Unter den Toten sei auch einer der Angreifer, teilte die Polizei am späten Sonntagabend (Ortszeit) mit. Ein anderer Verdächtiger sei in Gewahrsam.
Dutzende Personen seien bei dem Schusswaffenangriff in Australien teils schwer verletzt in umliegende Krankenhäuser gebracht worden, berichtete der Sender ABC. Premierminister Anthony Albanese sprach in einer emotionalen Pressekonferenz von einem "verheerenden Terroranschlag". Dieser antisemitische Akt habe "das Herz unserer Nation getroffen" und sei ein Angriff auf alle Australier. In Sydneys Stadtteil Bondi lebt eine der größten jüdischen Gemeinden Australiens.
"Für Hass, Gewalt und Terrorismus ist in unserem Land kein Platz", fügte Albanese hinzu: "Lassen Sie mich klar sagen: Wir werden sie (Anmerkung der Redaktion: Hass, Gewalt und Terrorismus) ausmerzen." Die Sicherheitsbehörden arbeiteten fieberhaft daran, die Hintergründe der Bluttat aufzuklären.
Augenzeugen berichteten in TV-Interviews von mehr als 50 Schüssen auf die Teilnehmer der Veranstaltung zum jüdischen Lichterfest. "Alle rannten los. Zwei Polizisten lagen neben mir auf dem Boden, überall war Blut", sagte ein Betroffener.
Entsetzen in Israel
Auch international löste der Anschlag Entsetzen und Anteilnahme aus - nicht zuletzt in Israel. Staatspräsident Isaac Herzog machte in einem Social-Media-Posting am Sonntag "niederträchtige Terroristen" verantwortlich.
"Unser tiefstes Mitgefühl gilt unseren jüdischen Schwestern und Brüdern in Sydney", so Herzog. Diese seien beim Anzünden der ersten Kerze zum jüdischen Lichterfest Chanukka attackiert worden. Er habe bereits mit einem Vertreter der betroffenen Gemeinde telefoniert, um seine Anteilnahme zu übermitteln.
Herzog wies darauf hin, dass Israel Australien zuletzt immer wieder aufgefordert habe, etwas gegen "die enorme Welle des Antisemitismus" im Land zu unternehmen. Die Zahl der antisemitischen Vorfälle ist in Australien - wie in vielen Ländern - nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 deutlich gestiegen.
Muster antisemitischen Terrors
In Deutschland rief der Zentralrat der Juden zur Solidarität auf. "We stand with Sydney", hieß es in Sozialen Medien neben einem Bild mit einer brennenden Kerze. "In diesen schweren Stunden sind wir in Gedanken bei den Betroffenen, den Verletzten und den Angehörigen der Opfer."
Zentralrats-Präsident Josef Schuster erklärte dazu, man müsse sich klarmachen, "dass dieser Angriff auf das Chanukka-Fest nicht zufällig stattgefunden hat. Es ist das Muster antisemitischen Terrors, Feiertage auszuwählen, um arg- und wehrlose Menschen zu ermorden."
Die Angriffe auf jüdische Einrichtungen und Veranstaltungen weltweit würden "immer häufiger und immer tödlicher", fügte er hinzu: "Den Terroristen geht es darum, unsere westliche Art, zu leben und zu feiern, zu zerstören. Das dürfen wir niemals zulassen."
Die Konferenz Europäischer Rabbiner ruft zu entschiedenem Handeln auf. "Wir trauern mit der jüdischen Gemeinde von Sydney und mit den Familien, die um ihre Angehörigen trauern, die kaltblütig ermordet wurden - nur weil sie Juden waren", erklärte Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz, am Sonntag in München. Wörtlich forderte er weiter: "Dieser brutale Hass, der im Westen ungehindert um sich greift, muss entschieden bekämpft und gestoppt werden."
Anteilnahme der Kirchen in Deutschland
Die Kirchen in Deutschland drücken ebenfalls ihre Betroffenheit aus.
"Entsetzt stehen wir vor dem Anschlag in Australien. Wir trauern um die unschuldigen Toten", erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing: "Die fürchterliche Gewalt ist mit nichts zu rechtfertigen. Unsere Solidarität gehört allen Jüdinnen und Juden gerade zu Beginn des Channuka-Festes."
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, sprach von einem "abscheulichen Anschlag" auf die jüdische Gemeinde in Australien. "In aller Schärfe verurteilen wir als evangelische Kirche jegliche Form von Antisemitismus - heute und in Zukunft. Und wir beten in tiefer Verbundenheit für all jene, die heute am Bondi Beach ihr Leben verloren, für ihre Angehörigen und die schnelle Genesung der Verletzten."
