Karl Borromäus ist der Heilige für alle Lebenslagen

Macht für Menschlichkeit genutzt

Heilige inspirieren als Glaubensvorbilder noch immer. So auch Karl Borromäus, dem großen Heiligen des 16. Jahrhunderts. Er hat als Bischof von Mailand Lazzarette für Menschen errichtet, die an der Pest erkrankt waren.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz
Das Altarbild in der Flüeli-Kapelle Sankt Borromäus zeigt den Heiligen Karl Borromäus. / © Sabine Biedermann/KNA (KNA)
Das Altarbild in der Flüeli-Kapelle Sankt Borromäus zeigt den Heiligen Karl Borromäus. / © Sabine Biedermann/KNA ( KNA )

Am 4. November feiert die Kirche einen Heiligen, dessen Leib in der Krypta des Mailänder Doms seine Grabstätte erhalten hat
und dessen Herz im Hochaltar der römischen Kirche San Carlo al Corso verehrt wird. Die Rede ist von Karl Borromäus, dem großen Heiligen des 16. Jahrhunderts.

Er wird am 2. Oktober 1538 am Lago Maggiore geboren. Seine Eltern sind Gilberto Borromeo, Graf von Arona, und Margherita de' Medici. Karl wächst also in einem begüterten Haus auf. Zu seiner Verwandtschaft gehören die bedeutendsten Adelsfamilien des Landes. Seine Mutter, die Schwester des späteren Papstes Pius IV., ist ihm ein Vorbild in lebendiger Frömmigkeit und praktizierter Nächstenliebe.

Während sein Bruder Heerführer wird, ist für Karl schon früh eine kirchliche Laufbahn vorgesehen: Mit zwölf Jahren wird er formell zum Abt eines Klosters ernannt. Allerdings hat er nicht die Verpflichtungen eines geistlichen Leiters, sondern erhält in erster Linie jährlich hohe Geldsummen aus der Abtei. Karl verzichtet auf das Geld und spendet es den Armen.

Mailänder Dom / © MNStudio (shutterstock)

Borromäus wird Abt und Bischof von Mailand

Er geht mit 14 Jahren nach Pavia, um dort Profan- und Kirchenrecht zu studieren. 1559 schließt er beide Studien mit der Doktorwürde ab. Kurz darauf wird Karl von seinem Onkel, Papst Pius IV., für päpstliche Verwaltungsaufgaben nach Rom geholt. Bereits im Januar 1560 wird Karl zum Kardinal ernannt und kümmert sich um Einberufung und Fortgang der dritten und letzten Sitzungsperiode des Konzils von Trient in den Jahren 1562/63.

Außerdem spielt er eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Konzilsbeschlüsse, die eine Reaktion auf die Reformation in Deutschland waren. Karl setzt sich besonders für die Reform der Bistumsverwaltung und für die Seelsorge ein.

In den kommenden Jahren erhält der Kardinal verschiedene Ämter, wird aber nicht zum Priester geweiht. Dieses Procedere kam in der Renaissance durchaus vor - hohe Kirchenämter wurden auch aus politischen Gründen vergeben. Als sein Bruder Friedrich plötzlich stirbt, verändert sich alles.

Dieser Tod erschüttert ihn; Karl stellt sein Leben infrage und zieht sich zu Exerzitien zurück. Er entscheidet sich zu einem geistlichen Leben, empfängt am 4. September 1563 die Priester- und bereits am 7. Dezember 1563 die Bischofsweihe. Er wird Bischof von Mailand, wo er einen strengen asketischen Lebensstil pflegt. Sein Geld gibt er den Armen und freundet sich mit dem charismatischen Seelsorger.

Versorgt Kranke während der Pest

In Mailand trifft der neue Bischof auf trostlose Verhältnisse. Als dort 1576 die Pest ausbricht, kehrt er nach einer Visitationsreise bewusst nach Mailand zurück, um den Notleidenden beizustehen, während andere Honoratioren das Weite suchen. Durch seinen selbstlosen, seelsorglichen Einsatz für die Armen wird das Bistum zu einer Vorzeigediözese. Auch die religiöse Bildung ist ihm ein Anliegen. Schon 1561 hatte Karl in seiner zum Bistum Mailand gehörenden Studienstadt Pavia ein Studienkolleg für junge Männer gegründet, die sich den Studienaufenthalt sonst nicht hätten leisten können.

Als Kardinal und Bischof reist Karl unermüdlich durch sein Bistum - und wird als großer Gegenreformator bekannt. Er ist aber nicht nur am Seelenheil der Menschen interessiert, sondern kümmert sich auch konkret um sie: Er engagiert sich in der Krankenpflege, vor allem für Menschen, die an der Pest erkrankt sind. Er besorgt Medikamente, Kleidung und Lebensmittel, lässt Lazarette und Notunterkünfte einrichten und sorgt dafür, dass die Kranken ärztlich betreut werden. Von seinen Aufgaben vollständig ausgezehrt stirbt Karl im Alter von 46 Jahren am 3. November 1584 in Mailand.

Schon zu Lebzeiten wird Karl Borromäus als Idealtyp des christlichen Kirchenfürsten verehrt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er bereits 1610 heiliggesprochen wird. Hierzulande ist der Borromäusverein nach ihm benannt.

Seine Herkunft hinter sich gelassen

Der Heilige mit seinem reichen Wirken zeigt uns, dass die Herkunft nur wenig über den späteren Lebensstil aussagt. Schließlich wurde Karl in eine Familie hineingeboren, in der ein Leben mit allen Annehmlichkeiten möglich gewesen wäre. Stattdessen verzichtete er schon früh auf Geld, das ihm zugestanden hätte, und sorgte für Schwächere.

Sein Engagement für die mittellosen Studenten, für arme Menschen und für Pestkranke zeigt, dass der Heilige einen wachen Blick hatte für die Nöte der Menschen seiner Zeit. Können nicht auch wir schauen, wer in unserem Umfeld Hilfe braucht und diese Menschen mit unseren Mitteln und Möglichkeiten unterstützen? Und wenn wir selbst ein Amt bekleiden, können wir von Karl Borromäus etwas Wichtiges lernen: Er hat sein Amt und die damit verbundene Macht als Chance gesehen, notleidenden Menschen beizustehen.
 

Quelle:
KNA