Kardinal ruft traditionalistische Katholiken zu mehr Offenheit auf

Treue bedeute Veränderung

Kardinal William Goh hat die traditionalistischen Katholikinnen und Katholiken zu mehr Offenheit für Wandel und Dialog aufgefordert. Eine Treue zur Vergangenheit müsse Veränderungen miteinschließen, vor allem in liturgischen Fragen.

Kardinal William Goh Seng Chye, Erzbischof von Singapur, beim Konsistorium am 27. August 2022 im Vatikan. / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Sicil (KNA)
Kardinal William Goh Seng Chye, Erzbischof von Singapur, beim Konsistorium am 27. August 2022 im Vatikan. / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Sicil ( KNA )

"Treue zur Wahrheit verlangt eine kreative und dynamische Kontinuität mit der Vergangenheit. Deshalb hat sich die Feier der Eucharistie in den letzten 2000 Jahren entwickelt", sagte der singapurische Erzbischof am Sonntag. Bei Traditionalisten sieht er die Gefahr, zu vergessen, dass Treue zur Vergangenheit auch Veränderung bedeutet - vor allem in liturgischen Fragen.

Die Grundelemente der Eucharistiefeier könnten nicht verändert werden, wohl aber die Art der Feier, so Goh weiter: "Ein Blick auf die historische Entwicklung der Messe hilft uns, die bisherigen und heutigen Veränderungen zu schätzen, die die Feier gleichzeitig ihrem Ursprung treu und unserer Zeit angemessen halten." Man dürfe nicht an Ort und Stelle verharren, wenn die Zeiten sich änderten: "Es reicht nicht, Gewohntes zu wiederholen; wir müssen wachsam sein gegenüber den Zeichen der Zeit und darauf angemessen reagieren." Um relevant zu bleiben, müsse die Kirche mit der Zeit gehen.

Bereits im Mai hatte Goh im Zusammenhang mit den Einschränkungen der "Alten Messe" betont, es komme nicht auf den Ritus oder die Form, sondern auf die Gottesbegegnung an. In seiner Diözese feiern rund 300 Gläubige die vorkonziliare Form der Messe - er selbst jedoch nicht.

Der Tridentinische Ritus

Als tridentinische Messe bezeichnet man den lateinischsprachigen Gottesdienst im überlieferten alten Ritus, wie er nach dem Konzil von Trient (1545-1563) für die katholische Kirche weltweit vorgeschrieben war. Diese Messbücher wurden nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) schrittweise durch eine erneuerte Liturgie ersetzt, die in der Regel in der jeweiligen Landessprache gefeiert wird. Latein blieb aber weiterhin erlaubt.

Tridentinische Messe / © Natalia Gileva (KNA)
Tridentinische Messe / © Natalia Gileva ( KNA )
Quelle:
KNA