Katrin Göring-Eckardt rückt an die Spitze des Kirchenparlaments

Die EKD-Synode wird grün

Es duftet und blüht in diesen ersten Maitagen in Würzburg, wo sich die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Wochenende zu ihrer konstituierenden Sitzung versammelte. Da passte es gut, dass sich das protestantische Kirchenparlament eine Grüne an ihre Spitze wählte: Katrin Göring-Eckardt, seit 2005 Bundestagsvizepräsidentin. Sie setzte sich gleich im ersten Wahlgang mit 72 zu 50 Stimmen gegen den bayerischen Ex-Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) durch.

Autor/in:
Bernd Buchner
 (DR)

Die bekannteste Ostdeutsche von Bündnis 90/Die Grünen ist seit langem evangelisch profiliert und könnte die öffentliche Aufmerksamkeit für die EKD-Synode deutlich erhöhen. Göring-Eckardt hielt vor den 126 Kirchenparlamentariern zwar eine eher bedächtige Vorstellungsrede, gab aber gleichwohl zu erkennen, bei Bedarf auch einmal laut werden zu können. «Die Stimme der Kirche wird gebraucht, gerade in Zeiten der Orientierungslosigkeit», betont die thüringische Politikerin, die am Sonntag 43 Jahre alt wird, mit Blick auf die Wirtschaftskrise und die Zukunftssorgen vieler Menschen.

Besondere Aufmerksamkeit will Göring-Eckardt in ihrer neuen Rolle als Präses der Frage der sozialen Gerechtigkeit («Viel zu viele Kinder und Jugendliche wachsen in Armut auf») sowie der Bewahrung der Schöpfung widmen - und nicht zuletzt auch die Rolle der Synode gegenüber der Kirchenleitung stärken. Unter dem EKD-Ratsvorsitz des meinungsmächtigen, im Herbst ausscheidenden Berliner Bischofs Wolfgang Huber klagten viele Synodale über mangelnde Bedeutung und Einflussmöglichkeiten ihrer parlamentarischen Arbeit.

Einen kleinen Seitenhieb gegen die «Amtskirche», die den Laienchristen nicht genügend Aufmerksamkeit schenke, will sich Göring-Eckardt nicht verkneifen - dabei ist sie selbst mit der Amtskirche verheiratet: Ihr Mann Michael Göring ist Pfarrer in Ingersleben bei Erfurt. Zwei erwachsene Söhne hat das Paar - der ältere kam just im Wendejahr 1989 zur Welt, als Katrin Göring-Eckardt an der Gründung von «Demokratie jetzt» und Bündnis 90 beteiligt war. 1998 rückte sie für die Bündnisgrünen in den Bundestag, war Parlamentarische Geschäftsführerin und Fraktionschefin.

Neben dem neuen Präsesamt warten bereits die nächsten kirchlichen Aufgaben auf die jugendlich wirkende Politikerin: Göring-Eckardt gehört der Leitung des 2. Ökumenischen Kirchentages (ÖKT) 2010 in München an und ist ein Jahr später Präsidentin des Evangelischen Kirchentages in Dresden. Zuvor jedoch hat sie im Oktober in Ulm die Wahl des neuen EKD-Ratsvorsitzenden zu leiten. Möglicherweise erhält die evangelische Kirche eine weibliche Doppelspitze: Denn als Favoritin für das Amt gilt die Hannoveraner Landesbischöfin Margot Käßmann.