Der kranke Papst Franziskus soll sich weiterhin schonen. Die Feierlichkeiten am Aschermittwoch (5. März) wird der Vatikan-Verantwortliche für Sündenvergebungen, Kardinal Angelo De Donatis, übernehmen, wie der Vatikan am Freitag mitteilte. Der Tag zu Beginn der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern wird in Rom traditionell mit einer Bußprozession von der Benediktiner-Kirche Sant'Anselmo zur Basilika Santa Sabina auf dem Aventin-Hügel begangen. In Santa Sabina sollte Franziskus der Messe vorstehen.
Bereits in den vergangenen Jahren nahm das auf einen Rollstuhl angewiesene Kirchenoberhaupt an der Prozession nicht teil. Zuvor hatte die Corona-Pandemie die Tradition unterbrochen. Nun wird der 88 Jahre alte Papst seit zwei Wochen in der römischen Gemelli-Klinik aufgrund komplexer Atemwegsinfekte und einer Lungenentzündung behandelt.
"Aus der Gemelli-Klinik"
Der Papst hat eine Grußbotschaft an einen Liturgie-Kongress an der Benediktiner-Hochschule S. Anselmo in Rom geschickt. Das Schreiben, das an diesem Freitag vom Vatikan veröffentlicht wurde, trägt das Datum vom vergangenen Mittwoch sowie den ungewöhnlichen Zusatz "Aus der Gemelli-Klinik". Es richtet sich an einen Liturgie-Kurs der päpstlichen Universität Sant’Anselmo in Rom, der an diesem Freitag endet.
In der Botschaft erinnert Franziskus daran, dass Liturgie-Verantwortliche sich nicht als Dozenten oder Sakristane verstehen sollten, sondern als Menschen, die "im Dienst am Gebet der Gemeinschaft" stünden. Zur liturgischen Kunst gehöre, "alle Mitfeiernden anzuleiten" und "die Gläubigen im sakramentalen Geschehen zu begleiten". Der liturgische Stil solle "„die Nachfolge Jesu zum Ausdruck bringen und unnötigen Prunk vermeiden".
"Ein Werk der ganzen Gemeinde"
Sorge um die Liturgie sei "in erster Linie eine Sorge um das Gebet, das heißt, um die Begegnung mit dem Herrn", so der Text wörtlich. "Damit Ihnen Ihre Aufgaben gelingen, rate ich Ihnen, den Blick auf das Volk zu richten … : Das wird Ihnen helfen, die Bedürfnisse der Gläubigen zu verstehen und die Mittel und Wege zu finden, um ihre Teilnahme an der liturgischen Handlung zu fördern." Gottesdienst sei "ein Werk der ganzen Gemeinde", so Franziskus. "Folglich besitzen die Freuden und Leiden, die Träume und Sorgen des Volkes Gottes einen hermeneutischen Wert, den wir nicht ignorieren können".
Franziskus grüßte in seinem Schreiben den Abtprimas der Benediktiner, Jeremias Schröder, sowie den Leiter des Päpstlichen Liturgischen Instituts in S. Anselmo P. Stefan Geiger und bedankte sich dafür, "dass Sie erneut der im Apostolischen Schreiben Desiderio desideravi formulierten Einladung gefolgt sind, das Studium der Liturgie nicht nur unter theologischen Gesichtspunkten, sondern auch im Bereich der Feierpraxis fortzusetzen." Das Papstdokument "Desiderio desideravi - über die liturgische Bildung des Volkes Gottes", eine Meditation über die Schönheit der liturgischen Feier und ihre Rolle bei der Evangelisierung, erschien 2022.
Frühstück und Zeitungslektüre
Nach einer langen kritischen Episode verbesserte sich Franziskus' Zustand zuletzt. Laut Quellen aus dem Vatikan soll er am Freitag nach einer ruhigen Nacht gefrühstückt und einige Tageszeitungen gelesen haben. Seine medizinische Behandlung sowie seine Atem- und Physiotherapie würden fortgesetzt. Ob der Papst seinem sonntäglichen Mittagsgebet möglicherweise aus der Klinik vorstehen kann, ist unklar. Eine offizielle Absage dieses Termins gibt es bislang nicht.
Fortgesetzt wird am Freitagabend die Reihe der Abendgebete für Franziskus. Seit Montag beten Kardinäle, Vatikan-Mitarbeiter und Gläubige auf dem Petersplatz für eine Genesung. Diesmal übernimmt den Vorsitz der Papst-Vertraute und Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde, Kardinal Victor Manuel Fernandez.