Katholikenkomitee wählt Präsidium und debattiert über AfD

"Nicht auf diözesaner Ebene"

Die Vollversammlung des Zentralkomitees der Katholiken ist zu Ende. Irme Stetter-Karp bleibt Präsidentin und das geplante nationale Kirchengremium, die Synodalkonferenz, stieß auf große Zustimmung. Beim Thema AfD wurde es kritischer.

Autor/in:
Anna Mertens
Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). / © Gordon Welters (KNA)
Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). / © Gordon Welters ( KNA )

Mit neuem Präsidium und viel Zustimmung für ein geplantes neues Kirchengremium hat die höchste Laienvertretung deutscher Katholiken ihre Vollversammlung beendet. Ebenso beschloss das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nach einem längeren Beratungsprozess eine Reform seiner Geschäftsordnung. Emotional wurde es auf dem zweitägigen Treffen in Berlin bei der Frage des Umgangs mit der AfD.

Irme Stetter-Karp (69) wurde mit rund 80 Prozent der Stimmen für weitere vier Jahre als ZdK-Präsidentin bestätigt. Stellvertreterinnen sind die Journalistik-Dozentin Claudia Nothelle sowie die Misereor-Mitarbeiterin Dorothee Klüppel. Vizepräsidenten sind der Nürnberger Volkswirt Christian Gärtner und der Theologe Thomas Söding. Nothelle und Söding wurden in ihren Ämtern bestätigt.

Umgang mit AfD

In ihrer Rede warf Stetter-Karp der Bundesregierung vor, fälschlicherweise zu behaupten, der Sozialstaat sei nicht finanzierbar. Scharfe Kritik übte sie auch am Bund Katholischer Unternehmer (BKU), der dem ZdK angehört. Der BKU unterstützt den Verband der Familienunternehmer mit seinem jüngsten Vorstoß, das "Kontaktverbot" zu AfD-Mitgliedern aufzuheben. Eine solche gewisse Normalisierung dieser in Teilen faschistischen Partei sei gefährlich, so Stetter-Karp.

Der ehemalige BKU-Bundesvorsitzende Ulrich Hemel wies die Kritik zurück. "Diese hergestellte Nähe hat uns zutiefst verletzt", so Hemel. Sein Verband kämpfe gegen die AfD. Zugleich forderte er, dass die Meinungskorridore nicht zu eng sein sollten. Es gebe unter AfD-Wählern auch Katholiken, mit denen der BKU das Gespräch suchen wolle. "Wir werden der AfD keine Bühne geben."

Zustimmung für Synodalkonferenz

Weitere inhaltliche Schwerpunkte legte die Vollversammlung etwa auf den Schutz weltweiter Religionsfreiheit, den Umgang mit anderen Sprachen in den Gemeinden sowie der Integration. Zuvor hatte die Vollversammlung des ZdK die Reform von Statut und Geschäftsordnung abgeschlossen. Künftig soll es unter anderem weniger Vollversammlungen geben. Die ZdK-Vollversammlung ist die höchste repräsentative Vertretung des deutschen Laienkatholizismus und gibt die größeren Richtlinien der Arbeit des Laiengremiums vor.

Zudem nahm das geplante neue nationale Kirchengremium der katholischen Kirche die nächste Hürde. Die ZdK-Vollversammlung stimmte bis auf eine Enthaltung einstimmig und unter großem Applaus für die Satzung der sogenannten Synodalkonferenz. Ihr sollen die 27 Ortsbischöfe angehören, ebenso viele ZdK-Vertreter sowie 27 weitere Katholikinnen und Katholiken aus ganz Deutschland. Sie soll Stellung zu wesentlichen Entwicklungen in Staat, Gesellschaft und Kirche in Deutschland nehmen und Beschlüsse zu wichtigen Fragen des kirchlichen Lebens von bundesweiter Bedeutung fassen.

Satzung von Bischöfen und Laien

Unter den Mitgliedern würdigten viele die Satzung, auch wenn klar sei, dass Reformschritte herausfordernd blieben und sich die Wirkung des neuen Gremiums über die Zeit zeigen müsse. Eine Zustimmung zur Synodalkonferenz durch die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz steht noch aus. Anschließend wird die Satzung dem Vatikan vorgelegt. Dieser könnte das Vorhaben jedoch noch ausbremsen.

