Kardinal Sako fordert innere Einheit als Voraussetzung für Frieden

Kein Frieden ohne Zusammenhalt

Frieden im Nahen Osten ist möglich, glaubt Kardinal Louis Raphael Sako, aber erst nach innerer Einheit. Zerfallene Gesellschaften, Gewalt und fehlende Perspektiven machten echte Versöhnung unmöglich, warnte er.

Gaza: Palästinenser tragen Säcke mit Mehl weg, während andere vor einer vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) eingerichteten Verteilerstelle in Gaza-Stadt warten / © Omar Ashtawy/APA Images via ZUMA Press Wire (dpa)
Gaza: Palästinenser tragen Säcke mit Mehl weg, während andere vor einer vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) eingerichteten Verteilerstelle in Gaza-Stadt warten / © Omar Ashtawy/APA Images via ZUMA Press Wire ( dpa )

Die chaldäische Kirche ist nach Worten ihres Oberhaupts Kardinal Louis Raphael Sako nicht gegen einen Frieden mit ihren Nachbarn. Zuerst müssten jedoch "die Kinder desselben Hauses" vereint werden, sei es im Irak, in Syrien oder im Libanon, sagte der Patriarch der katholischen Ostkirche laut Patriarchatsangaben von Montagabend in einem Interview mit der arabischsprachigen libanesischen Zeitung "Nidaa al-Watan".

Kardinal Louis Raphael I Sako / © Claudio Asquini/CPP (KNA)
Kardinal Louis Raphael I Sako / © Claudio Asquini/CPP ( KNA )

Die Lage im Irak bezeichnete das Kirchenoberhaupt als "sehr fragil", verstärkt durch den politischen Umsturz in Syrien. Seit mehr als zwanzig Jahren gebe es "keinen Kompass für die Zukunft des Iraks". Das Land sei durch Verfall, Korruption und Chaos zu einer Stammesmentalität zurückgekehrt.

Gefahr des Kriegs

Sako verwies auf das Problem fragmentierter Gesellschaften und Systeme, die nicht in der Lage seien, einen echten Staat zu bilden. Die Fragmentierung religiöser und konfessioneller Strukturen öffnete unkontrollierten Waffen, Stellvertreterkriegen und dem Verlust jeglicher Aussicht auf echten Frieden Tür und Tor. Ohne Einheit in den je eigenen Reihen steuere die Welt "auf einen Krieg zu, und das ist ein großes Problem".

Überhaupt seien die politische Kultur einer "Kunst des Gewehrs" anstelle von Diplomatie sowie die Verbreitung von Waffen ein Problem für die gesamte Region. Diese sei überzeugt, "dass sie ihre Rechte durch Krieg gegen Israel erlangen kann". Dabei seien neben dem Iran auch Israel sowie weitere Länder für die Verbreitung von Waffen verantwortlich, weil sie ein Interesse an einer Schwächung der Länder des Nahen Ostens hätten.

Botschaft an christliche Minderheit

Die jüngste Reise von Papst Leo XIV. in die Türkei und den Libanon habe ihn in seiner Überzeugung bestärkt, dass die Ära der "sinnlosen Kriege" auch dann zu Ende gehe, wenn die regionalen Mächte darauf bestünden, in der Illusion eines "klaren Sieges" zu leben. 

Den päpstlichen Aufruf, Koexistenz und Vielfalt als Bereicherung zu bewahren, deutete Sako als Botschaft an die christlichen Minderheiten im Nahen Osten. "Dies sind eure Länder, gebt nicht auf, steht solidarisch zu euren Brüdern und Schwestern in euren Heimatländern und seid ein Zeichen der Hoffnung", sei deren Kernaussage.

Christen im Irak

Der Irak zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten des Christentums. Dessen Ursprünge im Zweistromland werden bis auf den heiligen Apostel Thomas zurückgeführt. Im irakischen Kernland, dem früheren Mesopotamien, stellten Christen vor der islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert die Bevölkerungsmehrheit. Ihr Anteil nahm danach immer weiter ab.

Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Ameer Al Mohammedaw (dpa)
Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Ameer Al Mohammedaw ( dpa )
Quelle:
KNA