Nach dem Terroranschlag auf Juden im australischen Sydney berichten auch Juden in Deutschland von zunehmenden
Bedrohungen. "Wir sind viel vorsichtiger geworden", sagte Max Privorozki, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Halle an der Saale, der "Süddeutschen Zeitung".
Privorozki und andere Jüdinnen und Juden aus seiner Gemeinde hatten im Oktober 2019 das Fest Jom Kippur in ihrer Synagoge gefeiert und dort nur knapp einen Anschlag überlebt, bei dem zwei Menschen außerhalb der Synagoge starben.
Hassmails mit vollem Namen
"Wir bekommen Mails und Briefe voller Hass, in manchen wird uns auch mit Mord gedroht. Seit dem 7. Oktober 2023 bekommen wir solche Drohungen mehr als sonst", berichtete Privorozki weiter. Neu sei dabei, dass manche Mails mit vollem Namen unterschrieben seien und manche brutaler klängen.
"In manchen steht 'wir köpfen dich' geschrieben von Menschen, die meistens arabische Vornamen und Nachnamen haben. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich jemals einen deutschen Namen gesehen habe unter so einer Mail in der letzten Zeit", fügte er hinzu.
Kippa nur unter der Kappe
Angesichts der zunehmenden Bedrohungen gäben sich viele in seiner Gemeinde nicht mehr als Juden zu erkennen, ergänzte Privorozki: "Ich trage auch meine Kippa nicht sichtbar, wenn ich draußen bin, ich trage immer eine Kappe darüber." Manche Gemeindemitglieder hätten auch gebeten, auf den Stempel auf Gemeindepost zu verzichten, damit Nachbarn und Postboten nicht erkennen könnten, dass sie Juden seien: "Seit Jahren versenden wir deshalb unsere Post schon anonym."
Trotz allem wolle seine Gemeinde das jüdische Lichterfest Chanukka acht Tage lang wie geplant feiern, kündigte der Vorsitzende an: "Die Polizei hat uns heute versichert, dass sie ihre Sicherheitsmaßnahmen angepasst hat. Wir werden also Chanukka feiern und uns von Terrorismus nicht einschüchtern lassen. Wir feiern das Leben. So setzen wir auch ein Zeichen gegen Gewalt und Hass."