Die Satzung wurde vom Synodalen Ausschuss erarbeitet. Das Gremium mit Bischöfen und Laien beschloss sie bei seiner letzten Sitzung in der vergangenen Woche einstimmig. Laut Satzung ist vorgesehen, dass die Synodalkonferenz Stellung zu wesentlichen Entwicklungen in Staat, Gesellschaft und Kirche in Deutschland nimmt. Außerdem wollen Bischöfe und Laien in dem neuen Gremium Beschlüsse fassen zu wichtigen Fragen des kirchlichen Lebens von bundesweiter Bedeutung. Die Synodalkonferenz könnte zum ersten Mal am 6. und 7. November 2026 in Stuttgart zusammenkommen. Ein zweiter Termin ist demnach für den 16. und 17. April 2027 in Würzburg angedacht.

Mitsprache bei den Finanzen

Schließlich soll die Synodalkonferenz ein Mitspracherecht erhalten bei Finanz- und Haushaltsangelegenheiten der katholischen Kirche in Deutschland, "die nicht auf diözesaner Ebene entschieden werden". Um die Finanzfragen sei besonders lang gerungen worden, sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Künftig sollen Laien somit auch bei der Verwendung der Kirchensteuer Mitsprache erhalten. 

Grundsätzlich sei das deutsche System "praktikabel, kostenorientiert, ausgewogen und zuverlässig" und "vergleichsweise gerecht", heißt es in einer am Samstag auf der ZdK-Vollversammlung in Berlin verabschiedeten Erklärung. Es gebe aber Gerechtigkeitsdefizite. Zudem brauche es mehr Transparenz und Teilhabe von Steuerzahlenden bei der Verwendung der Mittel.

Mehr Transparenz und Beteiligung

Die Akzeptanz für das bestehende System schwinde auch bei Kirchenmitgliedern. Und angesichts schwindender Mitgliederzahlen und Steuereinnahmen werde eine Debatte immer wichtiger. Es gehe um eine Kirche, die sich in der modernen Gesellschaft als "kritische, aber prinzipiell solidarische Zeitgenossin und nicht als Kontrastgesellschaft profiliert". Die Finanzstrukturen der Kirche sollten daher auch bei säkularen und andersreligiösen Menschen auf Akzeptanz stoßen.

Grundsätzlich brauche es mehr Transparenz mit einheitlichen Regeln der Bilanzierung und Rechnungslegung, heißt es in der Erklärung. Synodale Gremien sollten finanzielle Grundsatzentscheidungen treffen und Amtsträger Rechenschaft gegenüber den Gremien ablegen. Insgesamt sollten die Kirchenmitglieder mehr Einfluss auf die Verwendung ihrer Beiträge erhalten. Zudem brauche es einen sorgfältigen, sparsamen und nachhaltigen Umgang mit den Finanzmitteln auf allen Ebenen sowie einen hinreichenden Finanzausgleich zwischen den Bistümern.

Kirchensteuer für Aktivitäten

Weiter kritisiert das höchste Laiengremium der deutschen Katholiken, dass Kapitalerträge wesentlich geringer belastet werden als Löhne und Gehälter. Das Vermögen bleibe sogar völlig unberücksichtigt. "Je finanzstärker die Mitglieder sind, desto höher sollte der Anteil ihres Einkommens sein, mit dem sie zur Finanzierung der Kirche beitragen." Das ZdK verlangt auch, den Umgang mit Kirchenaustritten zu überprüfen. Es sei sehr restriktiv, Ausgetretene von allen Sakramenten der Kirche, etwa dem der Eheschließung oder der Taufe, auszuschließen.

Kirchensteuern finanzieren hauptsächlich kirchliche Aktivitäten. Die Beiträge der Kirchenmitglieder orientieren sich grundsätzlich an der Einkommenshöhe. Sie betragen je nach Bundesland acht oder neun Prozent der Einkommenssteuer. Der Staat erhält für den Einzug der Steuer zwischen zwei und vier Prozent des Aufkommens. Die Staatsleistungen, die historisch als Entschädigungen für Enteignungen entstanden sind, bleiben hiervon unberücksichtigt.

Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus. Es vertritt die katholischen Laien bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung und ist das von der Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Allerdings melden sich immer wieder auch einige katholische Laien und Vereinigungen zu Wort, die das ZdK nicht als ihre Vertretung verstehen.

Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)  / © Harald Oppitz (KNA)
Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA