Nach dem Terroranschlag auf das jüdische Chanukka-Lichterfest in Sydney haben die Kirchen im Südwesten der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland ihr Mitgefühl und ihre Unterstützung ausgesprochen. "Wir lassen nicht zu, dass Hass das Licht von Chanukka verdunkelt. Gerade jetzt stehen wir an der Seite aller Jüdinnen und Juden - in Sydney, in Deutschland und hier bei uns", erklärten die badische Landesbischöfin Heike Springhart und der Freiburger Erzbischof Stephan Burger.
Die Kirchen gedenken der Opfer und Betroffenen, die Gedanken gälten aber auch der Israelitischen Gemeinde Baden und "allen, die jüdisches Leben in unsere Städte tragen und gestalten", so Springhart und Burger. Das jüdische Lichterfest sei ein Zeichen gegen Unmenschlichkeit, Diskriminierung und Hass. "Wer jüdische Menschen angreift und von Antisemitismus getrieben ist, greift uns alle an."
Zum Ende des Chanukka-Fests wollen die Kirchen in Baden-Württemberg am Samstag in Pforzheim gemeinsam mit den jüdischen Gemeinschaften Chanukka- und Adventslichter entzünden.
Warnungen für Israelis im Ausland
Israels nationaler Sicherheitsrat rief alle Israelis zu Vorsicht bei Auslandsaufenthalten auf: "Es wird dringend empfohlen, unsichere öffentliche Veranstaltungen zu meiden, darunter Veranstaltungen in Synagogen, Chabad-Häusern, Chanukka-Feiern." Nachahmerangriffe durch Terrorunterstützer seien nicht auszuschließen.
Am Sonntag hatten Attentäter auf der jüdischen Feier auf Sydneys Bondi Beach 15 Menschen erschossen. Die Täter waren nach Angaben der Polizei ein 50-jähriger Pakistaner und sein 24 Jahre alter Sohn. Der Vater kam bei dem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben, während sein verletzter Sohn im Krankenhaus behandelt wird.
Warnungen für Israelis im Ausland sind nach Worten des Beauftragten der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, besorgniserregend. "Ich höre aus der jüdischen Community in Deutschland, dass sie sich in Synagogen zwar sicher fühlen, aber nicht auf dem Weg dorthin. Es muss uns absolut zu denken geben, wenn israelischen Bürgern geraten wird, Orte ihrer religiösen Identität zu meiden", sagte Klein im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Mühsamer Prozess
Der deutsche Staat müsse die Grundrechte aller Menschen sichern, betonte Klein. "Nach meinen Beobachtungen ist die jüdische Gemeinschaft in Deutschland insgesamt zufrieden mit Polizei und Verfassungsschutz, denn antisemitische Straftaten werden häufiger als früher angeklagt, und es kommt auch häufiger zu Verurteilungen." Das alles sei aber ein mühsamer Prozess.
Der Präsident des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sagte den Opfern und Betroffenen "unverbrüchlichen Beistand" zu. "Unsere Solidarität und unser Mitgefühl gelten den Menschen in Australien sowie in Israel." Zugleich verurteile man den "weltweit ansteigenden Antisemitismus, von dem wir aus der Geschichte wissen, welches Ende er genommen hat".
Max Privorozki, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Halle, auf die 2019 ein Anschlag verübt worden war, sagte der "Süddeutschen Zeitung": "Wir sind viel vorsichtiger geworden." Man bekomme Mails und Briefe voller Hass, teilweise auch mit Morddrohungen. Angesichts der zunehmenden Bedrohungen gäben sich viele in seiner Gemeinde nicht mehr als Juden zu erkennen.
"Zutiefst beunruhigende Realität"
Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit forderte, der Anschlag müsse alle wachrütteln. Antisemitismus sei "eine ernste Gefahr für uns alle", so der Dachverband. "Wir müssen uns entschieden dagegen zur Wehr setzen." Der Angriff in Sydney sei "eine weitere grausame Steigerung der Judenfeindschaft auf dem südlichen Kontinent".
In Australien selbst verurteilten Politiker aller Parteien, Vertreter der jüdischen Gemeinschaft und Sprecher von Religionen mit scharfen Worten den Anschlag. Erzbischof Timothy Costelloe, Vorsitzender der katholischen Australischen Bischofskonferenz, erklärte: "Das ist eine schockierende und zutiefst beunruhigende Realität, die unser eigenes Verständnis von uns selbst als Australier in Frage stellt."
Alex Ryvchin, Co-CEO des Exekutivrats des australischen Judentums, bezeichnete bei CNN die Bluttat als "logische Konsequenz" des zunehmenden Antisemitismus in seinem Land. Gewählten Amtsträgern warf Ryvchin vor, die Unterstützung der jüdischen Gemeinde als politisch zu kostspielig zu bewerten.