Als Titelkirche hatte Papst Benedikt XVI. Kardinal Woelki die römische Pfarrei "San Giovanni Maria Vianney" (Pfarrer vor Ars) im östlichen Außenrandbezirk Borghesiana zugewiesen. Die Gemeinde an der römischen Ausfallstraße Via Casilina entstand in den frühen 1950er Jahren und zählt heute 18.000 Gläubige.

In seiner Predigt in der Eucharistiefeier stellte Woelki das Evangelium dieses Sonntags in den Mittelpunkt (Joh 21,1-19). Nach seiner Auferstehung erscheint Jesus den Jüngern zum dritten Mal – diesmal am See Genezareth, wo sie ihrem alten Beruf als Fischer nachgehen. Die vorherigen Erscheinungen hatten sie überfordert, und aus Ratlosigkeit kehren sie zu ihrer früheren Arbeit zurück. Doch auch diese gelingt nicht mehr, bis Jesus ihnen als Fremder begegnet und ihnen den entscheidenden Hinweis zum Fischfang gibt. Dieses Wunder öffnet ihnen die Augen: Sie erkennen den Herrn und erinnern sich an ihren Auftrag, nicht mehr Fische, sondern Menschen zu "fangen".
Der Kölner Kardinal sieht darin ein typisches Verhalten, wenn Gott einen vor neue Situationen stellt, in denen man nicht durchblickt. "Wir sind dann wie diese elf: verschreckt, gelähmt oder zumindest ganz verlegen. Wir fragen dann: Hat die Kirche überhaupt noch eine Zukunft? Wie soll das nur weitergehen bei den weniger werdenden Gläubigen und Priestern. Wird die Verweltlichung der Welt nicht zusehends totaler und wird sie noch mehr Einzug halten in die Kirche? Was sollen wir dann noch mit dem Evangelium? Ist es nicht vernünftiger, sich hier zu arrangieren, sich anzupassen an die Verhältnisse oder sich zurückzuziehen in sein Galiläa, in seine heile Welt?"
Grundlage jeder kirchlichen Sendung ist die persönliche Liebe zu Christus
Doch in dieser Begegnung werde deutlich, dass die Kirche immer wieder neu aus der Begegnung mit Christus leben muss – besonders in schwierigen Zeiten, so Woelki. Der Glaube, das Vertrauen und vor allem die Liebe zu Christus seien entscheidend für das Handeln der Kirche. In der dreifachen Frage Jesu an Petrus "Liebst du mich?" werde klar: Die Grundlage jeder kirchlichen Sendung ist die persönliche Liebe zu Christus, betont der Kardinal.
Die Kirche solle nicht beeindrucken, sondern durch gelebte Hingabe Christus sichtbar machen. Auch mit schwachen und fehlerhaften Menschen wie Petrus wirkt Gott – das mache Mut, auch heute die Sendung Jesu weiterzuführen. "Vielleicht hat uns dieses Evangelium heute geholfen, unser Leben in der Kirche wider tiefer zu verstehen. Vielleicht kann es uns auch helfen, entschlossen in die Zukunft zu blicken und unsere Sendung zu erfüllen", so der Kölner Erzbischof.