Kardinal Schönborn sieht Mittelpunkt der Kirche verschoben

"Neues Lernen für uns Europäer"

Die Europäer müssen nach Ansicht von Kardinal Christoph Schönborn lernen, nicht mehr Mittelpunkt der Kirche zu sein. Der Süden wird dafür stärker, erklärt er. Kardinal Schönborn sieht eine daraus erwachsende Lernbedürfigkeit Europas.

 © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
© Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

"Europa wird weniger, der Süden wird stärker", so beschreibt der Wiener Erzbischof die aktuelle Stimmung der vierwöchigen Bischofssynode im Vatikan.

Die Synodenversammlung im Vatikan hat am 4. Oktober gestartet und dauert bis 29. Oktober an. Die Weltkirche sei dabei sehr präsent, erklärt Schönborn in einem über die Plattform X verbreiteten Video.

Europa sei nicht mehr der Mittelpunkt der Weltkirche; das habe ein "neues Lernen für uns Europäer" zur Folge.

Nur ein Drittel der Synoden-Stimmberechtigten aus Europa

Ein Drittel der Synoden-Stimmberechtigten stammt aus Europa. Nord- und Südamerikaner machen ein Viertel der Mitglieder aus, Afrikaner und Asiaten je etwa ein Fünftel; fünf Prozent der Stimmberechtigten der Synode kommen aus Ozeanien.

1985 nahm Schönborn zum ersten Mal an einer Bischofssynode im Vatikan teil. Seit damals habe sich viel verändert, so der heute bald 79-Jährige.

Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, mit anderen Teilnehmern während der Weltsynode am 13. Oktober 2023 im Vatikan / © Paolo Galosi/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, mit anderen Teilnehmern während der Weltsynode am 13. Oktober 2023 im Vatikan / © Paolo Galosi/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

So sei der globale Süden, also Afrika, Asien und Lateinamerika, inzwischen stark präsent. Das verändere auch die Aufmerksamkeit und das Klima der Synode.

Kardinal Schönborn findet weltweite Ausmaße der Kirche spannend

"Die Kirche ist wirklich weltweit, und das ist spannend", so Schönborns Fazit. Die Weltsynode in Rom besteht aus mehr als 400 von den Ortskirchen entsandten sowie vom Papst benannten Bischöfen, Priestern, Laien, Theologen und Ordensleuten; 365 von ihnen haben offiziell Stimmrecht.

Erstmals bei einer Synode der katholischen Weltkirche haben Nichtbischöfe und Nichtpriester und auch Frauen in größerem Umfang ein Mitsprache- und Stimmrecht. Kirchenrechtlich bleibt es trotzdem eine Bischofssynode.

Seit Jahrzehnten für Kirche und Katechismus engagiert

Schönborn ist seit 1995 Erzbischof von Wien und war 22 Jahre Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz. Er leitete die Bemühungen der österreichischen Bischöfe zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals.

Für den Vatikan war er maßgeblich an der Abfassung des Katechismus der Katholischen Kirche (1987-1992) beteiligt und ist der Spiritus Rector des Jugendkatechismus "Youcat" von 2011.

Weltsynoden-Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum

Im Oktober findet im Vatikan das erste von zwei zentralen Treffen der Weltsynode statt. Zum ersten Mal dürfen auch Frauen mit abstimmen. Bei der Zusammenkunft geht es vor allem um neue Wege der Mitbestimmung in der Kirche. Zudem sind der Umgang der Kirche mit Frauen und sexuellen Minderheiten sowie die künftige Rolle der Bischöfe Themen. Bei der Synode debattieren auch stimmberechtigte Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit. Über die Beschlüsse der Synode entscheidet am Ende der Papst.

Mitglieder aus Deutschland:

Ein Kardinal sitzt alleine in der Synodenaula und liest bei der Kardinalsversammlung / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Ein Kardinal sitzt alleine in der Synodenaula und liest bei der Kardinalsversammlung / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA