Der Kölner Erzbischof Rainer Kardinal Woelki hat in seiner Predigt im Pontifikalamt im Kölner Dom zum Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Gottesmutter Maria betont, dass dieses Fest einen wunderbaren Neuanfang feiere. Woelki erklärte, dass die Erbsünde nicht eine persönliche Schuld bedeute, sondern vielmehr eine Grundverfassung des Menschseins, eine Verstrickung in eine Welt voller Brüche, Verletzungen und ungerechter Strukturen.
Der Erzbischof betonte, dass Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins an von dieser Erbschuld frei gewesen sei. Gott habe sie herausgenommen aus der allgemeinen Verstrickung in das Böse, um den Neubeginn, den er mit der Geburt seines Sohnes setze, schon bei Mariens Zeugung beginnen zu lassen. So habe er Marias Ja zur Botschaft des Engels selbst ermöglicht.
Kritische Betrachtung dessen, was wir kaufen
Woelki betonte, dass Marias Offenheit für Gottes Plan mit der Welt, ihr Vertrauen in seine Kraft und ihr Jawort zum unglaublichen Zutrauen, das Gott in sie gesetzt habe, von seiner zuvorkommenden Gnade umfangen und getragen gewesen seien. Er bezeichnete dies als eine fast vergessene frohe Botschaft: Dass die Taufe uns von dieser ererbten Schuld befreit und wir in der Nachfolge Jesu die schuldhafte Verstrickung durchbrechen können: "Zwar ist das Paradies verloren, ja wir leben jenseits von Eden. Aber wir sind dem Unmenschlichen nicht restlos ausgeliefert, können dagegen angehen, kennen den Weg zum Guten. Das beginnt vielleicht für uns schon ganz konkret beim täglichen Einkauf und der kritischen Betrachtung dessen, was wir kaufen."
Der Kardinal ermutigte die Gläubigen, jeden Tag den Blick in den Spiegel als Fest eines wunderbaren Neuanfangs zu erleben. Zwar seien wir in ein Netz aus Bosheit und Ungerechtigkeit verstrickt, aber Gottes Zuneigung und Liebe zu uns und dieser Welt sei stärker als dieses Netz.
Der Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet vom Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Niehues. Der Chor sang die Missa in F op. 117 von Josef Gabriel Rheinberger. Die Orgel spielte Hoonbyeong Chae.
Evangelium vom Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria: Lukas 1,26-38
In jener Zeit wurde der Engel Gábriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel. (Lk 1,26-38)