Kardinal Nemet fordert Ende der Geheimhaltung beim Konklave

"Alle möglichen Gerüchte im Umlauf"

"Alle spekulieren und zitieren 'Quellen', die nichts mit den Tatsachen zu tun haben", schimpft Kardinal Ladislav Nemet, der beim Konklave dabei war. Deswegen fordert er nun das Ende der Geheimhaltung im Vatikan.

Die Tür zur Sixtinischen Kapelle wird zu Beginn der Konklave geschlossen / © Oliver Weiken (dpa)
Die Tür zur Sixtinischen Kapelle wird zu Beginn der Konklave geschlossen / © Oliver Weiken ( dpa )

Der serbische Kardinal Ladislav Nemet hat das Ende der Geheimhaltung bei der Papstwahl gefordert. "Alle spekulieren und zitieren alle möglichen 'Quellen', die nichts mit den Tatsachen zu tun haben. Deshalb wäre es besser, wenn wir freier darüber sprechen könnten, wie die Wahl tatsächlich verlaufen ist", sagte Nemet dem ungarischen Online-Portal "Szemlelek" (Mittwoch).

Kardinal Ladislav Nemet / © Paolo Galosi (KNA)
Kardinal Ladislav Nemet / © Paolo Galosi ( KNA )

Er könne nachvollziehen, dass die strengen Vatikan-Regeln verhindern sollen, dass nach der Wahl über sogenannte "unterlegene" Kandidaten Gerede entstehe, so der Kardinal weiter. "Aber wenn es nach mir ginge, würde ich mit dieser Geheimhaltung brechen. Sonst werden alle möglichen Gerüchte in Umlauf gebracht. So wie es gerade geschehen ist."

Warum ging das Konklave so schnell?

Die rasche Wahl von Papst Leo XIV. im vierten Wahlgang erklärte Nemet damit, dass Prevost die Kriterien erfüllte, die sich in den Beratungen der Kardinäle zuvor herauskristallisiert hatten. "Er musste über missionarische Erfahrung und Geist sowie über pastorale Praxis verfügen. Wir haben nicht nach jemandem gesucht, der sein ganzes priesterliches oder bischöfliches Leben in Ämtern oder in der römischen Kurie verbracht hat."

Kardinäle beim Konklave in der Sixtinischen Kapelle / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Kardinäle beim Konklave in der Sixtinischen Kapelle / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Der neue Papst sollte außerdem mehrere Sprachen sprechen und auf mindestens zwei Kontinenten gearbeitet haben, berichtete der Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE): "Papst Leo XIV. erfüllte alle diese Voraussetzungen: Er ist gebürtiger Nordamerikaner, hat mehrere Jahrzehnte in Südamerika verbracht und kennt sich auch in Europa gut aus."

Ladislav Nemet (68) ist seit 2022 Erzbischof von Belgrad. Für seine Ordensgemeinschaft, die Steyler Missionare, war Nemet zuvor auf den Philippinen, in Polen, Österreich, Kroatien und Ungarn unterwegs.

2008 wurde er Bischof von Zrenjanin. Darüber hinaus war er an der Ständigen Vertretung des Heiligen Stuhls bei der UNO in Wien tätig.

Heute ist Nemet neben seinem Amt als Erzbischof auch Vorsitzender der über mehrere Balkanländer verteilten "Bischofskonferenz der Heiligen Kyrill und Method" und Vizepräsident des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen.

Konklave/Papstwahl

Frühestens am 15., spätestens nach Ablauf von 20 Tagen nach dem Tod oder Amtsverzicht eines Papstes müssen die Kardinäle zur Wahl eines Nachfolgers (Konklave) zusammentreten. Sie werden dazu vom Dekan des Kardinalskollegiums einberufen. 

Der Begriff Konklave stammt aus dem klassischen Latein und bedeutet "verschlossener Raum". Denn während des Wahlvorgangs sind die Kardinäle von der Außenwelt abgeschlossen.

Konklave (KNA)
Konklave / ( KNA )
Quelle:
KNA