Hochschulseelsorger zeigen Verständnis für Studentenproteste

Mastermängel und andere Missstände

An zahlreichen Hochschulen machen gerade Studierende auf gravierende Mängel der Bologna-Reform aufmerksam - zu Recht, finden auch die katholischen Hochschulseelsorger. Gleichzeitig erinnern sie aber auch an die Missstände in bisherigen den Studiengängen.

 (DR)

Lukas Rölli, Geschäftsführer des Forums Hochschule und Kirche, fordert im KNA-Interview eine BAföG-Erhöhung. Im Forum Hochschule und Kirche sind die katholischen Hochschulseelsorger und ihre rund 125 Gemeinden, mehrere Begabtenförderungswerke und etwa 100 Studentenwohnheime zusammengeschlossen.

Nach den Worten Röllis gibt es zwar eine Reihe gelungener Bachelor-Studiengänge. Viele Fachbereiche und Hochschulen hätten aber bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses die ursprünglichen Ziele aus dem Blick verloren. Eine kleinteilige Modularisierung der Studiengänge, die Ausrichtung auf oft sehr spezifische Berufsfelder und eine überhöhte Prüfungsdichte hätten in manchen Fächern zu einer übertriebenen Verschulung des Studiums geführt und die angezielten Wechselmöglichkeiten zwischen Hochschulen stark eingeschränkt. Dadurch werde die Entwicklung eigenverantwortlicher Persönlichkeiten eher behindert als gefördert.

"Missstände auch in bisherigen Studiengängen"
Bei aller Kritik dürfe aber nicht vergessen werden, dass in den bisherigen Diplom- und Magisterstudiengängen oft untragbare Missstände geherrscht hätten, so Rölli. Ziel müsse es sein, die Mängel der Bologna-Reform zu beseitigen. Die Länder sollten überprüfen, ob ihre Hochschulgesetze und die Zielvereinbarungen mit den Hochschulen diesen genug Freiheiten geben, um den Bologna-Zielen gerecht zu werden. Die Fachbereiche in den Hochschulen müssten ihre modularisierten Studiengänge flexibler gestalten, Übergänge zu anderen Hochschulen erleichtern und durch Kooperationen gezielt fördern. Der Prüfungsdruck ab dem ersten Semester sei durch flexiblere Formen des Leistungsnachweises abzubauen.

Weiter verlangte der Geschäftsführer, die BAföG-Fördersätze und Einkommensgrenzen zu erhöhen. Die Verschulung der Bachelor-Studiengänge erschwere die Aufnahme von Nebenjobs zur Finanzierung des Studiums. Besonders für Studierende aus unteren und mittleren Einkommensschichten sei die Studienfinanzierung schwieriger geworden. Notwendig sei auch ein umfassendes Stipendiensystem. Mit der Einführung von Studiengebühren hätten Politik und Wirtschaft dieses mehrfach angekündigt, realisiert worden sei es aber bisher nicht.

Laut Rölli hat die oft mangelhafte Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge dazu geführt, dass die Zahl der verunsicherten und überforderten Studierenden zugenommen habe. Deshalb müssten die Hochschulen dringend mehr studienbezogene und psychosoziale Beratungen anbieten. Auch die Betreuung ausländischer Studierender sei zu verbessern.