Am 26. August 1910 wird in Skopje, Nordmazedonien, Agnes Gonxha Bojaxhiu als Tochter einer wohlhabenden Familie geboren. Nach dem frühen Tod ihres Vaters widmet sich die achtjährige Agnes vermehrt dem Glauben und beschließt schon früh, Ordensfrau zu werden.
So bittet sie mit 18 Jahren um Aufnahme in die Gemeinschaft der Loretoschwestern. Da diese sich besonders als Lehrerinnen in Bengalen engagieren, wird auch die Novizin Agnes dorthin geschickt und erlebt ihre Ordensausbildung in Darjeeling.
Heilige Therese von Lisieux als Vorbild
Weil die heilige Therese von Lisieux ein Vorbild für die junge Ordensfrau ist, nimmt sie deren Namen neu an: Teresa. Nach dem Noviziat wird sie nach Kalkutta versetzt und ist dort als Lehrerin und Schulleiterin an der Saint Mary's School tätig.
Mit 36 Jahren allerdings hat Teresa ein besonderes Berufungserlebnis: Während einer Fahrt durch die Stadt schaut sie auf ein Kruzifix und spürt dabei den Ruf, den Armen zu helfen. In ihrem Tagebuch notiert sie später, Christus habe zu ihr gesprochen "Mich dürstet"; sie verstand dies als Aufforderung, den Ärmsten der Armen zu helfen.
Geduldsprobe
Diese Erfahrung ist für Teresa eine große Herausforderung, da ihre Gemeinschaft im Lehrerinnenberuf tätig ist, nicht aber in der Sorge für die Armen. Die spätere Heilige bittet daher um die Erlaubnis, die Klausur für das neue Apostolat zu verlassen.
Allerdings erhält sie diese erst zwei Jahre später und lebt dann zunächst alleine in Kalkutta, bis sich ihr einige ehemalige Schülerinnen anschließen.
Gründung der Gemeinschaft der Missionarinnen der Nächstenliebe
1950 gründet Teresa die Gemeinschaft der Missionarinnen der Nächstenliebe, die kurz darauf von Rom anerkannt wurde. Die Schwestern um Mutter Teresa widmen sich in besonderer Weise den Ärmsten der Armen, in dem sie Häuser für Sterbende, Lepra- oder Aidskranke, Obdachlose und Kinder unterhalten.
Für Mutter Teresa war es zeitlebens wichtig, Menschen in Würde zu begegnen und selbst denen, die nichts mehr haben, Würde zu geben. Schon wenige Stunden oder Tage mit menschlicher Zuwendung oder einem Lächeln am Ende des Lebens waren für sie niemals umsonst.
Am 5. September 1997 starb mit Mutter Teresa die wohl zur damaligen Zeit weltbekannteste Ordensfrau. Kein Wunder, dass an ihrer Beerdigung die indische Staatsspitze sowie Vertreter von über 40 Nationen teilnahmen.
Bereits sechs Jahre nach ihrem Tod wurde Mutter Teresa - sozusagen in Rekordtempo - von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Im Dezember 2015 bestätigte Papst Franziskus dann das nötige Heilungswunder, mit dem Teresa am 4. September 2016 heiliggesprochen werden konnte.
Innere Kämpfe
Betrachtet man das Leben der Heiligen, so wird deutlich, dass sie in erster Linie ein Mensch war. In ihren Briefen und Tagebuchaufzeichnungen schreibt sie auch von Dunkelheit, die sie umgibt. Die nach außen Strahlende hatte im Inneren mit der Angst zu kämpfen, dass Gott nicht da sein könnte.
Aus heutiger Sicht könnte man eine Depression dahinter vermuten - eine Krankheit, die viele Menschen trifft und offensichtlich auch nicht vor Heiligen Halt macht. Dass Teresa trotzdem die Energie fand, unermüdlich weiter zu arbeiten, ist dabei auch eine Art Wunder.
Kritik an der charismatischen Ordensfrau
An der charismatischen Ordensfrau wurde und wird zudem auch Kritik geübt. War sie wirklich so selbstlos, wie sie zu sein schien? Hätte es nicht bessere Möglichkeiten gegeben, sich um Kranke und Sterbende zu kümmern?
Wollte Mutter Teresa eher missionieren als helfen und heilen? Ein abschließendes Urteil fällt schwer. Aber es wird deutlich, dass man angefragt wird, wenn man sich in besonderer Weise engagiert. Und auch, dass niemand frei von Fehlern ist - nicht einmal Heilige.
Trotzdem kann Mutter Teresa heute noch inspirieren, etwa wenn es darum geht, nicht in dem Zustand zu verharren, in dem man sich eingerichtet hat. Die Heilige ließ sich von Christus aus ihrem Leben als Lehrerin herausrufen, um den Armen zu dienen.
Sicher sind nicht alle Menschen dazu berufen, ihr Leben komplett auf den Kopf zu stellen, um für andere da zu sein. Aber vielleicht steht doch die eine oder andere Kursänderung an. Mutter Teresa hat gezeigt, dass das möglich ist.