Kiews Botschafter hebt Rolle der Religionen im Krieg hervor

Gemeinsam stark?

Der ukrainische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Andrij Jurash, hat die Rolle der Religionen im Ukraine-Krieg betont. Es sei nicht nur ein Krieg zwischen zwei Ländern, es gehe auch um das Überleben verschiedener religiöser Gruppen.

Ein ukrainischer Soldat fotografiert eine beschädigte Kirche in Mariupol / © Evgeniy Maloletka/AP (dpa)
Ein ukrainischer Soldat fotografiert eine beschädigte Kirche in Mariupol / © Evgeniy Maloletka/AP ( dpa )

Das sagte Jurash am Dienstag bei einem Austausch auf Einladung des Päpstlichen Instituts für Orientalistik. Es gehe darum, sich frei für eine religiöse Überzeugung entscheiden und seinen Glauben frei leben zu können.

Die orthodoxe Kirche in der Ukraine sei einen langen und schweren Weg zur Unabhängigkeit gegangen, so der Diplomat. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) "Orthodoxen Kirche der Ukraine". Letztere besteht erst seit rund drei Jahren.

Mann in einem Gottesdienst der Orthodoxen Kirche der Ukraine / © Sergey Korovayny (KNA)
Mann in einem Gottesdienst der Orthodoxen Kirche der Ukraine / © Sergey Korovayny ( KNA )

Nach Aussage Jurashs ist die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine ebenfalls ein essenzieller Bestandteil seiner Heimat. Sie sei derzeit sehr aktiv bei der Betreuung der Menschen, auch der Soldaten, die in der Ukraine kämpften. Zudem erinnerte Jurash daran, dass Kirchen aller Glaubensgemeinschaften in der Ukraine zerstört würden und Priester ums Leben kämen.

Kiewer Großerzbischof berichtete vom Krieg

Der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk berichtete unter Tränen vom Krieg in seiner Heimat. Gezielt würden Gotteshäuser angegriffen, Orte, an denen Menschen Zuflucht suchten. Getötete Zivilisten würden einfach auf die Straße geworfen. In Mariupol nähmen russische Soldaten horrende Summen entgegen, um Menschen aus der Stadt zu lassen, ganz ohne humanitären Korridor. "Sie verderben uns", so Schewtschuk.

Swjatoslaw Schewtschuk (l.), Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, zu Besuch bei Papst Franziskus. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Swjatoslaw Schewtschuk (l.), Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, zu Besuch bei Papst Franziskus. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Die Leiterin der Caritas Ukraine, Tetiana Stawnychy, berichtete, dass die Menschen auf der Flucht immer schwächer und verletzlicher seien.

Die Flucht so vieler Menschen zu ermöglichen, sei nur durch den gemeinsamen Einsatz unzähliger Freiwilliger möglich. Viele Gemeinden hätten spontan Fluchthilfen geschaffen und Flüchtlinge aufgenommen. Das sei von unschätzbarem Wert.

Vatikanvertreter nehmen an Treffen teil

An dem Austausch nahmen auch der Präfekt der Vatikanbehörde für die Ostkirchen, Kardinal Leonardo Sandri, sowie der Interimsleiter der Entwicklungsbehörde, Kardinal Michael Czerny, teil.

Kardinal Michael Czerny / © Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Michael Czerny / © Romano Siciliani ( KNA )

Letzterer berichtete auf Basis seiner Reisen in die Ukraine von einer großen Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. "Ich war sehr beeindruckt".

Gerade auch darüber, wie zwischen den verschiedenen religiösen Gruppen gemeinsam und friedlich zusammengearbeitet würde. Es gebe den Geist der Gemeinsamkeit in der Ukraine.

Papst lobt europäische Solidarität mit Ukraine-Geflüchteten

Papst Franziskus hat den Menschen in Europa für ihre Solidarität mit Geflüchteten aus der Ukraine gedankt. Europa reagiere auf den Krieg nicht nur auf Ebene der höchsten Institutionen, sondern auch auf jener der Zivilbevölkerung, sagte er am Samstag bei einem Treffen mit italienischen Funkamateuren. Es hätten sich so viele Menschen mobilisiert, um den Flüchtlingen zu helfen. Dies sei ein konkreter, handwerklicher Weg, Frieden zu schaffen.

Papst Franziskus und im Vordergrund eine Marienikone / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus und im Vordergrund eine Marienikone / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA