Kardinal Woelki feiert 25 Jahre Priesterseminar Redemptoris Mater

"Hier ist die Weltkirche zuhause"

Von Kardinal Meisner am 8. Dezember 2000 zunächst ad experimentum errichtet, sind in den vergangenen 25 Jahren 36 Priester unter der Leitung von Salvador Pane in Bonn ausgebildet worden. Anlass für ein großes Fest der Dankbarkeit.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
25 Jahre Redemptoris Mater / © Beatrice Tomasetti (DR)
25 Jahre Redemptoris Mater / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Juan Riquelme Cano ist für vier Wochen auf Heimaturlaub. Erst nimmt der gebürtige Spanier an der Feier zum 25-jährigen Bestehen seiner einstigen Ausbildungsstätte teil, danach geht es für ihn über Weihnachten nach Hause zu seiner Familie. Und von dort wieder zurück nach Luanda in Angola, wo er seit gut einem Jahr als Spiritual am dortigen Priesterseminar Redemptoris Mater wirkt. Der 48-Jährige hat eine Biografie, die für einen Priester der Gemeinschaft des Neokatechumenalen Weges nicht untypisch ist. Denn niemand, der diesen Berufungsweg einschlägt, weiß am Anfang, wohin er entsandt wird – nicht als Seminarist und auch nicht später als geweihter Priester. Denn totale Verfügbarkeit, sich als Weltpriester überall in den Dienst nehmen zu lassen, gehört zum Wesensmerkmal aller Seelsorger des "Weges".

Kaplan Juan Riquelme Cano wird im September Spiritual am Redemptoris Mater in Luanda. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kaplan Juan Riquelme Cano wird im September Spiritual am Redemptoris Mater in Luanda. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Juan Riquelme Cano

Als Riquelme Cano vor anderthalb Jahren vom Kölner Personalchef vor die Wahl gestellt wird, vom Düsseldorfer Rheinbogen, wo er längst heimisch geworden ist, nach Angola zu gehen, sei er erst einmal regelrecht erschüttert gewesen, erzählt er rückblickend. "Niemals hätte ich daran gedacht, Deutschland, wo meine Gemeinschaft ist und Freundschaften gewachsen sind, zu verlassen. Gleichzeitig aber habe ich meine Berufung immer so verstanden, dass ich mein Leben ganz in die Hände Gottes lege und außerdem an das Gehorsamsversprechen gegenüber meinem Bischof gebunden bin." Als er dann am 15. Oktober 2024 in Angolas Hauptstadt landet, muss er nicht nur die Sprache neu lernen – Angola war einst portugiesische Kolonie –, auch vieles andere erweist sich erwartungsgemäß als große Herausforderung: die bittere Armut der Bevölkerung, die vielen Straßenkinder, die auf sich gestellt sind und keine Schule besuchen, das Klima, die fehlende Infrastruktur – kein fließendes Wasser, ständige Stromausfälle – und immer wieder die lauernde Gefahr vor Raubüberfällen.

Juan Riquelme Cano

"Die Menschen hungern nicht nur nach einem Stück Brot, sondern vor allem auch nach Gott."

Doch auf der Habenseite verbucht der Geistliche, der neben seiner Seminartätigkeit auch in der Ortsgemeinde mithilft, hier regelmäßig Gottesdienste feiert und die Sakramente spendet, eine lebendige und vor allem junge Kirche – "ohne unendlich lange Sitzungen", fügt er lachend hinzu. "Bereits die Frühmesse um 7 Uhr am Sonntagmorgen ist total voll, anschließend gibt es ein Frühstück. Aber die Menschen hungern nicht nur nach einem Stück Brot, sondern vor allem auch nach Gott", stellt er fest. Und dass alles, was er tue, Sinn habe und ihn erfülle. "Ich fühle mich privilegiert und bin zutiefst dankbar, dass ich eine solche Erfahrung von Weltkirche machen darf. Vor allem aber spüre ich, dass ich hier gebraucht werde." Und solange das der Fall sei, werde er für die Menschen in Luanda da sein.

Rund 150 Gäste sind an diesem Sonntagvormittag der Einladung von Regens Pane ins Erzbischöfliche Missionarische Priesterseminar, einem ehemaligen Benediktinerinnenkloster am Rande von Bonn, gefolgt, darunter die Alumnen von einst, die inzwischen als Kapläne, Pfarrvikare oder leitende Pfarrer in der Erzdiözese Köln eingesetzt sind, aber auch die Seminaristen, die gerade hier ihre Ausbildung absolvieren. Und dann Priester wie Riquelme Cano, der für begrenzte Zeit in einem ganz anderen Teil der Welt pastoral wirkt. Dazu kommen die sogenannten "Formatoren" des Neokatechumenalen Weges und eine ganze Reihe an Unterstützern des Seminars sowie – für diese Ehre dankt Pane ausdrücklich – die Kardinäle Woelki, Arborelius aus Stockholm und Rouco Varela, emeritierter Erzbischof aus Madrid. Sogar ein Grußwort von Papst Leo XIV. gibt es, in dem dieser für die Verbundenheit des Seminars mit dem Heiligen Vater dankt. Gott, der Herr, möge die Priester stärken, "damit sie alle zu wahren Dienern der Freude werden". Dazu erteile der Papst, verliest Woelki, allen Anwesenden seinen Apostolischen Segen. Er ergänzt: "Wir können nicht ohne Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater Christ sein. Das sollten wir auch in Deutschland verstehen."

Rainer Maria Kardinal Woelki

"Wir schauen dankbar auf das 25-jährige Bestehen des Redemptoris Mater, in dem seit einem Vierteljahrhundert Priester für das Erzbistum und die Weltkirche ausgebildet werden."

Aber auch Woelki selbst spricht gleich zu Beginn des feierlichen Gottesdienstes in der Kirche des Redemptoris Mater von einer "großen, großen Freude", die dieses Jubiläum für das Erzbistum bedeute. Wörtlich sagt der Kardinal: "Wir schauen dankbar auf das 25-jährige Bestehen des Redemptoris Mater, in dem seit einem Vierteljahrhundert Priester für das Erzbistum und die Weltkirche ausgebildet werden, die ihre Bereitschaft betonen, sich dorthin senden zu lassen, wo es der Evangelisierung und Erneuerung bedarf." Indem sie Christus mit Leidenschaft verkündeten und die Sakramente spendeten, antworteten sie auf das drängende Bedürfnis unserer Zeit.

Von Anfang an sei klar gewesen, führt er in seiner Predigt aus, dass die Attribute "erzbischöflich" und "missionarisch" den Rahmen absteckten, in dem die angehenden Priester angesichts der internationalen Ausrichtung des Seminars gesendet würden: nämlich in allererster Linie zu einem universalkirchlichen Einsatz in der Kölner Erzdiözese. Trotzdem, so Woelki, sei mitunter auch großzügig entschieden worden, ein Weiterstudium zur Promotion oder auch Habilitation zu ermöglichen. Gleichzeitig habe dieser Ausbildungsweg über das Seminar des Neokatechumenalen Weges immer das Bekenntnis zur Gemeinschaft mit dem Ortsbischof und die diözesane Zugehörigkeit mit eingeschlossen, betont er, während "missionarisch" in diesem Kontext bedeute, dass zur Nachfolge die unbedingte Bereitschaft gehöre, sich vom Herrn in den Dienst nehmen und sich überall hin senden zu lassen.

Rainer Maria Kardinal Woelki

"Missionarisch Kirche sein – das ist der Weg für uns alle."

"Wie den Aposteln muss uns Priestern bewusst sein, dass uns diese radikale Nachfolge viel abverlangen kann", adressiert der Kardinal an die Seminaristen, die traditionell zur Ausbildung weit weg von ihrer Familie in ein fremdes Land entsendet werden, in dem sie meist eine neue Sprache und Kultur kennenlernen. Auch wenn das nicht immer leicht falle, erklärt Woelki, sei das der erste Schritt zum missionarischen Wirken. "Die Kirche existiert, um zu evangelisieren", zitiert er entsprechend Papst Paul VI. aus seinem apostolischen Schreiben "Evangelii nuntiandi", das dieser auf den Tag vor 50 Jahren publiziert hat. Und evangelisieren heiße, das Reich Gottes zu verkünden und aufzubauen. "Missionarisch Kirche sein, missionarisches Christsein ist also nicht irgendeine fromme Zugabe, nicht irgendein frommer Zuckerguss, der über die Kirche gekleistert wird, sondern der Weg der Nachfolge, auf den der Herr uns alle schickt – nicht nur uns Priester, Diakone und Bischöfe, sondern alle, die getauft und gefirmt sind. Missionarisch Kirche sein – das ist der Weg für uns alle."

Rainer Maria Kardinal Woelki

"Das ist das A und O für jeden Priester und Diakon, für uns alle: Christusfreundschaft, Gottesfreundschaft."

