Katholische Kirche Stuttgarts zum Wahlausgang in Baden-Württemberg

"Ein sehr sympathischer Mensch"

Mit Winfried Kretschmann dürfte künftig der erste grüne Ministerpräsident Baden-Würrtemberg regieren. Im Interview mit domradio.de analysiert Alexander Lahl, Geschäftsführer des Stadtdekanat Stuttgart, den Wahlausgang und spricht über die möglichen Folgen für Stuttgart21.

Dr. Guido Schlimbach / © privat (privat)
Dr. Guido Schlimbach / © privat ( privat )

domradio.de: Atomausstieg und Stuttgart21, das waren die entscheidenden Themen bei der Wahl, oder?

Lahl: Ich denke, der Ausstieg aus dem Ausstieg war der wesentliche Grund, speziell in Stuttgart war natürlich Stuttgart21 ein Thema, aber das stand für das Land insgesamt nicht mehr so im Vordergrund.

domradio.de: Jetzt könnte es mit Winfried Kretschmann erstmals einen grünen Ministerpräsidenten geben, was ist das für ein Mann?

Lahl: Ich habe ihn bei mehreren Treffen kennenlernen dürfen, er ist ein sehr sympathischer und kompetenter Mann. Sicherlich von der Art her ganz unterschiedlich zu Stefan Mappus. Er ist sehr volksnah, ganz natürlich, eigentlich ein sehr sympathischer Mensch!

domradio.de: Was könnte der Regierungswechsel für das Land bedeuten?

Lahl: Ich bin gespannt, die Grünen und die SPD müssen sich ja auch erst einmal finden. Bis gestern war Wahlkampf, der SPD-Spitzenkandidat Niels Schmid war sich erst noch gar nicht sicher, ob er nicht selber Ministerpräsident werden wollte. Gegen Ende des Abend war es dann klar, dass er auf diese Rolle verzichtet und er sich als Juniorpartner einlassen kann auf diese Rolle. Die Parteien müssen sich jetzt erst einmal suchen, sortieren und gut aufstellen. Sie haben nun von den Bürgern eine Chance erhalten, die müssen sie nutzen, weil die CDU hat nicht schlecht abgeschnitten bei der Wahl gestern und steht schon wieder in den Startlöchern.

domradio.de: Gestern sind schon Demonstranten zum Bauzaun von Stuttgart21 gegangen und wollten den Zaun einreißen. Was könnte das Wahlergebnis für das Projekt bedeuten?

Lahl: Beide Parteien haben ja gesagt, sie wollen eine Volksentscheidung machen und das Ergebnis dann akzeptieren. Schmid hat sich immer für das Projekt ausgesprochen, Kretschmann dagegen. Ich bin mal gespannt, wie sie sich einigen werden. Mit der Volksabstimmung haben sie ja einen gemeinsamen Nenner. Kretschmann hat gestern Abend gesagt, er wartet zuerst den Stresstest ab. Ich gehe davon aus , die Grünen werden nun darauf bestehen, dass dieser Stresstest sehr transparent vonstattengeht und die Gegner des Projekts auch teilnehmen dürfen und nicht nur das Ergebnis vorgesetzt bekommen. Da werden sich die Grünen einklinken und von Anfang an dabei sein wollen. Je nachdem wie der Stresstest ausgehen wird, kommen Mehrkosten auf Bund und Land zu.

domradio.de: Herrscht denn nun so etwas wie Aufbruchsstimmung im Land?

Lahl: Heute Morgen ist eher so die Ruhe nach dem Sturm zu spüren. Wir müssen jetzt schauen, was auf die Bürger zukommt und welche Strömungen sich auch innerhalb der Grünen durchsetzen können. Es ist ein aufmerksame aber auch ruhige Stimmung. Das kann sich aber in den kommenden Tagen ändern, wenn die ersten Ideen, Überlegungen für die neue Regierung kommen.