Göring-Eckardt rückt an die Spitze der EKD-Synode

Neues Gefühl für Beckstein

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen) leitet in den nächsten sechs Jahren die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das Kirchenparlament wählte die 42-jährige Politikerin aus Thüringen am Samstag in Würzburg zur sogenannten Präses. Sie setzte sich gegen Bayerns Ex-Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) durch.

 (DR)

Der scheidende EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber sprach sich in seinem Bericht vor den Synodalen für mehr politischen Einfluss auf die Wirtschaftsordnung aus.

Göring-Eckardt ist die erste grüne Politikerin an der Spitze der Synode. Sie erhielt im ersten Wahlgang 72 von 124 abgegebenen Stimmen, für Beckstein sprachen sich 50 Delegierte aus. Es gab drei Enthaltungen. Bisherige Präses war die Oberbürgermeisterin von Nordhausen, Barbara Rinke (SPD). Sie hatte das Amt seit dem Jahr 2003 inne. Beckstein sowie der Düsseldorfer Oberkirchenrat Klaus Eberl wurden anschließend zu stellvertretenden Präsides bestimmt.

«Die Wirtschaftsordnung gestalten»
Huber rief dazu auf, die internationale Wirtschaftsordnung stärker politisch und sozial zu gestalten. Die Marktwirtschaft müsse sich konsequent an den Prinzipien der Nachhaltigkeit und an den Lebenschancen der kommenden Generationen orientieren, so der Berliner Bischof. Am wichtigsten seien Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen. Scharf kritisierte Huber den «Geist des Habenwollens». Angesichts einer drohenden wirtschaftlichen Rezession sei das Einfordern sozialer Verantwortung wichtiger als die Ankündigung sozialer Unruhen.

Der EKD-Ratschef appellierte an das Kirchenparlament, den Reformprozess in der evangelischen Kirche fortzuführen und ihm weitere Impulse zu verleihen. Im EKD-Papier «Kirche der Freiheit» aus dem Jahr 2006 war unter anderem eine Verringerung der Zahl der Landeskirchen angeregt worden. Der Berliner Bischof würdigte das vor wenigen Tagen in der Hauptstadt gescheiterte Volksbegehren «Pro Reli» für eine Wahlfreiheit zwischen Religions- und Ethikunterricht.
Zwar hätten die Kirchen eine Niederlage erlitten, doch als positive Erfahrung bleibe unter anderem das ökumenische Zusammenwirken.

Katrin Göring-Eckardt wurde am 3. Mai 1966 in Friedrichroda in Thüringen geboren und studierte evangelische Theologie in Leipzig. Im Wendejahr gehörte sie zu den Mitgründern von «Demokratie jetzt» und der Partei Bündnis 90, die sich später mit den Westgrünen vereinigte. Seit 1998 sitzt Göring-Eckardt im Bundestag, seit 2005 ist sie dessen Vizepräsidentin. Die neue EKD-Präses wohnt in Ingersleben bei Erfurt, ist mit einem evangelischen Pfarrer verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.

Im Oktober wählt die Synode einen neuen EKD-Rat
Die EKD-Synode hatte sich am Samstag neu konstituiert. Sie tagte erstmals in zeitlicher Nähe und weitgehender personeller Übereinstimmung mit den Parlamenten der beiden gliedkirchlichen Zusammenschlüsse, der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (VELKD) und der Union Evangelischer Kirchen (UEK). Das Treffen endet am Sonntag mit einem Gottesdienst. Im Oktober wählt die Synode in Ulm einen neuen, 15-köpfigen Rat und dessen Vorsitzenden. Der 66-jährige Huber tritt in den Ruhestand. Als aussichtsreichste Nachfolgerin gilt gegenwärtig die Hannoveraner Landesbischöfin Margot Käßmann.