Kardinal Schönborn sieht Heilige als "ganz normale Menschen"

"Man trifft sie überall"

Heilige sind für Kardinal Christoph Schönborn oft "ganz normale Menschen". Das erklärte der emeritierte Erzbischof von Wien am Freitag in seiner aktuellen "Heute"-Kolumne mit Blick auf den künftigen Heiligen Carlo Acutis.

Die Herzreliquie des Seligen Carlo Acutis im Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach (DR)
Die Herzreliquie des Seligen Carlo Acutis im Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach ( DR )

"Man trifft sie überall. Wir müssen nur aufmerksam hinschauen!". Carlo Acutis wird am Sonntag in Rom von Papst Leo XIV. heiliggesprochen, gemeinsam mit Pier Giorgio Frassati (1901-1925).

Kardinal Christoph Schönborn / © Stephan Schönlaub (Erzdiözese Wien)

Nach den Worten Schönborns zeigt sich am Beispiel des mit 15 Jahren verstorbenen Carlo Acutis (1991-2006), dass die Verehrung Jugendlicher mehr als nur ein Medienhype oder Zuverdienst von Devotionalienhändlern sei. 

Bewegend sei die Sehnsucht vieler Menschen, diesem Heiligen nahe zu sein. Allein im vergangenen Jahr hätten mehr als eine Million Pilger sein Grab in Assisi besucht. Der "Cyber-Apostel" und "Influencer Gottes" habe seine Programmier-Kenntnisse dafür eingesetzt, "über die Welt des Internets den Glauben zu verkünden".

Vorbild für alle Generationen

Auch der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, würdigte das Glaubenszeugnis von Acutis wenige Tage vor der Heiligsprechung in Rom. Zudem betonte er, Acutis sei trotz seines frühen Todes zu einem Vorbild für alle Generationen geworden. 

Bewegend sei, dass bei seiner Beerdigung zahlreiche Bedürftige anwesend gewesen seien, denen er oft heimlich geholfen habe. Dass seine letzte Ruhestätte in Assisi liegt, sei ein passendes Zeichen: 

Papst Leo XIV. signiert ein Bild des als Cyber-Apostel bekannten, seligen Carlo Acutis / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. signiert ein Bild des als Cyber-Apostel bekannten, seligen Carlo Acutis / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

"Wo lange zuvor ein anderer junger Mann Beeindruckendes im Glauben gewirkt hatte - mein Ordensgründer, der Heilige Franz", wies Lackner, selbst Mitglied des Franziskanerordens, hin.

Carlo Acutis wird der erste heilige Millennial sein - also ein Angehöriger der ab der frühen 1980er Jahre geborenen Generation. Der Italiener hatte ein frommes Leben mit täglichen Messbesuchen, Rosenkranzgebeten und ehrenamtlichem Engagement geführt. 

In seiner Freizeit beteiligte er sich an der Erstellung von Internetseiten, etwa für seine Heimatgemeinde in Mailand. 2020 wurde Acutis im italienischen Assisi seliggesprochen.

Für Arme und Ausgegrenzte

Der italienische "Sozialapostel" Pier Giorgio Frassati aus Turin engagierte sich als Student für Arme und Ausgegrenzte und war Mitglied der katholischen Volkspartei. Er starb 1925 im Alter von 24 Jahren an einer Poliomyelitis, nachdem er sich vermutlich beim Besuch einer an Kinderlähmung erkrankten Familie angesteckt hatte. 

Gerahmtes Porträt des seligen Pier Giorgio Frassati am 26. Juli 2025 in der Basilika Santa Maria sopra Minerva in Rom (Italien). / © Alessia Giuliani/CPP (KNA)
Gerahmtes Porträt des seligen Pier Giorgio Frassati am 26. Juli 2025 in der Basilika Santa Maria sopra Minerva in Rom (Italien). / © Alessia Giuliani/CPP ( KNA )

Frassati wird als Patron der katholischen Weltjugendtage verehrt. Seine Seligsprechung erfolgte 1990 durch Papst Johannes Paul II.

Die Heiligsprechung in der katholischen Kirche ist eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildliche Leben eines Menschen und über dessen endgültige Aufnahme bei Gott. Anschließend darf die Person weltweit verehrt und um Fürsprache bei Gott angerufen werden. Das gilt ab dem 19. Oktober auch für vier weitere Männer und drei Ordensfrauen.

Heiligsprechung

Die Heiligsprechung in der katholischen Kirche ist eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über dessen endgültige Aufnahme bei Gott. Nach dieser Kanonisation, die im Rahmen eines Festgottesdienstes vollzogen wird, darf die betreffende Person weltweit verehrt werden.

Heiligsprechung (dpa)
Heiligsprechung / ( dpa )
Quelle:
KNA