Inhalt für Zeitkapsel im Freiburger Münster gesucht

Eine Botschaft für das Jahr 3024

Im Freiburger Münster werden im Sommer drei Aluminiumdosen mit Botschaften für die Zukunft in Sandstein eingeschlossen. Was in die Zeitkapseln hineinkommt, entscheiden Schulklassen. Die Bauhütte hat einen Wettbewerb ausgeschrieben.

Freiburger Münster / © C. Nass (shutterstock)

DOMRADIO.DE: In den Zeitkapseln sollen Botschaften an die Zukunft versteckt werden. Wie kommen da die Schüler ins Spiel? 

Anne-Christine Brehm, Freiburger Münsterbaumeisterin / © Fabian Mondl (KNA)
Anne-Christine Brehm, Freiburger Münsterbaumeisterin / © Fabian Mondl ( KNA )

Dr.-Ing. Anne-Christine Brehm (Baumeisterin im Freiburger Münsterbauverein): Das war die Idee unseres Hüttenmeisters. Nachdem an einem neu gestalteten Stein ein großer Toneinschluss entfernt werden musste, war ein Hohlraum da, der wieder geschlossen werden musste. Also hat er die Idee gehabt, dass man eine Botschaft darin verstecken könnte. Warum nicht mal die junge Generation fragen, was sie der Zukunft mitgeben würde? 

DOMRADIO.DE: Was können das für Botschaften sein und in welcher Form?

Brehm: Es ist alles möglich, es gibt nur eine Begrenzung der Größe auf 21x10x5 cm. In diesen Hohlraum werden drei Aluminiumkassetten eingelassen. Da muss es hineinpassen. Es soll natürlich nichts Verderbliches sein, sondern etwas Haltbares sein.

Im besten Fall ist dieses Steinstück über 1000 Jahre an diesem Ort und wird nicht geöffnet. Man kann sich Inspiration aus der Vergangenheit holen. Es wurden schon Zeitkapseln im Münster versenkt und wir wissen zum Beispiel, dass Zeitdokumente beigegeben wurden, Geldscheine und Notgeldscheine oder auch Zeitungsartikel. Die Frage ist: Was ist typisch für unsere Zeit und was will man für die Zukunft mitgeben?

Anne-Christine Brehm

"Was ist typisch für unsere Zeit und was will man für die Zukunft mitgeben?"

DOMRADIO.DE: Es könnte also sein, dass diese Nachrichten in den Zeitkapseln erst 3024 wieder ans Tageslicht kommen. 

Brehm: Ja, und sie freuen sich vielleicht, wenn sie etwas finden. Wir freuen uns immer, wenn wir etwas aus der Vergangenheit finden.

DOMRADIO.DE: Zukunftsbotschaften an große Kirchen zu hinterlassen hat ja durchaus eine lange Tradition. Wissen Sie da mehr zu? 

Hüttenbaumeister der Münsterbauhütte Freiburg, Uwe Zäh, in der Werkstatt der Münsterbauhütte. In die Aluminiumdose sollen Botschaften von Schülern eingeschlossen werden. / © Volker Hasenauer (KNA)
Hüttenbaumeister der Münsterbauhütte Freiburg, Uwe Zäh, in der Werkstatt der Münsterbauhütte. In die Aluminiumdose sollen Botschaften von Schülern eingeschlossen werden. / © Volker Hasenauer ( KNA )

Brehm: Die, die bei uns am Freiburger Münster gefunden wurden, sind hauptsächlich aus dem 20. Jahrhundert, vor allem aus den 20er und 50er Jahren. Die älteren Funde sind religiöse Gegenstände. Wir haben am Turm zum Beispiel Blechpackungen aus dem 16., 17. Jahrhundert gefunden. Darin waren religiöse Medaillen oder Kreuze, aber auch Sprüche, die als Wetter-Abwehrzauber helfen oder vor einem Blitzeinschlag schützen sollten.

Wir können natürlich nicht genau sagen, was noch alles am Bau hinterlassen wurde. Letztens wurde ein Stein herausgenommen und darunter waren kleine Wertmarken aus den 1920er Jahren. Das waren Essensmarken von den Steinmetzen. Es ist spannend, was so hinterlassen wird - zum Teil offiziell, wie wir es mit den Kassetten planen, aber zum Teil auch von den Handwerkern.

Anne-Christine Brehm

"Darin waren religiöse Medaillen oder Kreuze, aber auch Sprüche, die als Wetter-Abwehrzauber helfen oder vor einem Blitzeinschlag schützen sollten."

DOMRADIO.DE: Der Countdown läuft. Bis Anfang nächster Woche können sich Schüler bewerben. Gibt es überhaupt schon Interessenten? 

Brehm: Wir haben inzwischen 20 Anmeldungen von Klassen aus Freiburg und dem Freiburger Umland, aber es ist natürlich noch alles offen. Bis zum 30. April 2024 können sich die Klassen für die Teilnahme anmelden. Bis zum 1. Juli müssen die Beiträge eingereicht werden. Man kann uns einfach schreiben an hagedorn@muensterbauverein-freiburg.de oder auf unserer Homepage schauen.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Der Freiburger Münster

Das Freiburger Münster ist eine der bedeutendsten gotischen Kirchen Deutschlands. Berühmt ist der Bau vor allem wegen seiner durchbrochenen, aufwendig gestalteten Konstruktion des Hauptturms.

Der Baubeginn lag um 1200; die Arbeiten zogen sich über Jahrhunderte hin. Der 116 Meter hohe Turm wurde aber schon um das Jahr 1330 abgeschlossen.

Blick auf das Freiburger Münster und die Innenstadt von Freiburg. / © Harald Oppitz (KNA)
Blick auf das Freiburger Münster und die Innenstadt von Freiburg. / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR