Kardinal beklagt fehlenden Schwung beim Klima

Nicht auf die Politik warten!

Der römische Kurienkardinal Turkson beklagt, der Schwung der Pariser Weltklimakonferenz 2015 und der Umweltenzyklika "Laudato si" sei verloren gegangen. Die bislang auf den Weg gebrachten Maßnahmen seien zu wenig und zu langsam.

Neben Corona und dem Ukraine-Krieg wird auch viel über den Klimawandel beim Katholikentag 2022 diskutiert. (dpa)
Neben Corona und dem Ukraine-Krieg wird auch viel über den Klimawandel beim Katholikentag 2022 diskutiert. / ( dpa )

Das sagte Turkson am Freitag beim Katholikentag in Stuttgart. Es gelte, die "Schmerzensschreie der Erde" zu hören.

Kardinal Peter Turkson / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Peter Turkson / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Der Kardinal betonte, besonders betroffen vom Klimawandel sei die Amazonas-Region. Für Turkson ist klar, dass es einen Zusammenhang zum Konsumverhalten auf der nördlichen Erdhalbkugel gibt: "Der weltweite Appetit auf Fleisch zerstört den Regenwald Südamerikas." Die Menschen im Norden müssten sich bewusst machen, dass der Klimawandel "so gut wie nichts" mit dem armen Teil der Menschheit zu tun habe. Die Menschen im Norden sollten deshalb nicht auf die Politik schauen und auf Beschlüsse warten, so Turkson.

Kein Recht auf Zeitverzögerung

Für den Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, ist die Atmosphäre ein Gemeinschaftsgut der Menschheit. Es gebe kein "Recht auf Zeitverzögerung". Eine Priorität stelle der Kohleausstieg dar. Wegen des gegenläufigen Verhaltens einiger europäischer Länder bedauerte Edenhofer, dass EU-Klimaschutz-Kommissar Frans Timmermans seine Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt hatte. Der niederländische Politiker hätte in Stuttgart "die Reste des Heiligen Geistes" wahrnehmen können.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte Fridays-for-Future-Vertreterin Luisa Neubauer, das für fossile Brennstoffe bezahlte Geld ermächtige Autokraten, Kriege zu führen. Neubauer ging auch auf die Situation der katholischen Kirche ein.

Unter dem lange anhaltenden Applaus der Teilnehmer in der voll besetzten Halle sagte die Protestantin, das Hoffnungsvollste an der katholischen Kirche seien die Menschen, die Veränderungen einforderten. Als Beispiele nannte sie Betroffene sexuellen Missbrauchs, Frauen, die ihre Rechte einforderten, und diejenigen, die sich nicht von der Institution abwendeten. Sie alle hielten die Kirche am Leben.

Quelle:
KNA