Innsbrucker Bischof kritisiert mediale Schau um assistierten Suizid

"Ganz großes Unbehagen"

Der medial angekündigte assistierte Suizid von Autor und Publizist Nikolaus Glattauer sorgt für kirchliche Kritik. Innsbrucker Bischof Hermann Glettler warnt vor einem Paradigmenwechsel und verweist auf Hilfsangebote.

Sterbeammen begleiten Menschen bis zum letzten Atemzug / © Ground Picture (shutterstock)
Sterbeammen begleiten Menschen bis zum letzten Atemzug / © Ground Picture ( shutterstock )

Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat sich besorgt über den medial angekündigten assistierten Suizid des österreichischen Autors und Lehrers Nikolaus Glattauer gezeigt. 

Hermann Glettler, ernannter Bischof von Innsbruck / © Paul Wuthe (KNA)
Hermann Glettler, ernannter Bischof von Innsbruck / © Paul Wuthe ( KNA )

Kathpress sagte er am Freitag: "An der Seite des Lebens stehen bis zuletzt!", eine Haltung, die "hoffentlich auch in Zukunft von einem breiten gesellschaftlichen Konsens befürwortet und getragen wird". Ebenso äußerte er die Sorge, dass es zu einem Paradigmenwechsel in Österreich kommen könne.

Es sei Faktum, dass die persönliche Entscheidung eines Prominenten in die Öffentlichkeit gestellt worden sei. Bei ihm habe das "ganz großes Unbehagen" ausgelöst. Glettler sagte dazu: 

"Ich hätte der sympathischen Person gerne gesagt, bitte mach es nicht! Es gibt so viele Menschen, die dich schätzen." Wenn das Sterben öffentlich zur Schau gestellt werde, bleibe Betroffenheit nicht aus, ebenso aber die Frage, wo mediale Grenzüberschreitung beginne, so der Bischof, der innerhalb der Österreichischen Bischofskonferenz Referatsbischof für Lebensschutz ist.

Ausbau von Hospizangeboten "Gebot der Stunde"

Hinterfragen wolle er die Darstellung, als ob es nur eine Form des würdevollen Sterbens gebe. Seines Erachtens verhöhne diese Darstellung die medizinischen und auf Pflege ausgerichteten Einrichtungen. 

Dazu Glettler: "Vor allem am Lebensende und bei schwerwiegenden Erkrankungen zeigt sich der Wert menschlicher Verbundenheit."

Der Bischof verwies auf die gut zugängliche Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich, die ein würdiges Lebensende ermögliche. Es sei jedoch ein "Gebot der Stunde", die Hospizangebote auszubauen. Auch erinnerte er an die Telefonseelsorge sowie an die psychologische Versorgung, die Menschen in Krisen unterstütze. 

Der 66-jährige österreichische Autor und Lehrer Nikolaus Glattauer war an unheilbarem Gallengangkrebs erkrankt. In einem vielbeachteten Zeitungsinterview, das er zwei Tage vor seinem Tod am Donnerstag gab, erläuterte er die Beweggründe für seine Entscheidung zur Selbsttötung.
 

Katholische Position zur Sterbehilfe

Die katholische Kirche lehnt jede Form der aktiven Sterbehilfe und Beihilfe zum assistierten Suizid ab. Die Bischöfe fordern Christen dazu auf, sich stattdessen für eine Stärkung der Hospizarbeit und der palliativen Versorgung einzusetzen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hatte die Ablehnung einer aktiven Sterbehilfe bekräftigt. "Wir müssen uns wehren gegen aktive Sterbehilfe und Beihilfe zum assistierten Suizid", sagte er.

Debatte um Sterbehilfe (epd)
Debatte um Sterbehilfe / ( epd )
Quelle:
KNA