Vor 1000 Jahren wurde Meinwerk zum Bischof von Paderborn

Zweiter Bistumsgründer

Er war ein Bischof, der wie kein anderer das Gesicht seines Sprengels im Mittelalter prägte: Meinwerk von Paderborn, mit dem Kaiserhaus verwandt und Spross aus der sächsischen Adelssippe der Immedinger, die ihre Ahnenreihe auf Widukind selbst zurückführten.

Autor/in:
Anselm Verbeek
 (DR)

Meinwerk machte als der zweite Gründer des Bistums Paderborn nach Karl dem Großen Geschichte. Als das Musterbild eines verantwortungsvollen Verwalters und sorgenden Hausvaters, der sich verkleidete, um unerkannt seine Meierhöfe aufzusuchen und Mängel aufzuspüren. Am 13. März 1009 empfing der Immedinger aus der Hand des Mainzer Erzbischofs Willigis in Goslar die Bischofsweihe. Anlass genug für die Erzdiözese Paderborn, des großen Bischofs in einem Meinwerk-Jubiläumsjahr zu gedenken. Es wird am Freitag mit einem festlichen Neujahrskonzert im Hohen Dom eröffnet.
Den Verlauf der Bischofswahl hat die Vita Meinwerci überliefert, ein anekdotenpraller Lebensbericht, den der Konvent des Paderborner Benediktinerklosters Abdinghof seinem Stifter widmete. Danach soll Meinwerk, damals Geistlicher der Aachener Hofkapelle, sich anfangs nicht über sein karges Bistum erfreut gezeigt haben: Aus seinen eigenen Gütern könne er sich «ein glänzenderes errichten». Worauf ihm König Heinrich II. schlagfertig erwidert haben soll, ihn gerade deshalb erkoren zu haben: Er werde der Armut der Diözese schon abhelfen.

Meinwerk war in den 70er Jahren vor der Jahrtausendwende in Geldern geboren worden, wo sein Vater ein Grafenamt innehatte. Seine Eltern bestimmten den nachgeborenen Sohn «in zartem Alter» für die geistliche Laufbahn. Der Knabe besuchte die Domschulen von Halberstadt und Hildesheim. Meinwerk wurde von Otto III. in die Hofkapelle berufen, wegen seines beflissenen Dienstes bald geschätzt als ein Mitarbeiter, der «unser Leben wie sein eigenes liebt». Der junge Kaiser, der das Scheitern seiner hochfliegenden Rom-Pläne erleben musste, bewunderte den Wirklichkeitssinn des Immedingers, der als nüchterner Pragmatiker auch auf einem Italienzug nicht die sächsischen Angelegenheiten aus dem Auge verlor.

Nach Ottos frühem Tod diente Meinwerk mit der gleichen Hingabe den Kaisern Heinrich II. und Konrad II. Der Paderborner Bischof war während seiner 27-jährigen Amtszeit häufiger im Gefolge der Herrscher anzutreffen als in seinem Bistum. Und wenn Meinwerk in seiner Bischofsstadt weilte, waren die Kaiser gern zu Gast an den Paderquellen oder in Imbshausen, dem Stammsitz der Immedinger bei Northeim. Der Bischof entfaltete eine rastlose Bautätigkeit. Der Dom entstand, im Wesentlichen Grundlage des heutigen Gotteshauses. Im Dombezirk ließ er nicht nur einen Bischofspalast erbauen, sondern auch eine Kaiserpfalz, die sich mit Residenzen wie Quedlinburg oder Goslar messen konnte und noch heute beeindruckt mit der Bartholomäus-Kapelle, der ältesten erhaltenen Hallenkirche auf deutschem Boden, errichtet von byzantinischen Bauleuten.

Auch als Seelsorger ist Meinwerk in die Paderborner Annalen eingegangen. Erst der Rückhalt des Kaisertums und gesunde wirtschaftliche Verhältnisse dank reicher Schenkungen versetzten ihn in die Lage, neue Pfarreien zu gründen und im Rahmen der Klosterreform das bischöfliche Visitationsrecht auch durchzusetzen gegenüber einer adelsstolzen Reichsabtei wie Corvey, die vor Meinwerk der größte Landbesitzer im Bistum war.

Eine letzte Krönung seines Werks erlebte der Kirchenfürst, als sich zum Himmelsfahrtsfest 1036 eine illustre Gesellschaft mit dem Kaiserpaar an der Spitze in Paderborn zur Weihe der Stiftskirche im Busdorf einfand, ein Zentralbau in Nachbildung der Jerusalemer Grabeskirche, der sich in seiner einmaligen Gestaltung nicht erhalten hat. Nach der Aufregung der Kirchweihe begann der Bischof zu kränkeln. Am 5. Juni 1036 ist Meinwerk gestorben. Die Grabplatte seines Sarkophags in der Krypta von Kloster Abdinghof ist heute Herzstück der Bischofsgruft im Dom.