"Es ist schrecklich, dass Jüdinnen und Juden weltweit wieder um ihre Sicherheit bangen müssen, und es macht mein Herz schwer, dass ausgerechnet zu Beginn des Lichterfests Chanukka ein so abscheulicher Anschlag auf die jüdische Gemeinde in Australien erfolgte", betonte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs. "In aller Schärfe verurteilen wir als evangelische Kirche jegliche Form von Antisemitismus - heute und in Zukunft", fügte sie hinzu: "Und wir beten in tiefer Verbundenheit für all jene, die heute am Bondi Beach ihr Leben verloren, für ihre Angehörigen und die schnelle Genesung der Verletzten."
Zeichen der Solidarität in Berlin
Die jüdische Gemeinde Chabad Berlin verurteilte den "feigen Akt der Gewalt". Dieser richte sich nicht nur gegen die jüdische Gemeinschaft, sondern gegen die grundlegenden Werte von Frieden, Religionsfreiheit und Menschlichkeit. Die Gemeinde rief die deutsche Öffentlichkeit dazu auf, gemeinsam innezuhalten und ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Daher werde man das für 17.30 Uhr geplante öffentliche Entzünden der ersten Chanukka-Kerze am Brandenburger Tor nicht absagen.
Vertreter aus Politik und Verbänden in Deutschland haben bestürzt auf den Angriff auf eine Feier zum Beginn des jüdischen Lichterfests Chanukka am Strand Bondi Beach im australischen Sydney reagiert. Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) erklärte am Sonntag auf der Internetplattform X, der Terroranschlag sei "ein Akt des Hasses", der sich am ersten Tag von Chanukka gegen alle Jüdinnen und Juden weltweit richte. "Meine Gedanken sind bei den Familien der Ermordeten, den Verletzten und der jüdischen Gemeinde."
Merz: Angriff auf gemeinsame Werte
Bundeskanzler Friedrich Merz hat den Terrorangriff auf eine jüdische Chanukka-Feier in Sydney als "Angriff auf unsere gemeinsamen Werte" verurteilt: "Diesem Antisemitismus müssen wir Einhalt gebieten - hier in Deutschland und weltweit", schrieb er am Sonntag auf der Plattform X. Der Anschlag lasse ihn fassungslos zurück: "Meine Gedanken sind bei den Opfern und Angehörigen."
Auch Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) erklärte, die Bilder des antisemitischen Terroranschlags in Sydney seien schockierend und machten fassungslos: "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Dass Juden - weltweit - nicht mehr unbeschwert leben können, dass ihre Zugehörigkeit zum Judentum und der Besuch jüdischer Feste wie Chanukka zur Gefahr für das eigene Leben werden, ist unerträglich."
Juden- und Israelhass seien keine Meinung, fügte sie hinzu: "Sie sind menschenverachtend - niemals dürfen sie wieder gesellschaftsfähig werden. Daher rufe ich alle dazu auf, ein Zeichen zu setzen - jetzt erst recht: Überall dort, wo in diesen Tagen Chanukka-Kerzen entzündet werden, sollten wir Solidarität und Gesicht zeigen."
Auch der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, sprach den Opfern und Angehörigen sein Mitgefühl aus. "Wir stehen solidarisch an der Seite der jüdischen Gemeinschaften weltweit. Der Schutz jüdischen Lebens sowie der Kampf gegen Terrorismus und Antisemitismus müssen auch in Deutschland zu einer zentralen politischen Priorität werden", sagte er. "Wer jüdische Feiern, jüdische Einrichtungen und Jüdinnen und Juden terroristisch angreift, handelt aus antisemitischer Motivation."
Antisemitismusbeauftragter Klein ruft zum Schutz jüdischer Menschen auf
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, rief zu entschlossenem Schutz von Jüdinnen und Juden auf: "Dass jüdisches Leben und jüdische Festtage immer wieder zum Ziel von Terror werden, ist unerträglich. Weder der Staat noch unsere Gesellschaft dürfen dies und seine Ursache, den Antisemitismus, unwidersprochen hinnehmen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Wir müssen jüdisches Leben schützen."
Auch in Deutschland bestehe weiterhin eine abstrakt erhebliche Gefährdungslage für jüdische Einrichtungen. Die Sicherheitsbehörden seien aber gut aufgestellt: "Wichtig ist, dass wir uns von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen - weder an Chanukka noch auf Weihnachtsmärkten."
Redaktioneller Hinweis: Der Artikel wurde gegen 16:00 Uhr aktualisiert.