Bekannt ist sie vielen als Nachrichten-Moderatorin beim ZDF. Gundula Gause wurde evangelisch getauft, hat katholisch geheiratet und lebt, wie sie selbst sagt, "ein ökumenisch-christliches Leben".
Beim Gespräch im Katholisch-Sozialen Institut (ksi), einem Tagungs- und Weiterbildungszentrum des Erzbistums Köln auf dem Michaelsberg in Siegburg, spricht sie am Sonntagabend darüber, dass ihr Glaube sie in allen Lebensbereichen begleite, ohne im Vordergrund zu stehen: "Wir alle haben unseren Glauben, der läuft bei allem mit und ist keine ausschlaggebende Komponente bei Entscheidungen, aber er bildet ein Wertegerüst." So zitiert sie Markus Schächter, ehemaliger Intendant des ZDF, aus einem persönlichen Gespräch.
Der Glaube sei ihr vor allem durch ihre Mutter vermittelt worden, eine aktive Protestantin, mit der sie als Kind regelmäßig betete und Gottesdienste besuchte. Heute sieht Gause mit Sorge auf den Mitgliederschwund in den Kirchen und den Mangel an Priestern. Gemeinden müssten sich ihrer Meinung nach öffnen und anpassen: Zusammenlegungen seien oft unausweichlich. Dennoch sei die Kirche für sie mehr als eine Institution – sie sei Kulturträger und Ort der Stille sagt die Moderatorin des ZDF-heute-journals: "Wo auch immer man auf Reisen ist, man sieht in Dörfern und Ortschaften den Kirchturm. In viele Kirchen gehen wir auf dem Weg hinein, beten kurz, halten inne, bewundern die Kunst."
Nächstenliebe als Kern des Glaubens
Im Gespräch macht Gause deutlich, dass für sie die Nächstenliebe der Kern der christlichen Botschaft ist. Das gelte auch für das Ehrenamt, das sie als wesentlichen Bestandteil einer lebendigen Gesellschaft betrachtet:
Ihr eigenes Engagement stellt sie dabei nicht in den Vordergrund. Entscheidend sei, "was in der Menge getan wird". Ehrenamtliches Handeln bedeute für sie, Menschen Hoffnung zu schenken und Verantwortung füreinander zu übernehmen.
Auch in der kirchlichen Organisation wünscht sich Gause mehr Handlungsspielräume für Laien, um dem Priestermangel zu begegnen. Sie verweist auf Gemeinden, in denen Laien beispielsweise bereits Gottesdienste halten, taufen und beerdigen dürfen – ein Modell, das ihrer Meinung nach auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen könnte.
"Ohne Glauben würde mir etwas fehlen"
Auf die Frage, warum sie ohne den Glauben nicht leben könne, antwortet Gause: "Es gehört zu meinem Leben, mir würde etwas fehlen. Ich finde es unglaublich schwer, in Worte zu fassen, was der Glaube für einen ausmacht. Der Glaube ist für mich der Verweis auf eine andere Ebene." Glaube bedeute für sie, sich selbst und andere als Kinder Gottes zu begreifen:
Besonders eindrücklich berichtet Gundula Gause von ihrem Engagement für "missio", das internationale Hilfswerk der katholischen Kirche. Sie unterstützt Projekte in Ghana, insbesondere in Agbogbloshie, der größten Müllhalde der Welt. Dort entstehen mit Hilfe von Ordensleuten und Spenden aus Deutschland eine Kindertagesstätte und Bildungsprojekte, um Kinder aus dem Elend zu holen.
Gause schildert, wie sie bei der Eröffnung des "Guardian Angel Daycare Center" im März 2024 erlebt habe, mit wie viel Hingabe die Schwestern versuchen, über die Kinder den Kontakt zu den Familien aufzubauen, um dort gezielt helfen zu können.
Das Projekt in Agbogbloshie wurde sogar vom Papst gewürdigt. Papst Leo XIV. segnete vor wenigen Wochen ein Kreuz, das von "missio" und Künstlern entworfen wurde. Es besteht aus Messing und eingearbeiteten Handys von der Müllhalde in Agbogbloshie und steht sinnbildlich für das Engagement für die Armen vor Ort.
Hoffnung und Haltung
Mit Sorge blickt Gundula Gause auf die schrumpfenden Kirchen. Sie ermutigt Menschen, wieder in die Kirche zu gehen, sich in christlichen Organisationen zu engagieren und den Glauben in die Welt zu tragen.
Während des Gesprächs zeigt sich Gundula Gause dennoch hoffnungsvoll, dass die Kirche in 50 Jahren eine offene und dialogbereite Gemeinschaft bleibt. Eine Kirche, in der Menschen miteinander und mit Andersgläubigen sprechen, voneinander lernen und ihren Glauben gemeinsam leben und verbreiten.
Bei aller beruflichen Nähe zu Krisen und schlechter Nachrichtenlage bleibt für Gause der Glaube ein Halt. Wenn man sich ohnmächtig fühle, könne man trotzdem etwas tun, zum Beispiel im Ehrenamt. Eine Kollegin sagte in diesem Zusammenhang zu ihr in einem Gespräch "Aber weißt du was Gundula, du hast ja wenigstens deinen Glauben."