Holland: Empörung über Organspendershow nimmt weiter zu

"Nieren-Lotterie"

In den Niederlanden nimmt die Empörung über die am Freitag, den 1. Juni geplante "Organspendershow" des öffentlich-rechtlichen Jugendsenders BNN zu.
Darin soll eine 37 Jahre alte Frau, die unheilbar an einem Gehirntumor erkrankt ist, eine ihrer Nieren vergeben. Drei Kandidaten konkurrieren um den "Gewinn".

 (DR)

Der Niederländische Königliche Ärzteverband hat Ärzte dazu aufgerufen, bei einer möglichen Transplantation der "gewonnenen" Niere nicht mitzuarbeiten.
Allerdings könnte die Übertragung des Organs auch im Ausland erfolgen; Krankenhäuser in den Niederlanden dürfen dann die Nachsorge nicht verweigern. BNN teilte nur mit, man sei sich mit einer Klinik einig geworden.

Auch das die Show gleichzeitig als Appell dienen soll, in der Organspende aktiver zu werden stimmt den Verband nicht milder. Die Form in der das geschehen soll wird deutlich abgelehnt.  
"Das Leid von Patienten gehört nicht in ein Unterhaltungsprogramm", gab ein Verbandssprecher zu Bedenken.

Zweifel an Ernsthaftigkeit

Der niederländische Ärzteverband bezweifelt, dass nach der Wahl des Gewinners überhaupt eine Transplantation stattfinden kann.
"Wir glauben nicht, dass es wirklich eine Transplantation geben wird", so ein Sprecher. Die Konsequenzen seien für die selbst todkranke Spenderin nicht gut genug geprüft worden.
Des Weiteren müssten Empfänger und Spender auf medizinischer Grundlage zueinander passen, "die Chance ist bei einer solchen Show sehr klein", hieß es.
Die Niederländische Transplantationsgesellschaft bezweifelte ausserdem, dass eines der sieben Transplantationszentren in den Niederlanden die Operation auch ausführe. Es sei unethisch, durch eine Fernsehshow einen Empfänger auszusuchen, so die Gesellschaft.


"Unethisch und geschmacklos"

Auch im niederländischen Parlament haben sich beinahe alle Parteien gegen ein solches Format ausgesprochen und verurteilten es als "unethisch" und "geschmacklos".
Trotz der vielen negativen Reaktionen lehnte die Regierung ein Verbot der Sendung unter Hinweis auf die Pressefreiheit ab.


Quotenrekord ist sicher

Trotz aller Empörung muss aber kein Zuschauer fürchten, dass ihm das TV-Spektakel in letzter Minute entgehen könnte. "Wir bleiben dabei: Die Sendung wird ausgestrahlt", versicherte Chefredakteur Laurens Drillich. Ein Einschaltrekord sei fast sicher.

Nach den Plänen des Senders BNN soll die Niere noch vor dem Tod der an einem unheilbaren Hirntumor leidenden 37-Jährigen entnommen werden. Denn nach niederländischem Recht darf, wer am Leben ist und ein Organ spenden möchte, selbst bestimmen, wem er es zukommen lässt. Bei Spenden nach dem Tod entscheidet dagegen die europäische Stiftung Eurotransplant über die Vergabe von Organen.

Deutschland weit zurück

Ob ein solches Format wie "Die große Spender Show" einen ethisch und moralisch vertretbaren Beitrag dazu leisten kann, dass die Bereitschaft zum Organspenden wächst, bleibt umstritten.

Die Deutschen sind im EU-Vergleich bei Organspenden relativ zurückhaltend. 46 Prozent der Bundesbürger seien bereit, unmittelbar nach ihrem Tod ein Organ zu spenden, geht aus einer am Mittwoch in Brüssel vorgestellten Eurobarometer-Umfrage hervor. Damit liegt Deutschland unter 25 europäischen Ländern nur an 21. Stelle.