Gütersloher Kirchengemeinden teilen sich Gotteshaus

Energiesparen ökumenisch

Wie können wir Energie sparen, um gut durch den Winter zu kommen? Das fragen sich auch Kirchengemeinden. Im Kreis Gütersloh gehen eine katholische und evangelische Gemeinde jetzt neue Wege und teilen sich eine Kirche.

Zwei Gemeinden, ein Kirchturm / © Harald Oppitz (KNA)
Zwei Gemeinden, ein Kirchturm / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wir sprechen konkret vom Gütersloher Stadtteil Friedrichsdorf. Was genau ist da geplant?

Markus Henke (Vikar im Pastoralen Raum Gütersloh): Geplant ist dort, dass die evangelische Gemeinde aus der Johanniskirche in Friedrichsdorf nach den Weihnachtsgottesdiensten als Gast in der katholischen Sankt-Friedrichs-Kirche ist.

DOMRADIO.DE: Und das machen sie natürlich, um Energie zu sparen.

Markus Henke, Vikar im Pastoralen Raum Gütersloh

"Ich denke, wenn die katholische Gemeinde im evangelischen Gemeindehaus zu Gast ist, wird man noch näher aufeinander zugehen und sich auch nochmal besser kennenlernen."

Henke: Das ist der erste Zweck. Ja.

DOMRADIO.DE: Das klingt ja jetzt auch nach so einer Art ökumenischem Zusammenrücken.

Erzbistum Paderborn

Erzbistum Paderborn / © Bernd Thissen (dpa)
Erzbistum Paderborn / © Bernd Thissen ( dpa )

Das Erzbistum Paderborn ist eine Ortskirche der katholischen Kirche. Rund 4,8 Millionen Menschen leben im Erzbistum Paderborn, davon sind mehr als 1,4 Millionen katholisch. In den Einrichtungen des Erzbistums sind annähernd 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Sie und viele ehrenamtlich Engagierte setzen sich täglich dafür ein, einen lebendigen Glauben zu gestalten und den Auftrag der Kirche zu erfüllen – in der Feier von Gottesdiensten, der Seelsorge, in Bildungseinrichtungen und mit caritativen Angeboten.

Henke: Das hat in Friedrichsdorf tatsächlich eine lange Tradition. Die Gemeinden haben sich immer gegenseitig Gastrecht eingeräumt, wenn zum Beispiel eine Kirchenrenovierung anstand. Es gibt einen gemeinsamen ökumenischen Kirchenchor. Die Friedhofskapelle wird ökumenisch genutzt in ökumenischer Trägerschaft.

Es ist eine lange Tradition und eine gute Tradition. Und die bewährt sich jetzt auch in der Energiekrise. Die Verhandlungen sind jetzt kurzfristig angestoßen worden, und die Entscheidung wurde ziemlich zeitnah getroffen.

DOMRADIO.DE: Das heißt, das war gar nicht schwer, sich da auf diese Lösung zu einigen, einfach weil sie da schon so viel Kontakt haben. Sie wiederum werden dann im evangelischen Gemeindehaus zu Gast sein.

Henke: Genau. So ist die Einladung von der evangelischen Gemeinde ausgegangen. Wir haben nicht so viele Veranstaltungen. Das evangelische Gemeindehaus ist deutlich ausgelasteter. Das werden wir jetzt prüfen und die Einladung bestimmt gerne annehmen.

DOMRADIO.DE: Hoffen Sie denn darauf, dass sich aus diesem "An-einem Strang-ziehen" auch ökumenische Impulse über das Energiesparen hinaus ergeben können?

Henke: Bestimmt in der gemeinsamen Nutzung des Gemeindehauses. Bei den Gottesdiensten vielleicht eher weniger, weil da die Berührungspunkte nicht so groß sind. Aber ich denke, wenn die katholische Gemeinde im evangelischen Gemeindehaus zu Gast ist, wird man noch näher aufeinander zugehen und sich auch nochmal besser kennenlernen – um dann zu sehen: Ach guck, mein Nachbar ist ja auch aktiv, nur eben auf der anderen Seite.

DOMRADIO.DE: Als Sie Ihr Vorhaben öffentlich gemacht haben, sind Sie auf mediales Echo gestoßen. Was haben Sie bisher für Reaktionen bekommen?

Markus Henke, Vikar im Pastoralen Raum Gütersloh

"In allen Gesprächen, die ich bislang geführt habe, war immer der Tenor: Das ist eine super Idee, macht das bloß weiter. Guckt doch mal, ob Ihr das im Stadtkern von Gütersloh nicht auch hinbekommt."

Henke: 100 Prozent positive Reaktionen. In allen Gesprächen, die ich bislang geführt habe, war immer der Tenor: Das ist eine super Idee, macht das bloß weiter. Guckt doch mal, ob Ihr das im Stadtkern von Gütersloh nicht auch hinbekommt.

DOMRADIO.DE: Haben sich denn schon Nachahmer gemeldet, die so etwas auch gerne probieren möchten?

Henke: Ja, die ersten Gespräche haben wir schon geführt. Im Moment sind wir noch in der Phase, dass die katholischen und evangelischen Gemeinden das für sich selber klären. Wenn wir das geklärt haben, werden wir uns an einen Tisch setzen und überlegen, wo wir Synergieeffekte schaffen können.

DOMRADIO.DE: Sie haben ja jetzt auch schon eine positive Erfahrung in Friedrichsdorf. Was ist da Ihr Fazit? Was muss gegeben sein, damit so was gut klappt?

Henke: Das Einfachste sind natürlich kurze Dienstwege. Das war jetzt möglich durch Herrn Pohl. Er ist im Kirchenvorstand für den Kirchort Sankt Friedrich zuständig. Er hat nach einer der letzten Sitzungen des Kirchenvorstandes die Idee aufgegriffen und ist sofort in Verhandlungen mit der evangelischen Seite eingetreten. Diese ortsnahe Anwesenheit und die Möglichkeiten haben sehr dazu beigetragen, dass es da jetzt ganz kurzfristig und schnell eine gute Lösung gibt.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Quelle:
DR