Kardinal Meisner enttäuscht über türkischen Staat

"Skandalös"

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner sieht die Chancen für den Bau eines christlichen Pilgerzentrums im türkischen Tarsus deutlich gesunken. Die vom türkischen Staat 1943 beschlagnahmte Kirche des Apostels Paulus in Tarsus werde weder zurückgegeben noch für 30 Jahre verpachtet, sagte der Erzbischof am Donnerstagabend dem Internet-Fernsehen des "Kölner Stadt-Anzeiger", "ksta.tv", in Köln.

Joachim Kardinal Meisner: Enttäuscht von der Türkei / © Boecker
Joachim Kardinal Meisner: Enttäuscht von der Türkei / © Boecker

Anfang der Woche habe er aus dem türkischen Tourismusministerium erfahren, dass die mündliche Zusage von Ende November «ein Missverständnis» gewesen sei, sagte der Kardinal. Man wolle der katholischen Kirche lediglich ein Grundstück auf dem Gelände der benachbarten ehemaligen Baumwollfabrik zur Verfügung stellen, auf dem sie ein Gotteshaus bauen könne, das aber nach 30 Jahren wieder an den Staat zurückfalle. «Wie wir behandelt werden, finde ich skandalös», sagte der Erzbischof.

Er wolle aber in seinen Bemühungen «nicht locker» lassen, auch «um den Europäern die Augen zu öffnen, dass hinter den türkischen Worten keine Taten stehen», sagte der Kardinal. Meisner zeigte sich enttäuscht über die mangelnde Unterstützung der Türkisch-Islamischen Union Ditib, der Bauherrin der Kölner Zentralmoschee.

Die Kirche des Apostels Paulus in Tarsus war nach der Beschlagnahmung zunächst als Militärlager genutzt worden und dient jetzt als Museum. Hintergrund der Initiative der katholischen Kirche, in Tarsus eine Pauluskirche und ein Pilgerzentrum zu errichten, ist das am 28. Juni eröffnete internationale Paulusjahr.