Katholiken und Anglikaner sehen Zeit für gemeinsames Handeln

Appell nach Begegnungswoche

Eine Woche lang haben sich katholische und anglikanische Bischöfe aus aller Welt in den Herzen ihrer Kirchen in Rom und Canterbury getroffen. Nun rufen sie zum Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit, Klimaschutz und Einheit auf.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Papst Franziskus und Justin Welby / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus und Justin Welby / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Es sei an der Zeit, "gemeinsam zu gehen, gemeinsam zu beten und gemeinsam nach Gerechtigkeit zu streben", heißt es in dem Appell, den die rund 50 Geistlichen aus 27 Ländern am Donnerstagabend nach ihrem Gipfeltreffen "Growing Together" (Gemeinsam wachsen oder auch Zusammenwachsen) veröffentlichten. Dieser fand vom 22. bis 29. Januar in den Herzkammern beider Kirchen, Rom und Canterbury, statt.

Aufruf zum Einsatz für Gedeihen des menschlichen Lebens

Die Bischöfe und Bischöfinnen rufen dazu auf, sich für das Gedeihen des menschlichen Lebens in jeder Hinsicht einzusetzen. Weiter lenken sie den Blick auf die Situation "indigener Völker, Nachkommen versklavter Personen und anderer, die mit dem Erbe der Kolonialisierung und Assimilation leben". Ebenso appellieren die Geistlichen, den Stimmen von Frauen und ethnischen Minderheiten überall dort Gehör zu verschaffen, "wo sie Marginalisierung oder die Verleugnung ihrer Menschenwürde erleben".

Während des Gipfels hörten die Teilnehmenden auch Berichte über Folgen der Klimakrise, etwa von Bischöfen aus Amazonien. Sie bekräftigten den Appell zur Bewahrung der Schöpfung, den Papst Franziskus in der Umweltenzyklika "Laudato si" (2015) äußerte und der auch bei der anglikanischen Lambeth-Konferenz 2022 formuliert wurde. Zudem verpflichten sich die Gipfel-Teilnehmer, die "Frohe Nachricht des Friedens denjenigen zu verkünden, die an Orten leben, die von anhaltenden Kriegen geplagt werden".

Gemeinsame Begegnungswoche

Der Gipfel, an dem zeitweise auch Papst Franziskus und Anglikaner-Primas Erzbischof Justin Welby von Canterbury teilnahmen, wurde von der Internationalen anglikanisch-römisch-katholischen Kommission für Einheit und Mission (IARCCUM) organisiert, die von beiden Kirchen für den ökumenischen Dialog gegründet wurde. 

Zur anglikanischen Kirche gehören weltweit zwischen 77 und 85 Millionen Mitglieder; zur katholischen rund 1,4 Milliarden. Bei der Begegnungswoche pilgerten die Bischöfe zu heiligen Stätten in Rom und Canterbury, die für die gemeinsamen Wurzeln beider Traditionen von Bedeutung sind.

Worte der Einheit

"Nach vier Jahrhunderten des Konflikts und der Trennung befinden sich die katholische Kirche und die anglikanische Gemeinschaft nun seit fast sechs Jahrzehnten auf dem Weg der Versöhnung", heißt es im Abschlusstext. Heute gebe es einen "außerordentlich fruchtbaren" Dialog, für den sich die Bischöfe auch in ihren eigenen Ortskirchen engagieren wollten. 

"Unser gemeinsamer Dienst als Katholiken und Anglikaner (möge) für die Welt ein Vorgeschmack auf die Versöhnung aller Christen in der Einheit der einen und einzigen Kirche von Christus" sein, hieß es.

England und Rom

In den Jahrhunderten nach der Reformation standen in England der Papst und "die Papisten" in einem ganz schlechten Ansehen. Erst im 20. Jahrhundert wendete sich allmählich das Blatt. Aus Anlass eines hochrangigen vatikanisch-anglikanischen Welttreffens in Rom und Canterbury zeichnet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zentrale Stationen einer Geschichte von gegenseitiger Befruchtung, Anfeindung und Ausgrenzung - und zuletzt allmählicher Wiederannäherung - nach:

Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt (KNA)
Anglikanische Bischöfe ziehen zu einem Gottesdienst in die Kathedrale von Canterbury ein (Archiv) / © Sabine Kleyboldt ( KNA )
Quelle:
KNA