Die "Missa sine nomine" von Claudio Casciolini und Werke von Franz Philipp erklingen in der Messe. An der Domorgel wird Winfried Bönig die Eucharistiefeier musikalisch gestalten.
Im Sonntagsevangelium erzählt der Evangelist Matthäus, wie Josef mit der Situation konfrontiert wird, dass seine Verlobte Maria ein Kind erwartet, von dem er nicht der Vater ist.
Sonntagsevangelium am vierten Adventssonntag nach Matthäus
"Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes.
Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Siehe: die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich." (Mt 1,18-24)
Auslegung zum Sonntagsevangelium von Peter Köster
In den Kindheitserzählungen des Matthäus gibt es keine Verkündigung an Maria. Sie bleibt im Hintergrund. Der Stammbaum Jesu hebt König David in besonderer Weise hervor. Er wird als einziger fünfmal genannt (Mt 1, 1.6.17). Die Ankündigung der Geburt Jesu greift das Thema wieder auf. Sie richtet sich an „Josef, den Sohn Davids.“
Die Erzählung vom „Ursprung Jesu Christi“ beginnt bei Matthäus damit, dass Maria noch vor dem Zusammenleben mit ihrem Verlobten* Josef vom Heiligen Geist schwanger war. Wie am Anfang der Schöpfung (Gen 1, 2) und bei der Wiederbelebung des Volkes Israel nach dem Exil (Ez 37, 1–11) beginnt durch das schöpferische Wirken des Heiligen Geistes etwas ganz Neues. Marias Schwangerschaft aber ließ nach menschlichem Ermessen nur den Schluss zu, dass sie Ehebruch begangen hatte. Nach rabbinischen Angaben galt das verlobte Mädchen bereits als „Gattin“ (Dtn 20, 7), die bei Ehebruch bestraft oder durch einen Scheidebrief entlassen werden konnte. Josef befand sich also in einer heiklen Situation.
Er wird als „gerecht“ charakterisiert, d. h. er lebte nicht nur nach den Weisungen der Tora (Gesetz), sondern seine Haltung gegenüber dem Willen Gottes und den Bedürfnissen seiner Nächsten war von einer lauteren spirituellen Achtsamkeit geprägt. Als er sah, dass Maria schwanger war, wollte er sie nicht bloßstellen, ihr nicht die Ehre nehmen, obwohl er im Tiefsten getroffen und enttäuscht war. Was er sah, war für ihn unerträglich. Er wollte sich trennen, ohne zu verletzen, ohne zu demütigen. In kritischen Situationen zeigt sich am ehesten, wie tragfähig eine Frömmigkeit ist.
Das in Matthäus 1, 18 verwendete Wort mnesteúo wird mit „verlobt“ eigentlich nicht korrekt wiedergegeben. Es bedeutet einen formellen Vertrag vor Zeugen, der mit der Zustimmung der Eltern nach dem Ende der Pubertät des Mädchens geschlossen wurde. Die junge Frau lebte aber nach der Eheschließung noch eine Zeit lang bei den Eltern, bis der gemeinsame Lebensunterhalt gewährleistet war. In dieser Zeit war ehelicher Verkehr nicht statthaft.
Peter Köster SJ (Theologe, geistlicher Lehrer, * 1936), aus: Ders., Das Matthäus-Evangelium. Eine geistliche Auslegung auf fachexegetischer Grundlage, 34–35, © EOS Verlag, St. Ottilien 2022