DOMRADIO.DE: Nicht alle schaffen es in ihr neues Amt im ersten Wahlgang. Das hat die letzte Woche gezeigt. Wie war das bei Ihnen bei der Hauptversammlung am Wochenende in Altenberg?
Volker Andres (Bundesvorsitzender Bund der Deutschen Katholischen Jugend BDKJ): Es gab nur einen Wahlgang und ich bin in diesem Wahlgang gewählt worden und auch sehr froh, dass das direkt und gut geklappt hat.
DOMRADIO.DE: Was haben Sie sich jetzt persönlich auf die Fahnen geschrieben zum Amtsantritt? Welche Themen stehen für Sie weit vorne?
Andres: Ich möchte mich für die jungen Menschen in der katholischen Kirche einsetzen und vor allen Dingen auch dafür, dass deren Stimme gehört wird. Dass wir in der Kirche auch etwas demokratischer werden und auch Frauen in Leitungspositionen wahrgenommen und eingesetzt werden.
DOMRADIO.DE: Was fehlt Ihnen denn da aktuell?
Andres: In meiner Wahrnehmung ist oft von Beteiligung die Rede in der Kirche, aber es gibt keine echte Beteiligung. Dann darf man beraten, aber man darf an den meisten Stellen nicht mitentscheiden. Das ist unser Wunsch als junge Menschen, dass wir auch mitentscheiden können in der Kirche, wo wir gegen Wartung und Zukunft sind.
DOMRADIO.DE: Sie wollen eine Kirche, die weiblicher und jünger ist. In dem Zusammenhang ist das Stichwort: Die Weihe der Frau. Wie groß ist die Gefahr, dass sich junge Frauen aber weiter von der Kirche abwenden, weil es bei dem Thema Frauen in der Kirchen irgendwie nicht weitergeht?
Andres: Die Gefahr ist sehr real und sehr logisch da, weil Frauen oft keine Verantwortung in der Kirche wahrnehmen können. Wir erleben es in Gemeinden und Verbänden, dass Frauen sehr viel tun und übernehmen, das aber nicht sichtbar ist. Persönlich wäre ich für die Weihe der Frau in Zukunft, aber der Weg bis dahin ist noch steinig und lang.
DOMRADIO.DE: Blicken wir auf die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche. Das ist Ihnen auch wichtig. Wie kann dem BDKJ das gelingen?
Andres: Für mich sind es zwei Perspektiven. Die eine ist natürlich der sexuelle Missbrauch in der Kirche allgemein. Da wurden uns mit der MAG-Studie vor vielen Jahren kritische Faktoren benannt und da ist sehr wenig aus unserer Sicht passiert, um dem Missbrauch auch in Zukunft entgegenzuwirken.
Auf der anderen Seite wissen wir auch, dass wir als Jugendverbände Teil der Kirche sind. Wir stecken in diesem System und auch bei uns sind sicherlich Fälle in der Vergangenheit geschehen und auch die wollen wir aufarbeiten. Wir bekommen leider nicht die Unterstützung von der Amtskirche das zu finanzieren, sondern wir müssen schauen, wie wir das selbst aus unseren Mitteln bewerkstelligen können.
DOMRADIO.DE: Was heißt das in der Konsequenz? Stoßen Sie an gewisse Punkte, an denen es nicht weitergeht?
Andres: Es ist eher so, dass wir gar keine Antwort vom Verband deutscher Diözesen (VDD) bekommen, als dann die Institution, die das fördern soll und am Wochenende beschlossen haben, es trotzdem zu tun und unsere eigenen Mittel zu nehmen. Das heißt aber auch, dass dann diese Mittel für andere gute Angebote fehlen werden.
DOMRADIO.DE: Der neue Papst Leo hat bei seiner ersten Ansprache in Rom gesagt, er sei für eine synodale Kirche, für eine Kirche die nach vorne geht. Das wird Ihnen gefallen, oder?
Andres: Das wird mir natürlich gefallen. Er ist da ein wenig auf der Linie von Papst Franziskus. Wir hoffen, dass er weitergeht, in diesem Schritt synodaler wird und Mitbestimmung ermöglicht.
DOMRADIO.DE: Was stellen Sie sich da vor?
Andres: Ein Wunsch wäre, dass die Weltkirchenversammlung, die Papst Franziskus noch in diesem Jahr angekündigt hat, auf jeden Fall umgesetzt und nicht zurückgedreht wird. Da sollten nicht nur Bischöfe mitentscheiden können, sondern Frauen und Männer, junge und alte Menschen. Dann kann man gemeinsam eine Kirche der Zukunft entwickeln.
DOMRADIO.DE: Warum haben Sie am Wochenende für einen Rechtsanspruch auf Freiwilligendienst plädiert?
Andres: Im Koalitionsvertrag steht, dass die Freiwilligendienste gefördert werden sollen. Das haben wir in der Vergangenheit nicht so sehr wahrgenommen. Im Erzbistum Köln machen ungefähr 1000 junge Menschen einen Freiwilligendienst in sozialen Einrichtungen. Die Mittel werden dort immer knapper und wachsen nicht auf. Wir hoffen, dass durch den Rechtsanspruch eine sichere Finanzierung möglich ist, damit diese wichtige Aufgabe auch in der Gesellschaft zukünftig gemacht werden kann.
DOMRADIO.DE: Wie haben Sie generell die Stimmung bei der BDKJ-Hauptversammlung wahrgenommen? Eher Kirchenkrise oder schaffen Sie es, die Jugend für Kirche und Glauben zu begeistern?
Andres: Die Stimmung auf der BDKJ-Hauptversammlung war insgesamt sehr gut. Sie stand im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch, etwas in der Kirche und in der Gesellschaft zu bewegen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen, gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern in der Kirche und der Gesellschaft.
DOMRADIO.DE: Was haben Sie sich konkret in diesem Zusammenhang vorgestellt?
Andres: Auch in der Gesellschaft müssen junge Menschen eine Stimme haben. Wir haben ein Wahlalter erst ab 18 Jahren. Wir setzen uns für ein früheres Wahlalter ein. Wir möchten auch, dass Ehrenamt wahrgenommen wird und auch gewertschätzt wird, beispielsweise durch Anlaufzeiten beim BAföG. Das gibt es bei anderen Ehrenamtlern.
Das Interview führte Carsten Döpp.