Kinderheim-Leitungen reagieren auf Speyrer Missbrauchsstudie

"Wir bitten um Vergebung"

Drei Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in der Diözese Speyer haben um Vergebung für Missbrauchstaten in Kinderheimen des Bistums gebeten. Diese Taten seien "zutiefst beschämend", hieß es in einer Erklärung am Donnerstag.

Straßenschild mit der Aufschrift Engelsgasse am 16. Dezember 2020 in Speyer. Auf der rechten Straßenseite das ehemalige Kinderheim der Niederbronner Schwestern.  / © Bert Bostelmann (KNA)
Straßenschild mit der Aufschrift Engelsgasse am 16. Dezember 2020 in Speyer. Auf der rechten Straßenseite das ehemalige Kinderheim der Niederbronner Schwestern. / © Bert Bostelmann ( KNA )

In der am Donnerstag herausgegebenen gemeinsamen Erklärung reagierten sie damit auf die am 8. Mai veröffentlichte erste Missbrauchsstudie für das Bistum für den Zeitraum ab 1946.

Als einen "Hotspot" für Übergriffe hatte die Untersuchung kirchliche Heime sowie Internate für Kinder und Jugendliche in den 1950er und 1960er Jahren bezeichnet. Dort hätten Kleriker und andere Berufsgruppen jahrelang ein "Betriebsklima" vorgefunden, "das sexuelle Übergriffe erleichterte", sagte die Mannheimer Historikerin und Studienleiterin Sylvia Schraut.

"Es wurde weggeschaut oder vertuscht"

Historikerin Sylvia Schraut hält am 8. Mai 2025 in Mannheim die Studie zu sexuellem Missbrauch im katholischen Bistum Speyer in den Händen / © Norbert Demuth (KNA)
Historikerin Sylvia Schraut hält am 8. Mai 2025 in Mannheim die Studie zu sexuellem Missbrauch im katholischen Bistum Speyer in den Händen / © Norbert Demuth ( KNA )

Die Leitungen des Jugendwerks Sankt Josef in Landau-Queichheim, des Nardinihauses in Pirmasens und des Caritas-Förderzentrums Nikolaus von Weis in Landstuhl erklärten nun: "Wir bitten für die schrecklichen Versäumnisse und Untaten, die in der Vergangenheit geschehen sind, um Verzeihung. Wir bitten um Vergebung bei allen Betroffenen, die in unseren Einrichtungen in der Vergangenheit Unrecht und Leid erfahren haben."

Es werde deutlich, "dass Menschen, die den Schutz von Kindern zur wichtigsten Aufgabe hatten, nicht nur versagt haben, sondern manche unter ihnen selbst zu Beschuldigten wurden - weil sie Taten verübt, weggeschaut oder vertuscht haben". Das sei "tief beschämend und eine schreckliche Wirklichkeit, die nicht ungeschehen gemacht werden kann".

"Kindern wurde nicht geglaubt"

Beim Lesen der Studie werde deutlich, dass in der Vergangenheit den Kindern nicht geglaubt worden sei. "Es wurde nicht wahrgenommen, welch erschütterndes Leid den Kindern und Jugendlichen zugefügt wurde."

Symbolbild missbrauchtes Mädchen / © Kamira (shutterstock)
Symbolbild missbrauchtes Mädchen / © Kamira ( shutterstock )

Die heutigen Leitungen betonen: "Wir nehmen die Studie sehr ernst." Die Ergebnisse der Studie seien "ein wertvoller Schritt auf dem Weg, gründlich aufzuarbeiten." Man werde nun "interne Prozesse anstoßen, wie wir mit den Untaten der Vergangenheit umgehen werden". Die Heime sichern demnach "im Umgang mit allen Formen von Gewalt und Übergriffigkeit insbesondere sexualisierter Gewalt Transparenz zu".

Schutzkonzepte werden angepasst

Neben der "zeitnahen" Bearbeitung der Anträge zur Anerkennung des Leids sicherten die Heime Betroffenen die Möglichkeit zu, ihre Akten an einem von ihnen gewünschten Ort einzusehen. Die institutionellen Schutzkonzepte würden auf Grundlage der Ergebnisse der 473-seitigen Studie erneut geprüft und angepasst.

Der seit 2008 amtierende Bischof der Diözese, Karl-Heinz Wiesemann, hatte sich nach dem Lesen der Studie bereits ebenfalls erschüttert gezeigt und gesagt: "Ich kann nur aus ganzem Herzen um Vergebung bitten."

Bistum Speyer

Das Bistum Speyer ist eine der ältesten deutschen Diözesen. Das Bistum zählt 436.850 Katholiken und erstreckt sich auf einer Fläche von 5.893 Quadratkilometern. Es umfasst die Pfalz im Bundesland Rheinland-Pfalz und den Saarpfalz-Kreis im Saarland. In seinen heutigen Grenzen besteht das Bistum seit 1817. 

Blick auf den Kaiserdom in Speyer / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Blick auf den Kaiserdom in Speyer / © Frank Rumpenhorst ( dpa )
Quelle:
KNA