Kardinal Bassetti beklagt "zerbrechliche Demokratien"

Auftakt der Mittelmeerkonferenz

Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, beklagt "sehr zerbrechliche Demokratien" der heutigen Zeit. Einige seien in eine Krise geraten und die soziale Ungleichheit hätte zugenommen.

Kardinal Gualtiero Bassetti / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Gualtiero Bassetti / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Zudem wachse in Transit- und Zielländern die Marginalisierung, sagte der 79-Jährige zum Auftakt der Mittelmeerkonferenz von Bischöfen und Bürgermeistern am Mittwoch in Florenz.

Den höchsten Preis zahlten in dramatischer Weise die schutzlosen Bevölkerungen. Sie seien "zu oft Geiseln von Kriegen und Spannungen, die keinen Ausweg zu kennen scheinen", so Bassetti weiter. Dabei zeigten "die unheilvollen Winde des Krieges aus der Ukraine", dass die politischen Verantwortlichen trotz guten Willens nicht die Kraft hätten, die Mechanismen der Machtverhältnisse zu überwinden.

Der Erzbischof von Perugia appellierte an die moralische Pflicht der christlichen Gemeinschaften, "mit Glauben und Mut neue internationale Gleichgewichte anzuregen und zu fördern, die in erster Linie auf dem Schutz und der Aufwertung der menschlichen Person sowie auf einer wirksamen und konkreten Solidarität beruhen".

Beratungen von Politikern und Kirchenvertretern

Die Konferenz der Mittelmeerregionen mit Vertretern aus rund 20 Ländern findet vom 23. bis 27. Februar in Florenz statt. Dabei gibt es zwei parallele Treffen von Bischöfen und Bürgermeistern. Nach Klausurtagen unter sich wollen Kirchenvertreter und Politiker gemeinsam beraten und eine Erklärung unterzeichnen. Auch Italiens Ministerpräsident Mario Draghi und Präsident Sergio Mattarella sind punktuell bei dem Treffen dabei.

Kathedrale von Florenz / © M.Funke (shutterstock)

Zum Abschluss am Sonntag reist Papst Franziskus nach Florenz. Dort trifft er die Konferenzteilnehmer, Flüchtlingsfamilien und Mattarella. Im Anschluss feiert er eine Messe und spricht das Mittagsgebet.

Von kirchlicher Seite nehmen außer Bassetti auch der Vorsitzende der Spanischen Bischofskonferenz, Kardinal Juan Jose Omella, sowie zahlreiche weitere Vorsitzende von Bischofskonferenzen aus dem Mittelmeerraum teil.

Patriarchen auf der Gästeliste

Darüber hinaus haben der Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, sowie der Präsident des Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Gintaras Linas Grusas, ihr Kommen angekündigt.

Ebenfalls auf der Teilnehmerliste stehen der Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche, Kardinal Louis Raphael Sako, der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai, der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, der Patriarchen der armenisch-katholischen Kirche, Raphael Bedros XXI. und weitere Kirchen- sowie Vatikanvertreter.

Bereits Anfang 2020 fand in der Hafenstadt Bari eine mehrtägige Veranstaltung mit Bischöfen aus der Mittelmeerregion statt. Auch hier reiste zum Abschluss Papst Franziskus an.

Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE)

Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen, lateinisch Consilium Conferentiarum Episcoporum Europae (CCEE), will die Zusammenarbeit der katholischen Bischöfe auf dem Kontinent fördern.

Dem 1971 gegründeten Gremium gehören derzeit 39 Mitglieder an. Dazu gehören 33 Bischofskonferenzen sowie Vertreter aus dem Erzbistum Luxemburg, dem Fürstentum Monaco, aus Moldawien, Zypern und der Ukraine sowie der Apostolische Administrator (päpstliche Verwalter) in Estland.

Mitglieder des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) beten am Grab von Papst Johannes Paul II. im Petersdom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Mitglieder des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) beten am Grab von Papst Johannes Paul II. im Petersdom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA