Auch Geistliche in der Ukraine unter den Opfern

Krieg macht vor Kirche nicht Halt

Im Krieg Russlands gegen die Ukraine ist erneut ein Geistlicher ums Leben gekommen. Ein Priester aus Irpin bei Kiew erlag in einer Klinik seinen Verletzungen, wie die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats mitteilte.

Autor/in:
Oliver Hinz
Orthodoxe Kirche ragt inmitten von Trümmern heraus / © Alex Chan (dpa)
Orthodoxe Kirche ragt inmitten von Trümmern heraus / © Alex Chan ( dpa )

Er war demnach bei einem Fluchtversuch aus Irpin durch einen Bombenangriff am 23. März schwer verwundet worden.

Die Ärzte des Krankenhauses hätten vergeblich versucht, sein Leben zu retten. Trotz aller Widrigkeiten habe der Priester lange bei seinem Gotteshaus bleiben wollen, das unter seiner Leitung vor Jahren in der umkämpften Stadt im Nordwesten Kiews errichtet worden sei, hieß es.

Ukraine, Irpin: Ein älterer Mann wird in Irpin, Ukraine, von einem ukrainischen Soldaten in einer Schubkarre geschoben / © Diego Herrera (dpa)
Ukraine, Irpin: Ein älterer Mann wird in Irpin, Ukraine, von einem ukrainischen Soldaten in einer Schubkarre geschoben / © Diego Herrera ( dpa )

Er ist mindestens der fünfte Geistliche, der in dem Krieg seit dem 24. Februar getötet wurde.

Kloster beschossen

Bei den Gefechten in der Ostukraine wurde unterdessen ein orthodoxer Bischof schwer am linken Arm verletzt, als am Montag ein Kloster im Dorf Nikolskoje beschossen und teilweise zerstört wurde. Der Bischof von Wolnowacha, Ambrosi (42), musste in einer Klinik in Donezk operiert werden, wie die dortige Diözese der orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats mitteilte. Sein Gesundheitszustand sei stabil.

Die Diözese und die Kirchenleitung in Kiew machten keine Angaben dazu, wer das Kloster beschossen hat. Dem ukrainischen Kulturministerium zufolge sollen russische Truppen das Kloster bereits am 12. März schwer beschädigt haben. Moskau hatte kurz zuvor gemeldet, dass pro-russische Separatisten die benachbarte Kreisstadt Wolnowacha unter ihre Kontrolle gebracht hätten.

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hatte am Freitag den Angehörigen eines getötenen Militärgeistlichen kondoliert. "Ich trauere zutiefst wegen des tragischen Todes von Erzpriester Oleg Artemow", heißt es in dem vom Moskauer Patriarchat veröffentlichten Schreiben. Die eigenständige orthodoxe Kirche der Ukraine bestätigte bereits Mitte März, dass russische Soldaten einen dritten Priester getötet hätten.

Rund 60 Kirchen, Klöster und andere Religionsstätten beschädigt

Nach Angaben Kiews attackierte und beschädigte die russische Armee seit dem Beginn ihres Überfalls auf die Ukraine vor knapp fünf Wochen rund 60 Kirchen, Klöster und andere Religionsstätten. Mehr als zwei Drittel der betroffenen Sakralbauten gehörten der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats.

Rund 60 Prozent der etwa 41 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der Ende 2018 gegründeten eigenständigen (autokephalen) Orthodoxen Kirche der Ukraine. Die moskautreue Kirche zählt in der Ukraine zwar deutlich mehr Gemeinden als jede andere Konfession. Aber in Umfragen bekannten sich die meisten Bürger zur neuen, unabhängigen orthodoxen Kirche.

Orthodoxe Kirchen in der Ukraine

Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) "Orthodoxen Kirche der Ukraine".

Orthodoxe Kirche der Ukraine / © Sergey Korovayny (KNA)
Orthodoxe Kirche der Ukraine / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA