"Sukkot XXL" - Jüdisches Fest soll öffentlich gefeiert werden

"Juden wollen ein normaler Teil der Gesellschaft sein"

Gemeinsam in einer Laubhütte essen, trinken und reden: Das ist die Hoffnung, die hinter dem Projekt "Sukkot XXL" steht. Sie ist Teil des laufenden Festjahres zu "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland".

Autor/in:
Leticia Witte
Symbolbild Laubhütte, Sukka / © alefbet (shutterstock)
Symbolbild Laubhütte, Sukka / © alefbet ( shutterstock )

Es ist eines der Hauptprojekte im Festjahr zu "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland": Das Laubhüttenfest Sukkot soll mancherorts in größerer Runde auch mit Nichtjuden gefeiert werden. Die Aktion trägt den Titel "Sukkot XXL", das Fest selbst beginnt am Abend des 20. September und dauert bis zum 27. September.

"Spaß am Bauen und die Freude am Dekorieren"

"Es gibt zwei Dinge, die alle Menschen in Deutschland vereint: der Spaß am Bauen und die Freude am Dekorieren. In 'Sukkot XXL' geht es genau darum: Wir bauen und dekorieren gemeinsam eine Laubhütte", sagt Andrei Kovacs, leitender Geschäftsführer des Vereins "321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland", der das Festjahr initiierte. Bis zum 5. September solle das Programm unter www.sukkotxxl.de schrittweise ergänzt werden.

Das Ziel: gemeinsam in der Sukka, der Laubhütte, essen, trinken und diskutieren. "Es soll möglichst vielen Menschen in Deutschland ermöglicht werden, ein jüdisches Fest und die damit verbundenen Traditionen kennenzulernen und vor allem zu erleben", erklärt Kovacs. "Kennenlernen und gemeinsames Erleben bauen Vorurteile ab und sind wichtige Schritte im Kampf gegen Verschwörungsmythen und antisemitisches Gedankengut."

Laubhüttenfest

Das Laubhüttenfest ist eines der jüdischen Wallfahrtsfeste. Juden pilgerten in dieser Zeit traditionell nach Jerusalem und brachten Feldfrüchte als Opfergaben dar. Nur vier Tage nach dem Versöhnungstag Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, charakterisieren Dank und Freude das Fest.

In Erinnerung an den Auszug aus Ägypten wird die Sukka gebaut, eine mit Ästen, Stroh oder Laub gedeckte Hütte unter freiem Himmel, in der gegessen wird. Besonders strenggläubige Juden schlafen in der Sukka, was in Deutschland nach Auskunft von Rabbinern allerdings eher selten der Fall ist.

Kovacs zufolge sind die Rückmeldungen zu dem Projekt größtenteils positiv. "Natürlich gibt es aber auch Gemeinden, die Bedenken äußern. Das ist aber auch verständlich, gerade in Anbetracht des erstarkenden Antisemitismus in unserer Gesellschaft und der brutalen Anschläge der vergangenen Jahre." Dass sich trotzdem viele Juden an Sukkot XXL beteiligen wollten, zeige, "dass der Wille da ist, sich nach außen zu zeigen. Jüdische Menschen wollen einfach ein normaler Teil der Gesellschaft sein." Für das Projekt seien mit Unterstützung der Länder und Kommunen Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden.

Und dann ist da die Corona-Pandemie, die strenge Hygienevorschriften für Gottesdienste in Synagogen und weitere Herausforderungen nach sich zieht. Daher sehen sich längst nicht alle Gemeinden in der Lage, mit einer größeren Öffentlichkeit zu feiern. "Umso glücklicher sind wir darüber, das zahlreiche jüdische Gemeinden bundesweit mitmachen", betont Kovacs.

Fest mit Möglichkeit zur Begegnung

Geplant sind auch Konzerte, zudem ein buntes Kinderbuch mit Informationen zum Fest, zum Malen und Mitmachen. Bundesweit sollen dem Verein zufolge mehr als 30 Sukkot Begegnungen ermöglichen.

Auch der Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde im bayerischen Amberg, Elias Josef Dray, blickt erfreut auf "Sukkot XXL" - unter der Voraussetzung von Hygienekonzepten. Eine Laubhütte sei wegen ihrer Bauweise ohnehin gut durchlüftet. "Wir haben da keine Einwände. Zumal viele Leute sagen, sie hätten noch nie Kontakt zu einer Gemeinde und Synagoge gehabt", betont Dray, der auch Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland ist.

Das Laubhüttenfest erinnere den Menschen daran, dass alles, was er habe, von Gott gegeben sei, sagt Dray. Indem der Gläubige Teile seines Lebens in die Sukka verlege, trete er für eine Weile aus seinem Rhythmus, könne sich die Gaben Gottes stärker bewusst machen und sie wertschätzen - was in der Corona-Pandemie noch einmal eine spezielle Bedeutung bekomme. "Das ist ein richtiger Gottesdienst."


Quelle:
KNA