Kardinal Marx weist Kritik aus Bischofsbrief an Vatikan zurück

Eine Frage der Interpretation

In der katholischen Deutschen Bischofskonferenz gibt es offenbar einen Dissens über die Frage der bisher nicht zulässigen Kommunion für konfessionsverschiedene christliche Ehepartner. Die Hintergründe.

Verschiedene Ansichten: Kardinal Woelki und Kardinal Marx (r.) / © Arne Dedert (dpa)
Verschiedene Ansichten: Kardinal Woelki und Kardinal Marx (r.) / © Arne Dedert ( dpa )

Der Konferenz-Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, wies am Mittwoch die Kritik von sieben Bischöfen zurück, die sich mit einem Brief an den Vatikan gewandt haben. Die Unterzeichner haben laut eines Berichtes des "Kölner Stadt-Anzeigers" unter Beteiligung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki ohne vorherige Absprache mit Marx den Vatikan um Klärung gebeten.

Aus ihrer Sicht sei der kürzlich von der Bischofskonferenz mit Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedete Beschluss zweifelhaft, konfessionsverschiedene Ehepartner in Einzelfällen zur Kommunion zuzulassen, so die Zeitung. Die Bischofskonferenz habe damit ihre Kompetenz überschritten.

Erzbistum Köln: Nationale Sonderwege vermeiden

Das Erzbistum Köln erklärte, die Unterzeichner bäten den Vatikan um eine Klarstellung, ob "die Frage des Kommunionempfangs konfessionsverschiedener Ehepartner im Rahmen einer nationalen Bischofskonferenz entschieden werden kann, oder ob eine Entscheidung der Universalkirche notwendig ist". In einer so zentralen Frage des Glaubens und der Einheit der Kirche müssten nationale Sonderwege vermieden werden, so das Erzbistum.

Marx zeigt sich verwundert

In einem am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Schreiben an die Unterzeichner, das auch an alle anderen deutschen Bischöfe ging, äußerte sich Marx verwundert, dass die Kritiker "trotz der ausführlichen und auch kontroversen Aussprache in der Vollversammlung und des mit weit überwiegender Mehrheit der Mitglieder der
Bischofskonferenz gefassten Beschlusses" weiterhin so große Zweifel hätten. Zudem kritisierten sie einen Textentwurf, der noch durch Änderungsvorschläge modifiziert werden könne.

Zu den inhaltlichen Bedenken ergänzte Marx, die Unterzeichner gingen fälschlicherweise davon aus, dass die Konfessionsverschiedenheit der Ehe als schwere geistliche Notlage angesehen werde. Es werde aber lediglich "dargelegt, dass ein schwerwiegendes geistliches Bedürfnis" nach gemeinsamer Kommunion "aus dem gemeinsamen Eheleben in einer konfessionsverschiedenen Ehe im Einzelfall entstehen kann".

Zur Frage, ob die Bischofskonferenz ihre Kompetenzen überschritten habe, betonte Marx, es sei "mehrfach und deutlich dargelegt" worden, dass es einer Bischofskonferenz und sogar einem Diözesanbischof möglich sei, "Kriterien zu formulieren, die die Kommunionspendung an nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche befindlichen Christen erlauben".

Den dreiseitigen Brief an den Vatikan hatten neben Woelki der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sowie die Bischöfe Konrad Zdarsa (Augsburg), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Wolfgang Ipolt (Görlitz), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Stefan Oster (Passau) unterzeichnet.

Laien kritisieren Vorgehen

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, kritisierte den Brief der sieben Bischöfe. "Mich wundert dieses Verhalten, das mir ziemlich unsolidarisch erscheint", schreibt Sternberg auf Twitter: "Kennen wir nicht alle evangelische Ehepartner, die das bejahen, was wir katholisch in der
Eucharistiefeier bekennen? Ist das Problem nicht pastoral vor Ort längst gelöst?"

Die Initiative "Wir sind Kirche" erklärte, der Brandbrief der sieben Bischöfe sei kein gutes Zeichen für den innerkirchlichen Dialog und die Ökumene. Es sei äußerst bedauerlich, dass sich eine Minderheit der Bischöfe so vehement gegen sichtbare Zeichen der Ökumene stemme.


Quelle:
KNA
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