Merz gewinnt Mitgliederentscheid um CDU-Vorsitz

Katholik und Kolpingmitglied

Friedrich Merz hat mit über 62 Prozent die absolute Mehrheit beim Mitgliederentscheid um den CDU-Vorsitz gewonnen. Das gab CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak am Freitag in Berlin bekannt. Der Katholik siegte bereits im ersten Wahlgang.

Friedrich Merz / © Henning Kaiser (dpa)
Friedrich Merz / © Henning Kaiser ( dpa )

Bei dem Wettbewerb um die Nachfolge des noch amtierenden CDU-Vorsitzenden Armin Laschet erhielt der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen 25,8 Prozent der abgegebenen Stimmen und Ex-Kanzleramtschef Helge Braun 12,1 Prozent. Merz muss nun auf dem digitalen Parteitag am 22. Januar gewählt werden und anschließend per Briefwahl bestätig werden. Das Votum gilt aber als sicher.

An der Befragung hatten sich knapp zwei Drittel der rund 400.000 Mitglieder beteiligt, davon jeweils knapp die Hälfte online und gut die andere Hälfte per Brief. Es war die erste derartige Befragung dieser Art, um einen Erneuerungsprozess nach der historischen Niederlage der Union bei der Bundestagswahl einzuleiten.

Designierter Nachfolger von Armin Laschet

Der im Sauerland geborene Friedrich Merz (66) ist Rechtsanwalt, Unternehmensberater und CDU-Politiker. Bei den Bundestagswahlen im September zog Merz nach langer Pause wieder in den Bundestag ein und gewann das Direktmandat im Hochsauerlandkreis. In der Union gilt der Sohn eines Richters als Vertreter konservativer und wirtschaftsnaher Positionen.

Beim Wahlkampf um den Mitgliederentscheid positionierte er sich zugleich als Mann der Mitte und betonte, wie wichtig die Sozial- und Familienpolitik für die Partei seien. Er gilt als mitreißender Redner, der aber auch populistische Töne anschlagen kann.

Merz steht vor allem für einen Kurswechsel nach Angela Merkel an der Partei- und Regierungsspitze. Viele Mitglieder hoffen offenbar auf eine Erneuerung der CDU nach der historischen Niederlage der Union bei den jüngsten Wahlen. Er kündigte an, im Fall seiner Wahl den Bundestagsabgeordneten und früheren Berliner Sozialsenator Mario Czaja als Generalsekretär und die Bundestagsabgeordnete Christina Stumpp für das neue Amt der Generalsekretärin vorzuschlagen. Czaja soll für die Stärkung des christsozialen Flügels und Stumpp für eine bessere Einbeziehung der Frauen stehen.

Zweimal vorher unterlegen

Bereits beim Parteitag 2018 hatte Merz sich nach Merkels Rückzug von der Parteispitze um den Vorsitz beworben, war aber Annegret-Kramp Karrenbauer unterlegen. 2021 scheiterte er an Laschet.

CDU-Mitglied ist Merz seit Gymnasialzeiten. 1989 wurde er für seine Partei in das Europäische Parlament gewählt. 1994 wechselte er mit einem Direktmandat in den Bundestag. Im Februar 2000 wurde er als Nachfolger Wolfgang Schäubles (CDU) Vorsitzender der Unions-Bundestagsfraktion und damit Oppositionsführer. Schäuble gilt als sein großer Förderer.

Bekannt wurde Merz durch seinen Vorschlag einer radikal vereinfachten Steuererklärung im Bierdeckelformat. Im Jahr 2000 prägte er den Begriff der "deutschen Leitkultur" gegenüber grünem "Multikulti". Als Abgeordneter stimmte er für strengere Regelungen bei der Abtreibung und in der jüngsten Debatte gegen eine Aufhebung des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche.

Nach der verlorenen Bundestagswahl 2002 beanspruchte Merkel als CDU-Parteivorsitzende den Fraktionsvorsitz. Merz wurde Stellvertreter, sah seine politischen Karrierechancen schwinden, trat 2004 zurück und widmete sich ganz der Tätigkeit als Rechtsanwalt und später Unternehmensberater, mit Posten in zahlreichen Aufsichtsräten.

Kolpingmitglied

Zuletzt war er Aufsichtsratsvorsitzender und Lobbyist von BlackRock in Deutschland, einem der weltweit größten Vermögensverwalter.

Der groß gewachsene dreifache Familienvater hat vier Enkelkinder. Er ist Mitglied einer katholischen Studentenverbindung, des heimischen Schützenvereins und der Kolpingsfamilie. Aufgewachsen ist er in einer konservativen Juristenfamilie in Brilon, wo der Großvater 20 Jahre lang Bürgermeister war und zum Vorbild für politisches Engagement wurde. Für den bekennenden Wertkonservativen gilt das christliche Menschenbild als Grundlage der Politik.


Quelle:
KNA