Heilig-Land-Verein blickt besorgt auf die Zukunft

Leben von Tag zu Tag

Der brutale Terrorangriff der Hamas auf Israel hat auch Folgen für viele Organisationen in der Region. Der Deutsche Verein vom Heiligen Lande engagiert sich seit mehr als 160 Jahren vor Ort. Nun ist die Zukunft ungewiss.

Pilgerhaus Tabgha / © Valery Shanin (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Sie leiten das Pilgerhaus in Tabgha am See Gennesaret. Mittlerweile sind Sie in Rom, wieviel haben Sie von den schrecklichen Ereignissen in Israel mitbekommen?

Dr. Georg Röwekamp (Leiter des Pilgerhauses Tabgha am See Genezareth / Deutscher Verein vom Heiligen Lande): Ich halte mich seit letzter Woche zu einem privaten Besuch in Rom auf. Am Samstag erfuhr ich über die Medien nach und nach von den furchtbaren Ereignissen in Israel und bin inzwischen natürlich täglich mit unseren Mitarbeitern und Freunden vor Ort in Verbindung.

Georg Röwekamp

"Alle Versuche zurückzukehren, sind bisher gescheitert, weil die gebuchten Flüge annuliert wurden."

Alle Versuche zurückzukehren, sind bisher gescheitert, weil die gebuchten Flüge annuliert wurden.

DOMRADIO.DE: Wie haben die Mitarbeiter und Pilger des Pilgerhauses auf die Angriffe reagiert?

Georg Röwekamp

Der gebürtige Duisburger begann nach Abitur und Wehrdienst mit dem Studium für das Lehramt der Primarstufe, wechselte dann aber zur Philosophie und katholischen Theologie. Ein Studienjahr führte Georg Röwekamp nach Jerusalem, wo er zusätzlich die Fächer Archäologie, Judaistik und Islamkunde belegte.

Georg Röwekamp / © Paul Sklorz (KNA)
Georg Röwekamp / © Paul Sklorz ( KNA )

Röwekamp: Auch sie sind entsetzt – egal ob Juden, Christen, Muslime oder Drusen. Sie alle arbeiten ja gemeinsam in unserem Haus und sind bis jetzt für unsere Gäste da.

Natürlich kommt langsam die Sorge hinzu, was der Krieg für den Norden des Landes bedeutet, und was wird, wenn für längere Zeit keine Gäste mehr ins Land kommen.

DOMRADIO.DE: Es gab Berichte, dass es für deutsche Besucher schwierig war, Israel zu verlassen. Konnten mittlerweile alle Pilger, die in Tabgha waren, ausreisen?

Röwekamp: Es war tatsächlich nicht ganz einfach, für unsere Freiwilligen und für die Gäste, deren Flüge storniert wurden, neue Tickets zu buchen. Inzwischen sind aber alle Volontäre und Gruppen des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande (DVHL) nach Deutschland zurückgekehrt. Die vorerst letzte Gruppe von US-Amerikanern wird das Pilgerhaus am Sonntag verlassen.

DOMRADIO.DE: Wie wird es nun mit dem Pilgerhaus weitergehen, was planen Sie für die nächsten Wochen? 

Georg Röwekamp

"Wie alle Menschen im Heiligen Land leben wir im Moment von Tag zu Tag."

Röwekamp: Wir müssen uns auf die neue Situation einstellen und hoffen natürlich, dass wir möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter beschäftigen können. Leider sind längerfristige Planungen zur Zeit nicht möglich – wie alle Menschen im Heiligen Land leben wir im Moment von Tag zu Tag.

Das Interview führte Mathias Peter.

Deutscher Verein vom Heiligen Lande

Seit mehr als 160 Jahren engagiert sich der Deutsche Verein vom Heiligen Lande (DVHL) für die Menschen im Nahen Osten – immer vor dem Hintergrund des interreligiösen Dialogs und friedenspolitischen Engagements. "Mit Erfahrung und Kompetenz sind wir auf einzigartige Weise im Nahen Osten präsent. Wir engagieren uns dort, wo Menschen konkrete Hilfe brauchen, und treten mit ihnen für eine bessere Zukunft ein." Im Spannungsfeld von Judentum, Christentum und Islam stehen sie für Verständigung, Versöhnung und Frieden.

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)
Quelle:
DR