Ermittlungen gegen katholisches Pflegeheim in Corona-Krise

Infizierte Mitarbeiter zur Arbeit gedrängt?

Wurden infizierte Mitarbeiter gedrängt, zur Arbeit zu gehen? Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt gegen die Leitung eines katholischen Altenheims in Sankt Augustin wegen möglicher strafbarer Verstöße im Zusammenhang mit der Corona-Krise.

Desinfektionsmittelspender in einem Altenheim / © Jonas Güttler (dpa)
Desinfektionsmittelspender in einem Altenheim / © Jonas Güttler ( dpa )

Entsprechende Medienberichte bestätigte Sprecher Sebastian Buß am Freitag auf Anfrage, ohne nähere Details zu nennen. Es geht um Vorwürfe, dass positiv auf Corona getestete Mitarbeiter von der Hausleitung dazu gedrängt worden seien, zur Arbeit zu kommen.

Der Staatsanwaltschaft liegt eine Anzeige der Stadt Sankt Augustin vor. Ihr wurden die Vorwürfe im Rahmen ihrer Ordnungsamtsarbeit von einer Mitarbeiterin des Altenheims und dem Ehemann einer weiteren Mitarbeiterin zugetragen, wie der Beigeordnete Ali Dogan auf Anfrage bestätigte.

Aufgrund des Rechtsstaatsprinzips sei die Stadt bei solchen Vorwürfen gehalten, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. "Ob an den Vorwürfen etwas dran ist, wissen wir nicht", so Dogan. Laut der Medienberichte wurden Mitarbeiter unter Androhung einer fristlosen Kündigung dazu gedrängt, ihre Quarantäne aufzugeben.

Prüfung der Vorwürfe gegen die Hausleitung

Das Altenheim gehört zur Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft (CBT) im Erzbistum Köln mit insgesamt 22 Einrichtungen im Rheinland. Die CBT überprüfe derzeit intensiv die "Vorwürfe gegen die Hausleitung bezüglich des Umgangs mit Mitarbeitern und Schutzausrüstung", sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Zudem habe die Geschäftsführung die Staatsanwaltschaft über die Vorwürfe informiert. Dies sei "der unvermeidliche, gleichwohl bedauernswerte Schritt zur Objektivierung der Diskussion".

Laut CBT starben 12 Bewohner des Pflegeheims im Zusammenhang mit dem Coronavirus. 37 Bewohner seien positiv auf das Sars-Cov-2 getestet worden. 56 Mitarbeitern seien nach positiven Tests oder wegen enger Kontakte zu Erkrankten in Quarantäne gekommen und befänden sich dort teils immer noch.

Laut Trägergesellschaft konnten die Personalausfälle zunächst mit Mitarbeitern anderer CBT-Einrichtungen und zusätzlichem Einsatz von Zeitarbeit kompensiert werden. Nachdem weitere Mitarbeiter ausgefallen seien, hätten die positiv getesteten Bewohner am Karfreitag in umliegende Krankenhäuser gebracht werden müssen. Ein Großteil von ihnen sei inzwischen wieder in das Haus zurückgekehrt.


Quelle:
KNA