Katholische Kirche feiert mit Bundespräsident 1.000 Jahre Mainzer Dom

Hauch der Geschichte an jeder Ecke

Schon seit Jahresbeginn feiert das Bistum Mainz mit einem Veranstaltungsmarathon die Fertigstellung des Mainzer Wahrzeichens vor 1.000 Jahren. An diesem Sonntag war der zentrale Festgottesdienst zum Dom-Jubiläum, zu dem auch Bundespräsident Horst Köhler kam.

Autor/in:
Karsten Packeiser
 (DR)

Der Mainzer Dom fiel im Lauf der Jahrhunderte Feuersbrünsten zum Opfer, wurde mit Kanonen beschossen, von französischen Revolutionstruppen als Heerlager und Schweinestall zweckentfremdet und im Zweiten Weltkrieg von Fliegerbomben getroffen. Jedes Mal wurde die Kirche wieder aufgebaut, allen Kriegen und Unglücken zum Trotz überragen ihre Sandsteintürme bis heute die Mainzer Altstadt.

In der Pontifikalvesper in der riesigen Kirche wird der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, eine Festansprache halten. Der Gottesdienst wird von SWR und HR übertragen.

"Man spürt den Hauch der Geschichte an jeder Ecke", sagt die Mainzer Gästeführerin Gisela Dietrich. An die 100 Besuchergruppen führt sie jährlich durch die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt. Nahezu alle wollen auch den riesigen dreischiffigen Dom besichtigen. Wo heute an Feiertagen Kardinal Lehmann predigt, wurden im Mittelalter mehrere deutsche Könige gekrönt. Ursprünglich als romanische Basilika errichtet, erhielt der dem heiligen Martin geweihte Dom durch die Umbauten späterer Jahrhunderte auch gotische und barocke Elemente. Der höchste, an der Ostseite gelegene Turm entstand in seiner heutigen Form sogar erst Ende des 19. Jahrhunderts.

Das katholische Bistum hatte bereits 1975 eine 1.000-Jahrfeier organisiert, zum Jahrestag des vermuteten Baubeginns. Mit dem für die damalige Bevölkerungszahl viel zu großen Dom wollte der machtbewusste Erzbischof Willigis Ende des zehnten Jahrhunderts die Rolle von Mainz als zweiter Stadt der westlichen Christenheit nach Rom unterstreichen. "Die gewaltige Baustelle muss auf die damaligen Menschen so faszinierend gewirkt haben, wie heute auf uns ein Weltraumbahnhof", meint Domdekan Heinz Heckwolf.

Im August 1009 war die Basilika fertiggestellt, sie brannte jedoch am Tag der Weihe oder einen Tag zuvor vollständig nieder. Lediglich die Stümpfe der beiden Osttürme überstanden das erste der bis heute insgesamt sieben Großfeuer im Dom. Was genau vor 1.000 Jahren geschah, ist nicht mehr zu rekonstruieren, weil auch die alten Archive später vernichtet wurden. Vermutlich lösten jedoch die Fackeln der Festbeleuchtung den Brand aus, Teppiche und die damals wahrscheinlich vorhandene Holzdecke könnten ihn angeheizt haben. Sofort nach der Tragödie ordnete Willigis an, die Ruine wieder aufzubauen. Die erneute, dieses Mal etwas beständigere, Fertigstellung des Doms im Jahr 1036 erlebte er jedoch nicht mehr.

Während die ersten Baumeister noch nicht einmal statische Berechnungen kannten, können die Domsanierer 1.000 Jahre später auf modernste Technik zurückgreifen: Vom Helikopter aus wurden etwa im vergangenen Jahr mit Spezialkameras Aufnahmen der Kirche gemacht. Alter und Zustand jedes einzelnen Steins aus dem Mauerwerk sind inzwischen dokumentiert.

"Wir sind froh, dass der Dom heute wenigstens auf festem Fundament steht", sagt Heckwolf, der als Hausherr des Doms auch für dessen Restaurierung zuständig ist. Seine Vorgänger hatten wesentlich schwierigere Probleme: Wegen der Begradigung des Rheins hatte sich bis Anfang des 20. Jahrhunderts der Grundwasserspiegel in Mainz abgesenkt, die in den Boden gerammten Eichenstämme, auf denen der Bau ruhte, begannen zu verrotten. Die Arbeiten zur Rettung des einsturzgefährdeten Doms dauerten damals 20 Jahre.