht nur im Saarland. Jedes Bistum in jeder Region stellt ähnliche Programme bereit. Das wollen wir sichtbar machen.
Das Interview führte Carsten Döpp.