Kirche und Wohlfahrt entwickeln Konzepte für klimafreundliche Gebäude

"Gebäude sind ein großer Hebel"

Beim dritten Kölner Klimaforum diskutierten Verantwortliche von Caritas und Kirche mit Politikern über Wege zu mehr Klimaschutz. Warum der Gebäudebestand eine zentrale Rolle spielt und wie man den Fortschritt beschleunigen könnte.

Autor/in:
Dagmar Peters
Symbolbild Begrünung und Solarpaneele auf einem Dach mit Windrädern im Hintergrund / © Martin Bergsma (shutterstock)
Symbolbild Begrünung und Solarpaneele auf einem Dach mit Windrädern im Hintergrund / © Martin Bergsma ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wer hat am dritten Kölner Klimaforum teilgenommen und warum?

Christian Weingarten / © Tobias Fricke (DR)
Christian Weingarten / © Tobias Fricke ( DR )

Christian Weingarten (Umweltbeauftragter des Erzbistums Köln): Vor allem Verantwortliche für Gebäude aus den Caritasverbänden oder der freien Wohlfahrt sind beteiligt. Sie suchen nach Lösungen für die großen Herausforderungen, die der Klimaschutz und der Klimawandel mit sich bringen. Oft sind sie auf sich selbst gestellt, wenn sie  überlegen, wie man eine Einrichtung klimaneutral gestalten kann. Dieses Forum hat eine Plattform geboten, um sich über Lösungen, aber auch über Probleme und Herausforderungen auszutauschen.

DOMRADIO.DE: Welche Wirkung können Kirche und Wohlfahrt auf den Klimaschutz in Deutschland haben?

Weingarten: Wenn man sich den gesamten Gebäudebestand anschaut, hat die Freie Wohlfahrt in Deutschland rund 100.000 Gebäude. Das ist eine ganze Menge. Dabei handelt es sich nicht nur um kleine Einfamilienhäuser, sondern vor allem um große Gebäude wie Krankenhäuser oder Seniorenheime, die sehr viel Energie verbrauchen. Ich glaube, dass darin ein großer Hebel liegt, um Energie einzusparen, indem man Gebäude auf erneuerbare Energien umstellt und gleichzeitig besonders schutzbedürftige Personengruppen unterstützt. Vor allem ältere Menschen sind und Kinder werden vom Klimawandel stark betroffen sein.

Begrüntes Dach mit Solarpaneelen / © Rene Notenbomer (shutterstock)
Begrüntes Dach mit Solarpaneelen / © Rene Notenbomer ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Auf dem Podium waren auch Politikerinnen und Politiker vertreten, unter anderem aus dem Bundesumweltministerium. Welche Weichen muss die Politik stellen, damit der Klimaschutz in Caritas und Kirche weiter vorankommt?

Weingarten: Ein ganz wichtiger Punkt ist die Refinanzierung. Wenn eine Caritas-Einrichtung zum Beispiel in eine Photovoltaikanlage oder in Wärmedämmung investiert, zeigen sich die Einsparungen erst in den Jahren danach. Es darf nicht passieren, dass solche Einrichtungen dann weniger Fördergelder bekommen, weil sie geringere Ausgaben haben, zum Beispiel für Strom. Hier muss die Politik durch entsprechende Gesetze und Fördermittel Rahmenbedingungen schaffen, damit die Einrichtungen, die jetzt investieren, langfristig finanziell abgesichert sind. Gerade diese Einrichtungen, die gesellschaftlich wichtig sind, müssen die Chance haben, einen klimaneutralen Weg einzuschlagen.

DOMRADIO.DE: Gab es auch überraschende oder neue Erkenntnisse?

Weingarten: Ich war überrascht von der großen Motivation der Menschen. Diejenigen, die gekommen sind kamen mit einem Wunsch nach Austausch. Anders als man es manchmal in der Gesellschaft, wo oft Pessimismus herrscht, wahrnimmt, war eher eine Aufbruchsstimmung zu spüren, ein Tatendrang und ein gemeinsames Suchen und Finden von Lösungen. Das hat mich, gerade in der aktuellen Zeit, wirklich positiv überrascht.

DOMRADIO.DE: Gibt es im nächsten Jahr ein weiteres Klimaforum? 

Weingarten: Ja, wir werden uns am 6. Oktober im nächsten Jahr wieder treffen. Das Thema steht noch nicht fest, aber wir hoffen erneut auf viele motivierte Menschen, die sich engagieren und mitmachen. 

Das Interview führte Dagmar Peters.

Klima- und Umweltschutz in der Kirche

Die Deutsche Bischofskonferenz beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit ökologischen Fragen. Papst Franziskus’ Enzyklika Laudato si’ – Über die Sorge für das gemeinsame Haus hat im Jahr 2015 dem christlichen Auftrag zur Schöpfungsverantwortung auf weltkirchlicher Ebene Aufmerksamkeit verschafft. Daran anschließend hat der Papst im Februar 2020 mit dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Querida Amazonia die Themen der Enzyklika am Beispiel Amazoniens konkretisiert.

Symbolbild Biodiversität, Biene, Artenvielfalt. Natur / © Kateryna Ovcharenko (shutterstock)
Symbolbild Biodiversität, Biene, Artenvielfalt. Natur / © Kateryna Ovcharenko ( shutterstock )
Quelle:
DR

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