Hinter den Kulissen der Bischofskonferenz in Kloster Steinfeld

Kirche und ihre großen Herausforderungen

Rund sechzig Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz versammeln sich dieser Tage im Kloster Steinfeld zur Frühjahrs-Vollversammlung. Johannes Schröer ist für DOMRADIO.DE vor Ort und trifft auch das "normale Gottesvolk".

Autor/in:
Johannes Schröer
Kloster Steinfeld / © Johannes Schröer (DR)
Kloster Steinfeld / © Johannes Schröer ( DR )

Bei über 50 katholischen Bischöfen schrillen die Alarmglocken. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Auch wenn es genau genommen keine Glocken sind, sondern Sirenen, die in den Taschen der Bischöfe mächtig laut werden. Am Donnerstag ist auch in NRW Probealarm. 11:00 Uhr, alle Handys im Sitzungssaal machen Krach. Und wie reagieren die Bischöfe darauf? "Das ging fix", sagt der Hamburger Erzbischof Heße, "wir hatten die Handys griffbereit und schnell unter Kontrolle, denn wir sind doch nicht von Gestern." 

Von Gestern ist etwas anderes. Wieder sitze ich am frühen Morgen in der Basilika von Kloster Steinfeld. Jeder Morgen beginnt auf dem Bischofstreffen mit einer Messe. Dort habe ich nach drei Tagen schon einen Stammplatz, im Seitenschiff, auf einem Hocker, direkt vor einem Beichtstuhl. Von denen gibt es in der Basilika einige. Neugierig schiebe ich den roten Samtvorhang des Beichtstuhls zur Seite und sehe ein kleines Materiallager: Kartons mit Kerzen, Blumentöpfe, Bretter. Hier hat schon lange niemand mehr gebeichtet, und der Beichtstuhl ist nichts weiter als eine schmucke museale Requisite in der Ausstattung der Kirche.

Kloster Steinfeld / © Johannes Schröer (DR)
Kloster Steinfeld / © Johannes Schröer ( DR )

Heute predigt der Magdeburger Bischof Gerhard Feige. Das "America first" von Donald Trump sei das Gegenteil von christlicher Nächstenliebe. Feige sagt klipp und klar, was Sache ist. Und er erinnert an die mutige anglikanische Bischöfin Budde, die in Anwesenheit von Trump an seine christliche Barmherzigkeit appellierte. Trump gefiel das gar nicht und er pöbelte danach gegen die Bischöfin. 

Der Alltag einer Bischofskonferenz

So eine Bischofskonferenz ist fordernd. Um sechs Uhr klingelt der Wecker. Um vor der Messe unsere Kameras in Stellung zu bringen, müssen wir um sieben Uhr in der Basilika sein. Und da fragt keiner, wie spät es gestern Abend geworden ist. 

Wir sind in Nettersheim untergebracht, gut zehn Autominuten von Kloster Steinfeld entfernt. Direkt gegenüber von unserem bescheidenen Landhotel befindet sich das Gasthaus Schruff, ein Gasthaus wie aus einem Bilderbuch der siebziger Jahre, sehr urig und gemütlich. Gestern Abend habe ich mir dort ein Feierabendbier gegönnt. Das Gasthaus war gut besucht. Besonders fiel mir eine Gruppe junger Männer auf, die bester Laune waren. Sie seien Feuerwehrleute aus Köln, sagen sie. An einer Fortbildung nehmen sie teil, ein Kurs, um mit der Kettensäge professionell umzugehen, am Ende steht der Motorsägenschein. Was es in der Eifel nicht alles gibt: Bischofstreffen und Kettensägenseminare. Von der Konferenz der Bischöfe haben sie nichts mitbekommen und ich merke schnell, dass die Jungs dafür auch wenig Interesse haben. Sie freuen sich, dass es im Gasthaus Kölsch vom Fass gibt. Ich trinke zwei Gläser mit ihnen und falle dann ins Bett.

 Kloster Steinfeld / © Johannes Schröer (DR)
Kloster Steinfeld / © Johannes Schröer ( DR )

14:00 Uhr, Abschlusspressekonferenz, die letzte Pressekonferenz des Bischofstreffens. Das ist ein Parforceritt durch die großen Themen, die uns zurzeit beschäftigen. Vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz Georg Bätzing wird verlangt, dass er die ganze Welt und den Vatikan im Blick hat. Da geht es um die Solidarität mit der Ukraine, um Syrien, um die Gefährdung der Demokratie durch die AFD, um den Klimawandel, um die Wiederaufrüstung … . Es wird deutlich, dass die katholische Kirche Stellung bezieht, dass sie eine Stimme hat, sie muss nur gehört werden. Und dann sind da die kircheninternen Fragen und Probleme, vorneweg geht es um die Verantwortung der Kirche im Missbrauchsskandal. Keine Frage, der Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche beschleunigt den Bedeutungsverlust in der Gesellschaft. Puh – viele offene Fragen, viel Arbeit für die Kirche.

Pressegespräch am Ende der Frühjahrsvollversammlung der DBK / © Bernward Loheide (KNA)
Pressegespräch am Ende der Frühjahrsvollversammlung der DBK / © Bernward Loheide ( KNA )

"Gut hat es getan," "spirituell bewegend" sei der Aufenthalt im Kloster gewesen. Vom "kosmischen Frühling in Steinfeld" wird geschwärmt. Ich blättere im Gästebuch des Klosters. "Die Ruhe habe ich gesucht und die Stille gefunden", schreibt jemand. "An diesem Ort stehen alle Türen offen" – "Mit einem inneren Lächeln kehre ich heim".  Ich räume meinen Arbeitsplatz auf. In der Apfelkiste, die das Bistum Aachen für die Journalisten spendiert hat, befinden sich noch reichlich Äpfel. Einen Apfel bringe ich als Abschiedsgruß in die Basilika, zum Heiligen Hermann Josef. Ich bin sicher, dass ich noch einmal wiederkomme. 

Quelle:
DR

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