Katholikenkomitee mit Forderungen und Demokratie-Aktion zur Wahl

"Teilhabe für alle Menschen"

Gerechter Sozialstaat, humane Asylpolitik, Demokratie: Der katholische Laien-Dachverband ZdK legt vor der Bundestagswahl umfassende Forderungen vor. Zudem startet er die Straßenaktion "Wir reden mit" in vielen Städten.

ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp / © Dieter Mayr (KNA)
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp / © Dieter Mayr ( KNA )

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat zur Bundestagswahl einen umfassenden Forderungskatalog vorgelegt. Der Laien-Dachverband, der sich als Vertretung der katholischen Zivilgesellschaft versteht, plädiert unter anderem für einen leistungsfähigen Sozialstaat, eine humane Migrationspolitik, mehr Unterstützung für Familien, sozial gerechten Klimaschutz sowie eine verlässlich finanzierte Entwicklungszusammenarbeit. Im Abbau von Subventionen und in einer Steuerreform sieht das Gremium Instrumente, um haushaltspolitische Spielräume zu eröffnen.

ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp sagte bei der Vorstellung am Montag: "Den unsachlichen Überbietungswettbewerb gegen Zugewanderte und Geflüchtete lehnen wir entschieden ab. Wir fordern eine vorausschauende Sozialpolitik für einen leistungsfähigen Sozialstaat, der allen Menschen Bildungschancen und Teilhabe eröffnet." Sie bekräftigte ihr Bedauern, dass das geplante Gesetz zum besseren Schutz von Kindern vor Missbrauch eventuell nicht mehr vor der Neuwahl beschlossen wird. Zugleich appellierte Stetter-Karp für diesen Fall an die künftige Bundesregierung, dieses Vorhaben vorrangig anzugehen.

Ein Flüchtlingsheim, bestehend aus Containern / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ein Flüchtlingsheim, bestehend aus Containern / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Sie warnte vor einer autoritären Politik und der Schwächung des sozialen Zusammenhalts. Dass Donald Trump in den USA seine zweite Amtszeit beginnt, sei nur ein Indiz für den Wandel in der Welt, sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp in der Online-Pressekonferenz. Auch in Europa sei der von Populisten gewählte Weg zu sehen: "Die Nation wird glorifiziert, als hätten wir nichts gelernt aus der Geschichte, den Starken wird gehuldigt, die Schwachen werden eher verachtet."

ZdK-Generalsekretär Marc Frings ergänzte: "Was Rechtspopulismus mit seinem nahtlosen Übergang zum Rechtsextremismus bedeutet, beobachten wir gerade mit Entsetzen in Österreich.» Insofern sei es zu begrüßen, dass die Parteien der Mitte vor der AfD sehr entschieden warnten: "Eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der AfD darf gar nicht erst ins Kalkül gezogen werden."

Familiennachzug von Flüchtlingen

Das Katholikenkomitee wendet sich klar gegen Forderungen nach einer Obergrenze für den Nachzug zu subsidiär Schutzberechtigten und fordert einen Rechtsanspruch auf Geschwisternachzug. Die Einheit der Familie müsse gewährleistet werden. Auch dürfe das Recht auf Asyl nicht durch Aufnahmekontingente oder "Abschottungspolitik" eingeschränkt werden.

Der Laien-Dachverband mahnt eine Beibehaltung der bestehenden Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch im Paragrafen 218 an. Um Suizidassistenz zu regulieren, fordert er klare gesetzliche Vorgaben. Die Suizidprävention müsse durch psychosoziale und seelsorgerische Angebote ausgebaut werden.

Eine Frau wirft einen Stimmzettel in eine Wahlurne / © Jan Woitas (dpa)
Eine Frau wirft einen Stimmzettel in eine Wahlurne / © Jan Woitas ( dpa )

Ferner votiert das ZdK für eine Absenkung des Wahlalters für alle Wahlen auf 16 Jahre, für eine Abschaffung der Steuerklassen 3 und 5, für eine bessere Absicherung von ehrenamtlichem und bürgerschaftlichem Engagement und für mehr Unterstützung von pflegenden Angehörigen. Das Mindestelterngeld sollte von 300 auf 500 Euro erhöht werden.

Straßenaktion "Wir reden mit"

In den Wochen vor der Bundestagswahl am 23. Februar will das ZdK mit einer Straßenaktion unter dem Leitwort "Wir reden mit" in verschiedenen Städten darauf aufmerksam machen, wie sehr Demokratie Haltung braucht. "Noch nie ging es bei einer Bundestagswahl so existenziell darum, ob Demokratie und Menschwürde weiterhin für uns zählen - oder nicht", sagte ZdK-Generalsekretär Marc Frings. "Eine starke Demokratie braucht eine starke Zivilgesellschaft. Das nehmen wir wörtlich."

Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus. Es vertritt die katholischen Laien bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung und ist das von der Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Allerdings melden sich immer wieder auch einige katholische Laien und Vereinigungen zu Wort, die das ZdK nicht als ihre Vertretung verstehen.

Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)  / © Harald Oppitz (KNA)
Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd , KNA