Justiz ermittelt gegen früheren Pariser Erzbischof Aupetit

Verdacht des sexuellen Übergriffs

Gegen den früheren Erzbischof von Paris, Michel Aupetit, laufen Ermittlungen wegen des Verdachts sexueller Übergriffe auf eine schutzbedürftige Person. Die Pariser Staatsanwaltschaft bestätigte einen entsprechenden Bericht.

Michel Aupetit bei einem Gottesdienst am 27. Juni 2020 in Paris / © Corinne Simon (KNA)
Michel Aupetit bei einem Gottesdienst am 27. Juni 2020 in Paris / © Corinne Simon ( KNA )

Berichtet hatte der französische Kanal BFM TV. Demnach begann die Behörde im Dezember ihre Untersuchungen, nachdem sie im November einen Bericht der Erzdiözese Paris erhalten hatte.

Die Untersuchungen wurden der Brigade zur Bekämpfung von Personenkriminalität (BRDP) anvertraut. In Deutschland berichtete das Internetportal katholisch.de am Mittwoch zuerst über den Fall.

Einvernehmliche Beziehung?

Den Angaben zufolge soll der emeritierte Erzbischof eine Affäre mit einer schutzbedürftigen Person gehabt haben, die einer gerichtlichen Schutzmaßnahme unterliegt. Einzelheiten, was darunter zu verstehen ist, sind nicht bekannt. Die Ermittlungen sollen demnach klären, ob es sich um eine einvernehmliche Beziehung handelte.

Erzbischof Michel Aupetit (m.) auf dem Weg zur ersten Messe in der Kathedrale Notre-Dame nach dem Brand / © Guillaume Poli (KNA)
Erzbischof Michel Aupetit (m.) auf dem Weg zur ersten Messe in der Kathedrale Notre-Dame nach dem Brand / © Guillaume Poli ( KNA )

Der Radiosender France24 berichtete unter Berufung auf eine informierte Quelle, der Verdacht gründe auf einer E-Mail-Korrespondenz zwischen dem Erzbischof und einer Frau.

Rücktritt vor über einem Jahr

Ende November 2021 reichte Michel Aupetit bei Papst Franziskus seinen Rücktritt als Erzbischof von Paris ein, den das Kirchenoberhaupt kurz darauf annahm.

Zuvor hatte die Wochenzeitung "Le Point" eine Untersuchung veröffentlicht, wonach der Geistliche 2012 eine Affäre mit einer Frau gehabt haben soll. Aupetit gestand ein "zweideutiges Verhalten" ein, bestritt aber eine Beziehung mit der Frau.

Fotos und Verleumdungsklage

Kurz nach dem Rücktritt veröffentlichte die Illustrierte "Paris Match" Fotos, die Aupetit bei einem Spaziergang mit einer Theologin im Wald von Meudon zeigten, der als "romantischer Spaziergang" beschrieben wurde.

Michel Aupetit, Erzbischof von Paris (Archiv) / © Corinne Simon (KNA)
Michel Aupetit, Erzbischof von Paris (Archiv) / © Corinne Simon ( KNA )

Daraufhin verklagte er die Wochenzeitung wegen Verleumdung. Neben den Gerüchten gab es seit längerer Zeit Unmut über die Amtsführung des Erzbischofs: Beide Generalvikare hatten ihr Amt niedergelegt.

Franziskus sorgte für Verwirrung

Bei der Pressekonferenz auf dem Rückflug von seinem Zypern-Besuch begründete der Papst seine Entscheidung damit, dass der Erzbischof zwar gegen das sechste Gebot verstoßen habe, den Ausschlag hätten aber die Gerüchte in den Medien gegeben.

Aupetits Ruf sei dadurch so beschädigt gewesen, dass er seine Diözese nicht mehr habe leiten können. Für Verwirrung sorgte die Darstellung des Papstes, Aupetit habe vor Jahren seine Sekretärin "leicht gestreichelt und massiert".

Zuvor hieß es, seine Sekretärin habe durch eine fehlgeleitete E-Mail von einer unangemessenen Beziehung zu einer Frau erfahren. Nach Informationen von BFM TV hatte Aupetit bald nach Paris zurückkehren sollen, um mit der Erzdiözese eine mögliche Aufgabe als Priester zu besprechen.

Das Erzbistum Paris

Das Erzbistum Paris gehört zu den renommiertesten Diözesen der katholischen Weltkirche. Sein Leiter erhält traditionell im Laufe seiner Amtszeit den Kardinalsrang. Im gesamten Mittelalter gehörte das Bistum Paris noch zur Kirchenprovinz Sens. Erst vor 400 Jahren, 1622, wurde es selbst zum Erzbistum erhoben.

Ansicht der Südseite der Kathedrale Notre-Dame de Paris - Unsere liebe Frau von Paris aus dem Jahr 2009.  / © Harald Oppitz (KNA)
Ansicht der Südseite der Kathedrale Notre-Dame de Paris - Unsere liebe Frau von Paris aus dem Jahr 2009. / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA