Kardinal Kasper fordert mehr Raum für Frauen in der Kirche

"Sie müssen in verantwortliche Positionen"

Kardinal Walter Kasper spricht sich für eine Aufwertung der Rolle der Frau in der Kirche und für Respekt gegenüber Homosexuellen aus. Auch was die Zulassung von Menschen in zweiter Ehe zu den Sakramenten angeht, zeigte er sich offen.

Schwester Nathalie Becquart (m.), Untersekretärin der Bischofssynode, bekleidet eine Führungsposition im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Schwester Nathalie Becquart (m.), Untersekretärin der Bischofssynode, bekleidet eine Führungsposition im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Der 90-Jährige sagte im Interview der italienischen Zeitung "Il Piccolo" (Dienstag): "Es ist heute eine Pflicht, den Frauen in der Kirche mehr Raum zu geben; sie müssen in verantwortliche Positionen einbezogen werden."

Kardinal Walter Kasper / © Francesco Pistilli (KNA)
Kardinal Walter Kasper / © Francesco Pistilli ( KNA )

Über Homosexuelle äußerte er: "Menschen mit dieser Orientierung müssen respektiert und dürfen nicht diskriminiert werden. Es gibt Platz für alle, die in die Kirche kommen wollen."

"Habe noch nie jemandem die Kommunion verweigert"

Auch was die Zulassung von Menschen in zweiter Ehe zu den Sakramenten angeht, zeigte sich Kasper offen. Trennungen seien manchmal komplex, sagte er. "Ich bin seit über 65 Jahren Priester. Ich habe noch nie jemandem die Kommunion verweigert. Ich glaube, es muss eine Gewissensentscheidung der einzelnen Person sein."

Beratungen bei Weltsynode / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Beratungen bei Weltsynode / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart und ehemalige vatikanische Ökumene-Minister sprach auch über die derzeit in Rom tagende Weltsynode. "Die Kirche ist kein statischer Organismus", so Kasper. Sie müsse wissen, wie man wachse und sich verändere. Bei der Synode habe er "gute Zeichen" gesehen.

Noch bis Sonntag beraten rund 350 Männer und Frauen im Vatikan über die Kirche der Zukunft. In erster Linie geht es bei der Weltsynode um ein neues Denken und mehr Mitbestimmungsrechte in der katholischen Kirche; in zweiter Linie auch um Fragen nach dem Umgang der Kirche mit Frauen und Homosexuellen. Kasper zählt diesmal nicht zu den Synodenmitgliedern, nahm aber an einigen Sitzungen als Zuhörer teil.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA