Historiker Schlott warnt vor Lockerung des Konklavegeheimnisses

"Funktioniert seit über 500 Jahren"

"Bloß nicht lockern." Der Historiker René Schlott warnt davor, die Geheimhaltung der Papstwahl aufzugeben. Wird sie durchschaubar, verliere sie ihre Faszination. Das könnte auch Folgen für die Legitimation des Papstes haben.

Vatikanstadt: Ein Monitor zeigt Kardinäle bei einem Gebet in der Sixtinischen Kapelle vor der Konklave / © Oliver Weiken (dpa)
Vatikanstadt: Ein Monitor zeigt Kardinäle bei einem Gebet in der Sixtinischen Kapelle vor der Konklave / © Oliver Weiken ( dpa )

Der deutsche Historiker René Schlott hat vor einer Aufweichung des Konklavegeheimnisses gewarnt. Eine solche Entscheidung würde "ein Stück vom Zauber" der Papstwahl zerstören, sagte Schlott der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag. 

Damit würde zudem die Legitimation des gesamten Verfahrens gefährdet. Am Donnerstag forderte der Belgrader Kardinal und Konklaveteilnehmer Ladislav Nemet, die strenge Geheimhaltung der Papstwahl zu lockern, um Gerüchte über deren Ablauf auszuschließen.

Schlott äußerte Sorge um die mediale Aura des Konklaves: "Gerade die Abgeschlossenheit verleiht dem Verfahren seine Faszination." Dass es sich um ein abgeschirmtes, traditionsreiches Ritual handle, erhöhe das öffentliche Interesse - und schütze zugleich das Verfahren vor Banalisierung. "Wenn ich medienpolitischer Berater der Kirche wäre, würde ich raten: Bloß nicht lockern."

Warum sich die Geheimhaltung bewährt hat

Das Konklave sei keine bloße Abstimmung, sondern eine Liturgie, erklärte der Historiker weiter. Es sei ein ritueller Akt mit spirituellem Anspruch. Der Rückzug der Kardinäle in die Sixtinische Kapelle werde als Zeichen der besonderen Ernsthaftigkeit verstanden. "Seine Legitimität bezieht die Papstwahl aus seiner langen Tradition - und daraus, dass es seit über 500 Jahren funktioniert." Seit dem 15. Jahrhundert sei es so verlässlich gelungen, allgemein anerkannte Päpste zu bestimmen - ohne ernstzunehmende Gegenpäpste. Dabei spiele die Geheimhaltung eine wichtige Rolle.

Schlott zeigt jedoch auch Verständnis für Nemets Vorschlag - insbesondere aus medienhistorischer Sicht. "Die Idee ist folgerichtig. Wenn ohnehin ständig Informationen durchdringen, warum dann nicht gleich offiziell Zahlen veröffentlichen?" Schlott erinnert an die Wahl von Benedikt XVI. im Jahr 2005: Noch bevor die Wahl Ratzingers offiziell verkündet wurde, habe ein deutscher Fernsehjournalist per SMS bereits das Ergebnis erfahren. "Das zeigt: Die Medien spielen heute eine große Rolle - und Kardinäle sind auch nur Menschen."

Mehr Transparenz könne chaotische Spekulationen eindämmen, so Schlott. Eine öffentliche Bekanntgabe der Wahlgänge - ähnlich wie bei politischen Abstimmungen - würde Klarheit schaffen. Zudem sei im Anschluss der Druck auf die Kardinäle hoch, Informationen weiterzugeben - obwohl auch dann noch die Geheimhaltung gelte. Mit der wachsenden Zahl von Kardinälen steige die Versuchung zur Indiskretion, so der Historiker.

René Schlott ist ein deutscher Historiker. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Medialisierung des Papsttums und der vatikanischen Selbstdarstellung.

Konklave/Papstwahl

Frühestens am 15., spätestens nach Ablauf von 20 Tagen nach dem Tod oder Amtsverzicht eines Papstes müssen die Kardinäle zur Wahl eines Nachfolgers (Konklave) zusammentreten. Sie werden dazu vom Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re (91), einberufen. Für das Konklave zur Wahl des Nachfolgers von Papst Franziskus wurde als Startpunkt der 7. Mai 2025 gewählt. 

Der Begriff Konklave stammt aus dem klassischen Latein und bedeutet "verschlossener Raum". Denn während des Wahlvorgangs sind die Kardinäle von der Außenwelt abgeschlossen.

Konklave (KNA)
Konklave / ( KNA )
Quelle:
KNA