In Kamerun entführte Katholiken auf freiem Fuß

Ein Monat in Gefangenschaft

Mitte September wurden im Südwesten Kameruns fünf Priester, eine Ordensfrau und drei Laien entführt. Am Wochenende wurden sie wieder freigelassen, berichtete nun die Zeitung "La Croix". Die Entführten dankten für die Freilassung.

Spitze eines Kirchturms in Kamerun / © cribe (shutterstock)
Spitze eines Kirchturms in Kamerun / © cribe ( shutterstock )

Noch vor wenigen Tagen war demnach ein Video veröffentlicht worden, in dem die Geiseln die kirchlichen Behörden aufforderten, alles für ihre Freilassung Mögliche zu tun. In einem kurzen Video vom Sonntag dankten sie nun den Separatisten für die Freilassung.

Grundsätzlich keine Lösegeldzahlungen

Laut Kirchenangaben hatten die Entführer zunächst 100.000 und dann 50.000 Dollar Lösegeld für die Freilassung der Geiseln gefordert. Kirchenvertreter erklärten jedoch, man zahle grundsätzlich kein Lösegeld, auch um die Praxis von Entführungen nicht noch weiter zu verbreiten.

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Die Entführung steht in Verbindung mit der schweren Krise, die die anglophone Region des zentralafrikanischen Staates seit 2016 erschüttert. Anfangs wehrte sich die mehrheitlich englischsprachige Bevölkerung gegen die Einführung der französischen Sprache im Bildungs- und Justizsystem. Verschiedene Separatistenbewegungen kämpfen seither für eine Teilung des Landes.

Circa 600.000 Menschen auf der Flucht

Gewalt geht von der kamerunischen Armee wie den Unabhängigkeitsbefürwortern aus. Sie versuchen unter anderem, Schulbesuch zu verhindern und die Wirtschaft lahmzulegen. Auch durch Entführungen schüchtern sie die Bevölkerung ein. Mehrfach wurden Priester verschleppt und ermordet. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind knapp 600.000 Menschen auf der Flucht.

Dass in Kamerun sowohl Französisch als auch Englisch gesprochen wird, hängt mit Entscheidungen aus der Kolonialzeit zusammen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die einstige deutsche Kolonie unter Mandat des Völkerbundes gestellt und von Frankreich wie von Großbritannien verwaltet. Der südliche Teil des einstigen britischen Mandatsgebietes schloss sich während der Unabhängigkeit 1960 dem französischen Kamerun an. Menschen im anglophonen Teil kritisieren seit Jahren eine strukturelle Benachteiligung, etwa bei der Vergabe von Stellen im öffentlichen Dienst.

Quelle:
KNA