Kirchen loben katholisch-evangelischen Reli-Unterricht

Differenzen wahrnehmen

Die NRW-Landesregierung und die Kirchen haben eine positive Bilanz des gemeinsamen Religionsunterrichtes von katholischen und evangelischen Schülern gezogen. Der konfessionell-kooperative Unterricht sei "gelebte Ökumene".

Autor/in:
Andreas Otto
Schüler melden sich im Unterricht / © Harald Oppitz (KNA)
Schüler melden sich im Unterricht / © Harald Oppitz ( KNA )

Das sagte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) am Montag in Düsseldorf. Er leiste einen entscheidenden Beitrag dazu, den bekenntnisorientierten Religionsunterricht in NRW zu sichern.

Bei dem Schulangebot erhalten Schüler beider Konfessionen in einer Gruppe Religionsunterricht, wenn aus Mangel an Teilnehmern ein eigener katholischer oder evangelischer Unterricht nicht zustande kommt. Das Modell sieht einen verpflichtenden Wechsel zwischen katholischen und evangelischen Fachlehrern vor, damit die Schüler beide konfessionellen Perspektiven kennenlernen.

Erzbistum Köln will mit einsteigen

Diese neue Form des Religionsunterrichts startete im Schuljahr 2018/2019 nach einer Einigung zwischen Landesregierung, den evangelischen Landeskirchen im Rheinland, in Westfalen und Lippe sowie den katholischen Bistümern Aachen, Essen, Münster und Paderborn. Das Erzbistum Köln beteiligte sich zunächst nicht an dem Projekt, will aber im kommenden Schuljahr folgen.

Religionsunterricht in der Schule / © Corinne Simon (KNA)
Religionsunterricht in der Schule / © Corinne Simon ( KNA )

Laut Feller bieten inzwischen 536 der rund 5.500 Schulen den kooperativen Religionsunterricht an. Sie gliederten sich in 275 Grundschulen und 261 Schulen der Sekundarstufe I. Mehr als 100.000 Schüler nähmen an dem Unterricht teil. Mit dem neuen Modell könne der Religionsunterricht angesichts rückläufiger Schülerzahlen zukunftssicher gemacht werden. Religionslehrkräfte gibt es laut der Ministerin ausreichend.

Hamers lobt Projekt

Der Vertreter der katholischen Kirche bei Landtag und Landesregierung, Antonius Hamers, sagte, der kooperative Religionsunterricht helfe, den eigenen Standpunkt zu verstehen und Differenzen wahrzunehmen. Entscheidend sei, dass die beteiligten Lehrkräfte ihre jeweiligen Standpunkte sichtbar machten, ergänzte der evangelische Repräsentant Rüdiger Schuch.

Antonius Hamers / © Andreas Otto (KNA)
Antonius Hamers / © Andreas Otto ( KNA )

Der Siegener Religionspädagoge Ulrich Riegel, der das Unterrichtsangebot wissenschaftlich untersuchte, betonte, dass fast alle Eltern, Lehrkräfte und Schüler den kooperativen Unterricht befürworteten. Die Schülerinnen und Schüler begrüßten es, dass sie auch im Fach Religion in der Klassengemeinschaft lernen und sich mit der jeweils anderen Sicht auseinandersetzen könnten. Viele brächten indes kein konfessionelles Bewusstsein mehr mit.

Laut Riegel wünschen sich Schülerinnen und Schüler sowie Eltern über den Dialog der Konfessionen hinaus auch einen Austausch zwischen den Religionen wie dem Islam. Hamers und Schuch zeigten sich offen dafür - allerdings nur im Rahmen einer projektbezogenen Zusammenarbeit.

Anteil christlicher Schüler gesunken

Der Anteil christlicher Schüler an den NRW-Schulen ist von rund 85 Prozent im Schuljahr 2004/2005 auf derzeit rund 55 Prozent gesunken.

Schüler melden sich im Unterricht am Aloisiuskolleg in Bonn am 8. Juli 2019. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Schüler melden sich im Unterricht am Aloisiuskolleg in Bonn am 8. Juli 2019. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Anteil muslimischer Schüler beläuft sich auf rund 17 Prozent. Von 2012 bis 2021 nahm die Zahl der katholischen Schüler nach Angaben von Feller um etwa 196.000 ab, die der evangelischen um 183.300.

Bei der wissenschaftlichen Untersuchung sei auch Kritik an dem Projekt laut geworden, führte Riegel aus. Schulen empfänden die Beantragung der Unterrichtsform als zu bürokratisch. Zudem vermissen sie ausreichend didaktisches Material.

Hintergrund: Religionsunterricht in Deutschland

Der Religionsunterricht in Deutschland ist als einziges Unterrichtsfach im Grundgesetz abgesichert. Als ordentliches Lehrfach ist er in den meisten Bundesländern den übrigen Schulfächern gleichgestellt. Schüler können sich aber aus Gewissensgründen abmelden.

Schüler im Religionsunterricht / © Peter Steffen (KNA)
Schüler im Religionsunterricht / © Peter Steffen ( KNA )
Quelle:
KNA