Als Fundament dazu diene als Erstes die Bereitschaft, sich selbst evangelisieren zu lassen. Die Selbst-Evangelisierung bilde das Fundament, auf dem alles andere stehe. "Nur das, was wir selbst empfangen haben, worüber wir selbst verfügen, nur das können wir glaubwürdig und aus innerer Überzeugung weitergeben. Nur so werden wir zum Zeugen." Und wer etwas bezeuge, der tue das mit seiner ganzen Person, mit seiner ganzen Identität. "Er macht sich selbst zum Garanten für das, was oder – besser – wen er bezeugt." Wer sich von Christus zum Zeugen für sein Evangelium machen lasse, der verkörpere: Ich bin Christus begegnet! Und eine solche Begegnung lasse niemanden kalt, vielmehr führe sie dazu, dass man ihn – wie einen Menschen, der einem wertvoll sei – immer tiefer verstehen wolle. Der Kardinal unterstreicht: "Das ist das A und O für jeden Priester und Diakon, für uns alle: Christusfreundschaft, Gottesfreundschaft. Und aus dieser Begegnung und Freundschaft heraus können wir gar nicht anders, als ihn, der das Evangelium in Person ist, weiterzutragen."

Abschließend erinnert Woelki an seinen Vorgänger, Kardinal Meisner, der dieses Seminar im Jahr 2000 eingerichtet hatte, an den Gründer des Neokatechumenalen Weges, den Spanier Kiko Argüello, der die Notwendigkeit gesehen habe, Familien in die Mission zu schicken, und an das Ehepaar Antonio und Bruna Spandri, die einst über die Vermittlung von Professor Joseph Ratzinger Mitte der 70er Jahre diese geistliche Gemeinschaft von Italien nach Deutschland gebracht hatten. Ihnen allen, vor allem auch den vielen, die um geistliche Berufungen beteten, gebühre großer Dank. 

Salvador Pane / © Beatrice Tomasetti (DR)
Salvador Pane / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Zum Selbstverständnis des Redemptoris Mater gehört – auch das wurde an diesem Jubiläumstag deutlich –, dass die dortige Priesterausbildung auf eine "Formung des ganzen Menschen" abzielt, damit jeder Seminarist seine Entscheidung für das Priestertum aus einer inneren Freiheit heraus treffen und dazu in eine wirklich dienende Grundhaltung finden kann, wobei ein Hauptaugenmerk darauf liegt, dass die jungen Männer lernen, ihr geistliches Leben in den Alltag zu integrieren und zuallererst ein tragfähiges Urteilsvermögen zu erwerben, aber genauso Eigenschaften wie Freundlichkeit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeitssinn oder Zuverlässigkeit, Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit.

Salvador Pane

"Wir haben das Glück, dass in unserem Seminar die Weltkirche zuhause ist."

Dass sie dabei mitten im Leben stehen, beweist sehr eindrücklich nach einem anschließenden Mittagessen ein charmant zusammengestellter Trailer, der einen Einblick in die Hausgemeinschaft dieses idyllisch gelegenen Seminars gewährt. Während Kaplan Imanuel Renz beim Gewichtheben gezeigt wird, aber vor laufender Kamera auch bekennt, dass Gott seinem Leben einen tieferen Sinn gibt und ihm die Seminarausbildung dabei geholfen hat, er selbst sein zu können, schwingt sich Kaplan Clemens Neuhoff in schwarzem Lederdress auf sein Motorrad und spricht berührend offen über seinen Berufungsweg und die innere Freiheit, aus der heraus er sich nach fünf Jahren für die Priesterweihe entschieden hat: "Ich habe den klaren Ruf Gottes gehört. Mir wurde nichts übergestülpt." Auch Regens Pane, der das Redemptoris Mater vom ersten Tag an leitet, kommt in diesem Einspieler zu Wort: Er sei immer wieder tief berührt davon, sagt er, dass er Menschen auf ihrem Weg zum Priester begleiten dürfe. Und er fügt hinzu: "Wir haben das Glück, dass in unserem Seminar die Weltkirche zu Hause ist."

Redemptoris Mater

Redemptoris Mater ist der Name für verschiedene diözesane Priesterseminare, die unter der Leitung des Neokatechumenalen Wegs stehen. In ihnen finden sich Seminaristen aus den verschiedensten Teilen der Erde. Dabei stehen ein ausgeprägtes missionarisches Selbstverständnis und eine betont internationale Ausrichtung im Vordergrund. Die hier ausgebildeten Priester sind bereit und vorbereitet, auf Geheiß ihres Bischofs dorthin zu gehen, wo es der Evangelisierung und der Erneuerung des Glaubens bedarf.

Das Priesterseminar Redemptoris Mater in Bonn-Endenich ist ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster / © Redemptoris Mate (DR)
Das Priesterseminar Redemptoris Mater in Bonn-Endenich ist ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster / © Redemptoris Mate ( DR )
Quelle:
DR

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