Manik Farm ist eine riesige Zeltstadt mitten im Dschungel von Sri Lanka: Es gibt Banken, Geschäfte und kleine Teestände, wie überall in Südasien. Rund 250.000 Menschen leben hier. Doch nicht freiwillig. Denn Manik Farm ist ein Internierungslager. Und jetzt beginnt die Regenzeit.
Manik Farm, etwa 30 Kilometer von Vavuniya, im Norden der Tropeninsel gelegen, ist das größte und inzwischen auch das am meisten berüchtigte Lager: Ende September schossen Soldaten auf eine Gruppe von Lagerinsassen, um sie an der Flucht zu hindern. Dabei wurden zwei Kinder verletzt.
Die meisten Einwohner sind seit Mai da. Nur wenige Internierte haben das mit Stacheldraht und viel Militär bewachte Lager bislang verlassen dürfen. Nur etwa 20.000 Menschen sollen nach Regierungsangaben bislang entlassen worden sein. Die Regierung in Colombo sagt, sie wolle erst sicher gehen, dass unter den Entlassenen keine Tamil-Tiger-Kämpfer seien.
Im Mai verkündete Sri Lankas Präsidenten Mahinda Rajapakse den Sieg über die LTTE, nachdem die Armee die gesamte Führungsriege der Bewegung ausgelöscht hatte. Die LTTE hatte über ein Vierteljahrhundert für einen eigenen Tamilen-Staat im Nordosten der Insel gekämpft. Die Tamilen stellen knapp 13 Prozent der 20 Millionen Einwohner Sri Lankas, das von Singhalesen dominiert ist.
Der internationale Druck wächst
Sri Lanka steht nun unter internationalem Druck, die Lager aufzulösen. Die Entlassung der Bürgerkriegsflüchtlinge gehe zu langsam voran, kritisierte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Die Regierung würde "Bitterkeit" und Unzufriedenheit ernten, wenn die Flüchtlinge nicht schnell wieder eine Heimat bekämen. Großbritannien drohte, seine gesamte finanzielle Hilfe für die Lager einzustellen.
Wenn bald der tropische Monsunregen auf die Zeltstadt prasselt, wird sich Manik Farm schnell in eine Landschaft aus Pfützen und Matsch verwandeln. Die Versorgung mit Wasser für die 250.000 Menschen reicht schon jetzt nicht aus. In der Regenzeit, die bis Dezember dauert, dürften die hygienischen Verhältnisse in der Lager-Stadt noch schlechter werden. Camp-Insassen beklagen, dass es kaum Wasser zum Waschen und Trinken gibt und Lebensmittel fehlen. Viele Menschen werden krank.
"Es sind natürlich keine Appartements mit Klimaanlage"
Die Regierung sieht das anders: "Unter allen Flüchtlingslagern in der Welt sind unsere die besten, was die Bedingungen und die Organisation anbetrifft", sagte jüngst Sri Lankas Verteidigungsminister Gotabhaya Rajapaksa, der Bruder des Präsidenten, der indischen "Hindustan Times". "Es sind natürlich keine Appartements mit Klimaanlage."
Die Regierung lässt Gräben anlegen, damit das Regenwasser abfließen kann. Doch viele befürchten, dass das allein nicht ausreicht, die überfüllten Zelte halbwegs trocken zu halten. "Unsere Bitte ist, die Leute hier rauszuholen", sagte UN-Nothilfekoordinator John Holmes.
Er appellierte nochmals an die Regierung in Colombo, Manik Farm vor dem Monsun-Regen zu schließen und die Menschen an andere Orte umzusiedeln, statt Kanäle und Abflüsse im Massenlager auszuheben. Sri Lankas Präsident Rajapakse hat versprochen, die Camps bis Januar 2010 zu schließen. Dann ist die Regenzeit im Nordosten der Insel allerdings vorbei.
Hunderttausende sind in Sri Lanka interniert
Dunkle Wolken über Flüchtlingscamps
Nach dem Ende des Bürgerkrieges im Mai hat Sri Lankas Regierung rasch Camps für die 300.000 tamilischen Flüchtlinge aufgebaut. Sie waren bei den Kämpfen zwischen der Armee und tamilischen Rebellen heimatlos geworden. Sri Lanka steht nun unter internationalem Druck, die Lager aufzulösen.
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